Ein bequemes, gut sitzendes Hemd, das zu den eigenen Proportionen passt und nicht wie ein störrischer Plastiksack vom Körper hängt, ist das A und O für jeden Mann. Lass dir nichts einreden von der Modeindustrie und all ihren Opfern, die gerade auf der Oversized-Welle schwimmen – das ist nur ein vorübergehender Trend, deine Hemden allerdings, die sind für die Ewigkeit.
Falls du allerdings für immer so rumlaufen willst, darfst du gerne weiterblättern, äh, weiterklicken.
Sich vom Schneider mit Nadel und Faden umgarnen zu lassen, klingt elitär und vor allem nach viel Geld, das man aus dem Fenster zu werfen scheint. Wer kann sich schon einen Massanzug leisten? Ein furchtbar kompliziertes Kleidungsstück aus dutzenden Einzelteilen, für Laien beinahe so kompliziert wie der Bau eines Einfamilienhauses.
Nun, Gentlemen, da liegen sie falsch.
Es mag zwar stimmen, dass sich das früher vor allem der Adel leisten konnte und so im passend geschneiderten Jagdrock fröhlich durch Feld und Wiesen zog, doch diese Zeiten sind längst vorbei.
Seitdem selbst am Paradeplatz das Geld nicht mehr vom Himmel fällt, kaufen auch die Banker wieder Stangenware. Oder etwa doch nicht? Die Rettung für uns Normalsterbliche lautet:
Diesen optimierten Prozess gibt es unterdessen für Schuhe, Vestons, Hemden – wahlweise auch mit Laser-Ausmessung und weiterem Hightech-Schnickschnack.
Paradebeispiel und Einstiegsdroge in Sachen Masskonfektion ist das Hemd. Da müssen Schulterbreite, Ärmellänge, Kragenweite und vieles mehr zum Träger passen. Und trotzdem können es die meisten Anbieter zu einem vernünftigen Preis anbieten: Für 120 bis 150 Franken kriegt man ein gutes Hemd nach Mass. Nicht viel teurer als ein schönes Hemd ab Stange. Da lohnt es sich wirklich, sich den Stoff auf den Leib schneidern zu lassen, denn seien wir ehrlich:
So richtig austoben kann sich, wer etwas mutigere Stoffe auswählt und sich von der hellblauen Businesshemden-Einöde verabschiedet. Je nach Produzent reicht die Palette von eher biederen Hemden und Stoffen bis hin zu einer schier endlosen Auswahl an Webarten, Mustern und individuell anpassbaren Schnitten. Ein Paradies für alle, die gerne Farbmuster durchblättern, Stoffe befühlen und sich vor dem geistigen Auge das fertige Produkt vorstellen.
Ein eher schwieriger Fall sind Jeanshemden: Damit diese nicht langweilig aussehen, müssen sie nach dem Nähen «stonewashed» werden. Doch welche edle Manufaktur wirft schon ein neues Hemd zusammen mit Kieselsteinen in die Kochwäsche? Dieser Arbeitsschritt wird lieber jenen Brands überlassen, die auch zerrissene Jeans für 500 Franken verkaufen.
Sie benötigt Zeit und auch etwas Musse. Leider ist dies vielen Zeitgenossen abhanden gekommen. Die erste Anprobe nimmt mindestens eine halbe Stunde in Anspruch, wenn man sich in der Stoffauswahl verliert, ein Vielfaches länger. Nett, wenn einem der Verkäufer einen Espresso oder einen Whisky hinstellt, damit die Spannung des Nervenkostüms beim Durchwälzen der vielen Stoff-Ordner wahlweise hoch- oder heruntergefahren werden kann.
Hat man sich schliesslich für Kragen, Knöpfe und Manschetten entschieden, ist Warten angesagt: Nach ein bis zwei Monaten ist das Hemd abholbereit. Natürlich auch wieder mit Anprobe, damit für das nächste Exemplar gleich Feinkorrekturen notiert werden können. Alles in allem also ein zeitintensiver aber lustvoller Vorgang.
Überhaupt ist ein schönes, perfekt sitzendes weisses Hemd für uns Herren das Pendant zum kleinen Schwarzen für die Frauen – das muss Mann einfach haben! Und wenn du es so richtig wissen möchtest:
Und dann schau zu, dass du für den Rest deines Lebens hineinpasst.