Und nun zurück zum Artikel.
Siira ist elf Jahre alt. Ihr Haar sträubt sich wild gekraust in alle Himmelsrichtungen. Sie lacht, sie ist stolz auf ihr Haar, doch das war nicht immer so.
Als Siira das erzählt, steht sie direkt vor einer Billboard-Anzeige, auf der Bilder von ihr und acht weiteren glücklich lachenden Frauen mit Afro-Haaren der Strasse entgegen leuchten.
Es ist das Projekt ihrer Mutter, Lekia Lée, einer britischen Aktivistin. «Fast nirgends ist eine schwarze Frau mit natürlichen Haaren zu sehen. Dadurch denken gerade jüngere Mädchen, dass alles andere nicht zu akzeptieren ist», erklärt Lekia Lée im Interview mit bento. Sie selbst habe sich jahrelang gefühlt, als wäre sie seltsam, als hätte sie komisches Haar und als würde sie irgendetwas falsch machen. Vielen ihrer Freundinnen ging es gleich. Sie trugen Perücken oder liessen ihr Haar chemisch strecken.
Aus diesem Grund ruft sie das «Project Embrace» ins Leben, eine Kampagne mit dem Ziel, schwarzen Frauen und Mädchen zu zeigen, dass sie nicht auszusehen haben wie die mehrheitlich weissen Models aus den grossen Werbeanzeigen.
Seit 2011 schreibt Lée Artikel, gibt Interviews und hält Vorträge. Doch ihr Aktivismus bleibt in einem Milieu hocken, in dem ihre Botschaft bereits zur Selbstverständlichkeit wurde. Mit der grossen Werbetafel an der West Cromwell Road in London will sie Leute erreichen, denen die Problematik noch unbekannt ist. Sie habe bewusst das selbe Medium gewählt, auf dem normalerweise grosse Modekampagnen präsentiert werden. Denn genau dem normierten Frauenbild dieser Werbungen will das «Project Embrace» mit gelebter Vielfalt entgegenwirken.
Bis jetzt geniesse die Kampagne ein überwältigendes Feedback. Was sie besonders freue, ist, dass sich neben den unzähligen Privatpersonen auch Friseure bei ihr gemeldet haben, die von gesundheitlichen Problemen wegen aufwändiger Haarbehandlungen berichten.
Aufgrund dessen will Lée das Projekt nun weiterziehen. Sie will in weiteren britischen Städten Billboards mit den gekrausten Haaren afrikanischer Frauen füllen. Und mehr: Gemeinsam in einem kleinen Team will sie an Schulen gehen, um Kindern zu erklären, dass Selbstliebe und Schönheit nicht von den Bildern in der Werbung abhängig sind.