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Gericht ordnet Behandlungsstopp für todkrankes Baby an – gegen den Willen der Eltern

Gericht ordnet Behandlungsstopp für todkrankes Baby an – gegen den Willen der Eltern

11.04.2017, 17:5512.04.2017, 08:52
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Ein Gericht in Grossbritannien hat gegen den Willen der Eltern einen Behandlungsstopp für ein todkrankes Baby angeordnet. Das Gericht folgte damit einem Antrag der Ärzte des Great-Ormond-Street-Spitals in London.

Der acht Monate alte Charlie solle in Würde sterben können, begründete der Vorsitzende Richter des High Courts die Entscheidung am Dienstag. Der Junge leidet unter einer seltenen Erbkrankheit, die zu Muskelschwund und Hirnschäden führt, und musste zuletzt künstlich beatmet werden. Er ist an mitochondrialer Myopathie erkrankt.

Die Eltern zeigten sich nach dem Urteil «am Boden zerstört», liess eine Anwältin wissen. «Sie verstehen nicht, warum der Richter Charlie nicht einmal die Chance auf eine Behandlung gegeben hat». Sie kündigten an, in Berufung zu gehen.

Charlies Eltern hatten dafür gekämpft, ihren Sohn für eine weitere Behandlung in die USA bringen zu können. Sie sammelten dafür umgerechnet bereits rund 1.5 Millionen Franken. «Er hat buchstäblich nichts zu verlieren, aber möglicherweise ein gesundes und glückliches Leben zu gewinnen», schrieben sie auf einer Fundraising-Webseite.

«Mit schwerem Herzen, aber in der vollen Überzeugung, dass es in Charlies bestem Interesse ist»

Die Ärzte hatten argumentiert, Charlie könne bei einer weiteren Behandlung möglicherweise Schmerzen erleiden. Durch bereits erlittene Hirnschäden werde sich sein Zustand selbst bei erfolgreicher Behandlung nicht mehr verbessern.

«Mit schwerem Herzen, aber in der vollen Überzeugung, dass es in Charlies bestem Interesse ist» habe er sich entschieden, dem Antrag des Spitals stattzugeben, hiess es in der Urteilsbegründung des Richters.

Das mitochondriale DNA-Depletionssyndrom, auch mitochondriale Myopathie genannt, ist eine sehr schwere und unheilbare Erbkrankheit. Die seltene Erkrankung kann unterschiedliche Organe wie die Leber, das Hirn und die Nieren betreffen.

Sie führt meist nach wenigen Monaten bis mehreren Jahren zu Multi-Organversagen und zum Tod. Einige Studien deuten aber darauf hin, dass die Gabe von Aminosäuren und Enzymen den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen kann. (sda/dpa)

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60 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Grigor
11.04.2017 19:57registriert Februar 2014
Den Sachverhalt mal sehr provokativ formuliert: Die Eltern kämpfen dafür das ihr Kind physische Schmerzen erleidet, damit den Eltern die psychischen Schmerzen, durch den endgültigen Tod, erspart bleiben.
Wie gesagt ein wenig hart formuliert, aber hilft mir die Entscheidung des Richters zu verstehen.
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Das-Malo
11.04.2017 19:11registriert November 2015
Eltern müssen zum Wohle ihrer Kinder entscheiden. Doch in solchen Situationen erscheint mir das fast unmöglich.
Dass die Eltern um das Leben ihres Kindes kämpfen ist absolut normal, doch was ist nun richtig? Was falsch?
Diese Situation muss unerträglich sein.
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who cares?
11.04.2017 18:35registriert November 2014
Das ist natürlich sehr traurig. Ärzte sind im Normalfall Leute, die nicht einfach so jemanden sterben lassen, deswegen denke ich, sie haben diese Entscheidung nicht leichtfertig getroffen.
Am Geld kanns ja nicht gelegen sein, das war durch das Fundraising ja da.
Ich kann aber auch die Eltern verstehen, die so lange gekämpft haben und es jetzt schwer fällt, loszulassen. Schlussendlich denke ich, dass es die Beste Lösung für alle ist, auch für das Kind.
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