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Reiseführer: Abseits der teuren Touristenpfade Manhattans, ab nach Brooklyn, NYC

Brooklyn ist bunter, billiger, besser: Willkommen auf der B-Side von New York!

Skyline Manhattans von Williamsburg aus gesehen.Bild: Jennifer Zimmermann
Wer lieber das Brooklyn aus «Girls» als die Strassen Manhattans aus «Sex and the City» erkunden will, der ist hier richtig aufgehoben. Dieser Reiseführer liefert kulinarische und kulturelle Tipps in und um Brooklyn und verrät, wo du am besten shoppst und dich im Grünen erholst.
18.08.2017, 09:1918.08.2017, 12:13
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Gut zu wissen
Direktheit: Die Lieblingsfrage eines jeden New Yorkers ist die nach deinen Mietkosten. Über ihr Gehalt oder selbst über ihr Alter reden sie hingegen weniger gerne.
Subway: Sie ist notorisch verspätet und bröckelt an allen Ecken und Enden. Eine Fahrt kostet 2.75 Franken (bald 3 Franken), ein Wochenticket 31 Franken. Je nach Verkehrslage kommt man mit der App Lyft billiger und bequemer weg.
Trinkgeld: Bei einem Mindestlohn von 11 Franken die Stunde für Kellner, ist es bei gutem Service angebracht, 20 Prozent Trinkgeld zu geben. In Bars sollte man 1 Franken pro Drink dazugeben, wenn man je wieder vom Barkeeper bedient werden will.

«Wir haben drei Clubs in Manhattan abgeklappert, aber der billigste wollte noch immer 200 Franken Eintritt pro Person!», so ein Freund, der kürzlich in New York Ferien machte. Anfängerfehler Nummer eins: das Nachtleben in Manhattan, statt in Brooklyn suchen. Anfängerfehler Nummer zwei, dessen sie sich auch schuldig gemacht haben: in einem Hotel am Times Square übernachten. Vergeblich suchten sie nach Bars in der Umgebung und mussten ernüchtert feststellen, dass New York eben manchmal doch schläft.

Was viele Touristen nicht wissen: New York ist viel mehr als die altbekannten Sehenswürdigkeiten in Manhattan. Darum widmet sich dieser Guide in erster Linie dem kulinarischen und kulturellen Leben im Bezirk Brooklyn, insbesondere im Stadtteil Williamsburg. 

Erst mal Entspannen – mit einem Drink

New York kann ebenso anstrengend wie aufregend sein. Um dich zu entspannen, gehst du am besten dem Volkssport Nummer eins der New Yorker nach: Trinken. Und wo lässt sich das besser tun, als mit Aussicht auf die Skyline Manhattans? Im hippen Stadtteil Williamsburg (am besten nimmst du die Subway-Linie L bis Bedford) gibt es gleich ein paar schöne Orte, von edel bis alternativ, ganz in der Nähe voneinander.

Bedford Avenue in Williamsburg.Jon Chica / Shutterstock.com
  • Die Bar Westlight im 22-igsten Stock des William Vale Hotels hat The Ides Bar des Wythe Hotels gleich nebenan als höchste Rooftop-Bar in der Gegend abgelöst. In beiden empfiehlt es sich, frühzeitig und etwas schicker angezogen zu kommen. Im Westlight ist man nicht nur höher oben, sondern kann auch für 7 Franken, statt für 11 Franken wie in The Ides Bar Bier trinken.
  • Gleich neban ist der Berry Park, der eine süsse, kleine Dachterrasse hat, auf der man sogar rauchen darf. Die Bar hat ein abwechslungsreiches Biersortiment und wem langweilig ist, kann sich mit den Einheimischen im «Foosball» («Töggele») messen.
  • Überhaupt sind die New Yorker ein verspieltes Volk: Gleich um die Ecke ist die Gutter Bar, wo man sich mit Freunden zum Bowlen trifft oder in der dunklen Bar ein Bier trinkt. Ein anderes beliebtes Bar-Spiel, das du unbedingt ausprobieren solltest, ist Table Shuffleboard: eine Art Mini-Curling ohne Eis.
  • Eine weitere Aktivität, die sich gut mit Trinken paaren lässt und bei den New Yorkern hoch im Kurs ist: Stand-up-Comedy. In vielen Bars ein regelmässiger und oft kostenloser Event. Meine Lieblingsbar: die Bar Matchless in Greenpoint, dem Stadtteil nördlich von Williamsburg. Jeden Montagabend ab 20:30 Uhr gibt es während zwei Stunden gratis Comedy vom Feinsten.
  • Wer nicht nur Trinken, sondern auch Tanzen will, der sollte im Output vorbeischauen. Von Einheimischen als zu touristisch verschrien, gibt es hier doch gute Elektro-Acts und eine sehr gemütliche Dachterrasse, wo im Sommer jeden Sonntagnachmittag eine Gratis-Party steigt. Wer es angesagter mag, sucht sich eine Warehouse-Party im Stadtteil Bushwick oder geht ins House of Yes, dem Club, der viel Elektro spielt und für seine Sex-Parties und künstlerischen Performances bekannt ist.
  • Ein Geheimtipp für eine lauschige Cocktailbar ist das Featherweight im Osten von Williamsburg.

Bartouren in New York können ganz schön aufs Portemonnaie schlagen. Mit der App Hooch kannst du einiges an Geld sparen: Für 10 Franken monatlich gibt es jeden Tag einen Gratis-Drink in einer festgelegten Bar.

Gemütliche Diner-Atmosphäre: ein Muss während eines New York Aufenthaltes.bild: jennifer zimmermann

Mehr als Burger und Fritten

Sei es der Einhorn-Latte oder ein Solo-Ramen-Dinner in einer Kabine, ein Foodtrend jagt in New York den nächsten. Um gleich alle aufs Mal zu probieren, besuchst du am besten das Foodfestival Smorgasburg – das grösste wöchentliche Outdoor-Foodfestival in ganz Amerika mit rund 100 Essständen. Von April bis Oktober findet es am Samstag in Williamsburg gleich neben dem East River statt, am Sonntag stehen die Stände im Prospect Park. 

Einer der vielen Foodstände am Smorgasburg.shutterstock

New Yorker überschlagen sich mit Superlativen, wenn sie ihre Burger, Pizzas oder Doughnuts anpreisen. Nebst amerikanischem Junkfood – zu empfehlen sind der Burger im Enid's, Pizza von Vinnie's Pizzeria oder von der veganen Screamer's Pizzeria und Doughnuts von Dough oder Doughnut Plant – lässt sich in New York auch sehr lecker Japanisch, Chinesisch, Koreanisch, Thailändisch oder Vietnamesisch essen.

Auch sehr angesagt ist Brunchen, am liebsten ein «boozy brunch», also einer mit Cocktails. In Williamsburg ist man gut bedient: sei es in einem umfunktionierten Bus wie der im Diner, im Rabbithole, wo es die besten Eggs Benedict gibt, im Freehold, das mit Café, Bar, Restaurant und grosser Terrasse keinen Wunsch unerfüllt lässt oder im House of Small Wonders, wo man in einer Art Baumhütte unter anderem japanische Klassiker geniesst. Wer es gerne etwas günstiger, aber nicht minder lecker mag, der kommt im türkisch angehauchten, kleinen Abracadabra auf seine Kosten.

Mhmmm... Bild: Shutterstock

Im Verglich zur Schweiz ist Auswärtsessen erschwinglich. Wer dennoch sparen will, der sollte auf Groupon vorbeischauen und sich einen der Deals ergattern – auch wenn sie eher in Manhattan als in Brooklyn zu finden sind.

Von Streetart bis Gallery-Hopping

Die Vielfalt an hochkarätigen (Gratis-)Events, die tagtäglich stattfinden, ist atemberaubend. Da gibt es einerseits jeden Donnerstag in und um Manhattans Lower East Side das Gallery-Hopping: an unzähligen Vernissagen kannst du dich unters Künstler-Volk mischen und kostenlos Wein nippen (oder kippen) und Kunst bestaunen.

Ein Mural in Bushwick.bild: jennifer zimmermann

In Williamsburg ist die Brooklyn Art Library mit seinen rund 36'000 Skizzenbüchern von Künstlern aus aller Welt einen Besuch wert. Ebenso solltest du dir das Brooklyn Museum in Prospect Heights nicht entgehen lassen. Es ist eines der grössten Museen New Yorks und ist bekannt für seine Sammlung an afrikanischer und ägyptischer Kunst, ebenso wie für seinen Schwerpunkt für amerikanische Kunst.

Eine andere Kunstform, die in New York nicht zu übersehen ist, sind Graffitis und Streetart. Lass dich gratis von Insidern durch Bushwick führen und lerne mehr über die Szene.

Streetart und Graffiti in Bushwick, NY

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Streetart und Graffiti: Bushwick, NY
Eine Kollaboration von GIZ, GHOST und NERR.
quelle: jennifer zimmermann / jennifer zimmermann
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Weiter geht's mit Kunst für die Ohren

Indiebands, Rockgrössen, Elektro-Acts und der ein oder andere Hip-Hop-Act spielen in Event-Lokalen wie dem Rough Trade (Plattenladen und Café inklusive), dem wunderschön modernen und höhlenähnlichen National Sawdust, der alternativ angehauchten Knitting Factory Brooklyn, dem kleinen Baby's All Right (Restaurant inklusive) und dem neueren, riesigen Brooklyn Steel. Alle Lokale sind in Williamsburg gelegen.

Roughtrade, NYC, Plattenladen
Der Plattenladen im Rough Trade. 

Die Brooklyn Academy of Music in Clinton Hill ist ein genreübergreifendes Kunstlokal, das seit über 150 Jahren von Oper bis Comedy alles bietet.

Eine Illustration der Brooklyn Academy of Music von der Eröffnung am 15. Januar 1861

shutterstock

Und die Brooklyn Academy of Music heute:

Osugi / Shutterstock

Empfehlenswerte Event-Lokale, die Musik und Kunst in allen Facetten vereinen und in alten Fabriken beherbergt sind, sind The Knockdown Center in Ridgewood und das Pioneer Works in Redhook, das oft Gratiskonzerte veranstaltet und in dessen hügeligem Garten man sich gemütlich einen Drink genehmigen kann.

Shopping ohne Ende

Auch hier gilt: in Manhattan mögen die grossen Kaufhäuser sein (Macy's und Co. lassen grüssen), von den kleinen, feinen Läden und Boutiquen finden sich aber viele in Brooklyn.

Flohmarkt in Williamsburg.shutterstock

In Williamsburg rund um die Bedford Ave, die Hauptstrasse, an der auch die Subway-Station Bedford Av befindet, findest du etliche Kleider- und Inneneinrichtungsläden.

Um nur einige zu nennen: Brooklyn Industries (sportlich-elegant, eine waschechte Brooklyn-Marke), Fanaberie (nur Frauenkleidung, romantisch-elegant, Geschenkartikel und Schmuck, preiswerter, als es von aussen den Anschein macht), Kinfolk (nur Herrenkleidung und Accessoires, sportlich, HipHop-Wear, viele Events), Urban Outfitters (für Männer und Frauen, sportlich-elegant, Kleidung, Schuhe und Accessoires für beide Geschlechter auf drei Stockwerken; zuoberst befindet sich eine Bar). 

Was du auf keinen Fall vergessen darfst: Sales sind allgegenwärtig! Wieso mehr zahlen, wenn's auch billiger geht? Die Amerikaner schmeissen dir die Sachen oft nach, also Augen offen halten.

Sehr billig geht es auch, wenn du in Secondhand-Läden einkaufst. Sie riechen einiges besser als bei uns, die Auswahl ist riesig und die Preise unschlagbar. Meine Favoriten: Buffalo Exchange (u. a. in Williamsburg und Boerum Hill) Monk Vintage (in Williamsburg), Beacon's Closet (u. a. in Bushwick und Greenpoint) und L Train Vintage (u. a. in Bushwick und Williamsburg).

Rares Grün

Die Stadt hat sich bezüglich öffentlichen Parks und Grünflächen in den letzten Jahren gemacht, dennoch muss man wissen, wo sich die schönsten grünen Flecken befinden. Einige der sehenswertesten Exemplare:

So idyllisch geht's nur im North Brooklyn Farms.bild: jennifer zimmermann
  • Ein wahrer Geheimtipp ist das North Brooklyn Farms: Gleich neben der Williamsburg Bridge und am East River befindet sich dieses Schmuckstück eines (Gemüse-)Gartens. Es finden regelmässig Events wie Yoga, Picknicks oder Tanzpartys statt. 
  • Ein wenig versteckt und nicht viel besucht, hast du im Transmitter Park im Stadtteil Greenpoint eine der besten Aussichten auf die Skyline Manhattans und den East River hinunter, besonders wenn du den langen Steg hinaus spazierst.
  • Der Prospect Park in der Mitte von Brooklyn schafft es mit seinen 213 Hektar nicht mal in die Top Ten der grössten Parks von New York (zum Vergleich: der Central Park ist rund 350 Hektar gross und auf Platz fünf) und ist dennoch riesig. In diesem Park sind ein wunderschöner Botanischer Garten, ein Zoo, eine Konzertanlage (Gratis-Konzerte im Sommer nicht verpassen!) und kleine Seen versteckt.
  • Der McCarren Park liegt in Williamsburg und Greenpoint und ist ein beliebter Treffpunkt, um Sport zu machen: ein Baseballfeld, ein Fussballfeld, eine Tartanbahn und Outdoor-Sportgeräte sind immer gut belegt. Wer lieber ausruhen möchte, kann einen der Wifi-Hotspots nutzen oder mit den älteren Herren und ihrer ganzen Wohnzimmereinrichtung, die immer anwesend sind, Karten spielen.
  • Einer der schönsten Friedhöfe in New York ist der Green-Wood Cemetery, wo Berühmtheiten, wie der Künstler Jean-Michel Basquiat oder der Komponist Leonard Bernstein begraben liegen.

Blick auf den Transmitter Park 

bild: jennifer zimmermann

Eine 180 Grad Drehung beschert dir diese Aussicht (#nofilter)

bild: jennifer zimmermann

Du hast noch nicht genug?

Eine der besten Quellen, um auf dem Laufenden zu bleiben, ist Time Out New York. Hier findest du Hinweise zu etlichen kulturellen Events, viele davon gratis. Eine weitere Ressource, die etwas exklusiver ist, ist der Newsletter Nonsense NYC.

Und jetzt nichts wie los und die Stadt entdecken! Nur eines noch: Joggingschuhe nicht vergessen! Denn egal, wie du es anstellst, in New York läuft sich jeder die Füsse wund.

New York, New York ...

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New York aus der Sicht eines Aargauers
New York. (Fotograf: Oliver Baer)
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PS: Wegen diesen 9 Typen gehst du lieber alleine in die Ferien :)

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