Über 300 Kita-Kinder in Genf werden am 14. Juni zu Hause bleiben müssen. Denn viele Betreuerinnen haben vor, dann für Frauenrechte zu streiken – und bringen die Tagesstätten so in Personalmangel.
Von 120 Betreuungspersonen in fünf verschiedenen Institutionen haben nur drei angegeben, nicht streiken zu wollen. Deshalb können die Kitas an diesem Tag den Betrieb nicht sicher aufrechterhalten.
Die betroffenen Kitas haben die Eltern nun in einem Schreiben, das der Regionalzeitung «Tribune de Genève» vorliegt, vorgewarnt. Die Familien müssen eine andere Betreuung für ihre Kinder organisieren. Oder selbst zu Hause bleiben.
Für Natascha Wey, Co-Präsidentin der SP Frauen, sind jetzt die Männer gefragt, wie sie auf Anfrage sagt: «Dass sich diese Frage stellt, zeigt ja genau die Problematik auf: Mütter und Väter können nur arbeiten, weil andere Frauen ihre Kinder betreuen. Jetzt müssen am 14. Juni halt die Väter oder andere solidarische Männer zu Hause bleiben, damit die Mütter streiken können.»
Wey ist auch Zentralsekretärin des VPOD, der Gewerkschaft für Angestellte im Service public, die Mitarbeitende in der Kinderbetreuung zum Streiken aufruft. Genauso wie die beiden Berufsverbände der Schweizer Kitas. Grund sind unter anderem die tiefen Löhne in der Betreuungsbranche sowie die, laut ihnen, geringe Wertschätzung des Berufs.
Über ähnliche Streik-Probleme in Deutschschweizer Kitas ist bisher nichts bekannt. Die zwölf Kitas, die vom Sozialdepartement der Stadt Zürich geführt werden, bleiben am 14. Juni alle geöffnet. Zwar hätten einzelne Mitarbeitende angemeldet, am Streik teilnehmen zu wollen, diese Ausfälle könne man aber kompensieren, sagt Sprecherin Nadeen Schuster auf Anfrage.
In den städtisch betriebenen Kitas der Stadt Bern sind ebenfalls keine Schliessungen vorgesehen. Alex Haller, Familie & Quartier Stadt Bern: «Ich gehe davon aus, dass unseren Mitarbeitenden bewusst ist, dass dann besonders Mütter in prekären Situationen Schwierigkeiten hätten, eine andere Betreuung für ihr Kind zu finden.»
Damit sich diese Frage gar nicht erst stellt, haben sich einige Kitas in Genf bewusst dafür entschieden, nicht zu streiken: «Wir sind der Meinung, der beste Weg diese Bewegung zu unterstützen, ist, die Kinder der Frauen zu hüten, damit sie sich dem Streik anschliessen können», sagt Frédéric Chave, Direktor der Westschweizer Sektion der Kita «Pop und Poppa» zur «Tribune de Genève». Die Mitarbeitenden könnten an diesem Tag ihre Solidarität mit dem Streik aber sicher auf andere Art und Weise bekunden, sei es mit Fahnen oder Aufklebern.