«I am not amused», sagt Kaufmann Hermann Struchen (86), Aktionär der Credit Suisse (CS) und prominenter Redner an Generalversammlungen.
Er ärgert sich darüber, nach der Aktienkapitalerhöhung das Bezugsrecht ausgeübt und weitere Titel für 18 Franken bezogen zu haben, wie er vor dem Hallenstadion in Zürich erzählt. Denn er hätte sie vor gut zwei Monaten für 12,3 Franken kaufen können.
Und er ärgert sich darüber, dass der neue CEO der Grossbank, Tidjane Thiam, einen Antrittsbonus von 14,3 Millionen Franken in Form von Aktien für verfallene Ansprüche bei dessen früherem Arbeitgeber Prudential erhalten hat.
Das sind die zwei Themen, welche die Kleinaktionäre vor der Generalversammlung umtreiben.
Die miese Performance der Aktie und die Höhe der Vergütung des Top-Managements und des Verwaltungsrats. Dies sei nicht gerechtfertigt, sagt die kaufmännische Assistentin Daniela Jahns (50): «Ich verstehe nicht, warum die so hohe Saläre erhalten müssen.»
Der frühere Bauunternehmer Richard Fischer (65) will an der Generalversammlung zwei Ballone steigen lassen, auf denen er eine Iban-Nummer angebracht hat. Damit will er auf den Verlust von drei Milliarden der CS im vergangenen Jahr hinweisen, auf die 6000 angekündigten Entlassungen und die 3333 Franken pro Stunde Arbeit, die gemäss seiner persönlichen Rechnung ein Konzernleitungsmitglied im Schnitt erhalten habe: «Dafür muss eine Coiffeuse einen Monat lang arbeiten.»
Der Immobilienkaufmann Max Hassler kritisiert wiederum, dass der Verwaltungsrat zu lange zugewartet hat, um die Altlasten aus der Vergangenheit aufzuräumen.
Mit dem Aktienkurs, sagt er, sei er nicht zufrieden. Dessen sei er sich bewusst, sagt Urs Rohner, Präsident des Verwaltungsrats (VR), in seiner Rede: «Ich darf Ihnen versichern, wir sind es genausowenig.» Die Kursentwicklung zeige, dass die Anstrengungen der Führung «vom Markt noch nicht honoriert» würden.
Die Aktie sei unter besonderem Druck, weil die Umstrukturierung der Bank in einem Umfeld vorangetrieben werden müsse, in dem das Management kaum Unterstützung durch die Märkte erhalte. Zudem lasteten das enttäuschende Ergebnis des vierten Quartals – wie weltweit bei anderen Banken auch – und die erforderlichen Wertberichtigungen auf gewissen Positionen im Bereich mit festverzinslichen Wertschriften sowie Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten aus der Vergangenheit auf dem Aktienkurs.
Die negativen Einflüsse vermöchten die Geschäftserfolge nicht aufzuwiegen, die insbesondere in der Schweiz, Asien-Pazifik, aber auch im internationalen Vermögensverwaltungsgeschäft zu vermelden seien.
In den vergangenen Wochen habe der Markt gedreht, man habe die «Richtigkeit der Massnahmen» erkennen und positiver beurteilen können: «Die bessere Einschätzung durch die Investoren stärkt uns den Rücken.» Die von der «Nordwestschweiz» im Vorfeld der Generalversammlung befragten Aktionäre sehen das allerdings kritischer.
Danach ging Rohner darauf ein, dass die Kapitalbasis «auf den höchsten Stand der Geschichte» gebracht worden sei: «Im Vergleich mit unseren internationalen Mitbewerbern ist unsere Gesamtkapitalquote eine der höchsten.» Zudem habe man wesentliche Altlasten aus der Zeit vor der Finanzkrise bereinigt, insbesondere auch die «juristischen Auseinandersetzungen rund um die grenzüberschreitende Steuerproblematik in den USA».
Heute sei die Steuerkonformität der einzige «nicht nur moralische tragbare, sondern auch ökonomisch vernünftige Ansatz für ein zukunftsfähiges» Schweizer Vermögensverwaltungsgeschäft.
Das Investmentbanking fahre man nun runter. Man habe in den letzten Jahren konsequent und entschlossen gehandelt, so Rohner. Erst nach diesen Aufräumarbeiten habe man die Bank neu ausrichten können, sagt Rohner. Das sei ein «ausgesprochen komplexes und jahrelanges Unterfangen».
Für diese Aufgabe habe man mit Tidjane Thiam den «idealen CEO»: «Wir wollen dabei keinen Sprint gewinnen, sondern einen Marathon.» Er sei überzeugt, so Rohner, man sei auf dem richtigen Weg.
Zusammengefasst: Rohner sagte viel, ohne Selbstkritik zu üben. (aargauerzeitung.ch)