Gruselzeit auf WhatsApp! Immer wieder machen Kettenbriefe in der Messenger-App die Runde. Der Inhalt lässt sich meistens auf einen gemeinsamen Nenner bringen: «Schicke diese Nachricht an deine Kontakte weiter, oder dir wird etwas Schlimmes zustossen.» So auch beim aktuellen Kettenbrief, der unter dem Namen Momo herumgeschickt wird, und vor dem jetzt sogar die Polizei warnt.
Dieser Kettenbrief verbreitet sich mindestens seit der vergangenen Woche in Deutschland und der Schweiz. Vor allem junge Schüler scheinen die Nachricht an ihre Freunde weiterzuschicken.
Wie watson in der vergangenen Woche berichtet hat, kursieren zurzeit mehrere WhatsApp-Accounts mit dem Namen Momo.
Mit einem Grusel-Profilbild und einer japanischen Nummer sollen diese Momo-Accounts plötzlich in den WhatsApp-Kontaktlisten einiger Menschen aufgetaucht sein – und zwar ohne, dass die sie hinzugefügt hätten. Einigen Usern soll Momo gruselige Schock-Fotos und Droh-Botschaften mit persönlichen Details geschickt haben. Der Haken: Natürlich gibt es für nichts davon Beweise.
Viel wahrscheinlicher: Irgendjemand hat sich einen Spass gemacht und die Nummer von Momo im Internet verbreitet, Menschen haben sie zu ihren WhatsApp-Kontakten hinzugefügt und versucht, mit ihr in Kontakt zu treten. In Verbindung mit dem gruseligen Profilbild bildete sich dann schnell ein Mythos. Immer mehr Gerüchte wurden verbreitet, etwa dass Momo Menschen mitten in der Nacht angerufen habe. Der Stoff, aus dem Internet-Gruselgeschichten gemacht sind.
Die ganzen Legenden rund um Momo scheint sich spätestens in der vergangenen Woche jemand zunutze gemacht zu haben, um den Grusel-Kettenbrief zu erstellen und in Umlauf zu bringen. Wer auch immer hinter der Nachricht steckt, er musste sich zumindest keine komplett eigene Geschichte ausdenken. Momo war vielen bereits ein Begriff.
Vor allem Kinder können sich durch so einen Kettenbrief schnell verängstigen lassen. Von einem solchen Fall berichtet die deutsche Zeitung Passauer Neue Presse. Der neunjährige Sohn einer Leserin aus dem Landkreis Passau habe den Kettenbrief erhalten und aus Angst an 15 Mitschüler aus seiner Grundschulklasse weitergeleitet. Der Junge habe sich anschliessend nicht getraut, alleine in seinem Zimmer zu schlafen und sei mehrere Tage lang verängstigt gewesen.
#Kettenbriefe können nervig sein. Doch der #Whatsapp Kettenbrief Momo ängstigt zur Zeit vor allem Kinder und Jugendliche. Daher: Redet mit euren Kindern bzw. Eltern. Es wird nichts passieren, wenn der Kettebrief nicht weiterleitet wird. pic.twitter.com/tbxBwme6Fw
— Polizei Lüneburg (@Polizei_LG) 27. Juli 2018
dat feel wenn man keine 15 Kontakte hat
— matt (@auswegslos) 27. Juli 2018
Die Polizei im deutschen Lüneburg rät Eltern deshalb, mit ihren Kindern über das WhatsApp-Phänomen zu sprechen. Sie stellt ausserdem klar:
Ähnlich aufgebaute Kettenbriefe werden immer wieder verbreitet. Das Internetportal Mimikama, das über Internet-Fakes und Online-Betrug aufklärt, sieht beispielsweise Parallelen zwischen dem Fall «Momo» und «Teresa Figaldo».
Unter diesem Namen wurde ebenfalls bereits mehrfach ein Kettenbrief herumgeschickt. Dort steht unter anderem:
Anders als bei Momo ist hier immerhin der Ausgangspunkt des Phänomens bekannt. Die Geschichte von Teresa Figaldo wurde erstmals 2004 in Umlauf gebracht, wie Mimikama berichtet. Der Kettenbrief sei damals eine virale Werbeaktion für einen portugiesischen Kurzfilm gewesen. WhatsApp gab es damals noch gar nicht. Die Nachricht wurde stattdessen per E-Mail verbreitet.
Bei vielen Kettenbriefen und ähnlichen Internet-Grusel-Phänomenen lässt sich kaum bestimmen, wer sie zuerst in Umlauf gebracht hat, und was die Motivation dahinter war. Eines haben sie jedoch alle gemeinsam:
Durch das Ignorieren eines Kettenbriefs ist bislang noch niemand gestorben.