In der Schweiz dürften die Löhne laut einer UBS-Umfrage im nächsten Jahr durchschnittlich um 0,6 Prozent steigen. Trotzdem können sich die Angestellten davon kaum mehr kaufen. Denn wegen steigender Preise bleibt von der Lohnerhöhung kaum etwas im Portemonnaie übrig.
Erstmals seit sechs Jahren dürften 2017 die Preise in der Schweiz wieder anziehen. Die UBS erwartet eine Inflation von 0,4 Prozent, wie sie am Mittwoch in einem Communiqué bekannt gab. Einerseits schwäche sich der Frankenschock ab, der Importgüter verbilligt habe, sagte UBS-Ökonomin Sibille Duss auf Anfrage. Andererseits dürfte die lange Talfahrt der Ölpreise vorbei sein.
Dies bedeute, dass teuerungsbereinigt (real) die Löhne im nächsten Jahr lediglich um 0,2 Prozent zulegen würden. Die Kaufkraft dürfte damit weniger steigen als in diesem Jahr.
Zwar erwarten die 314 von der UBS befragen Unternehmen heuer lediglich eine Erhöhung der Nominallöhne von 0,5 Prozent. Dies wäre etwas weniger als nächstes Jahr.
«Wird jedoch die Teuerung einbezogen, zeigt sich ein anderes Bild», schreibt die Grossbank. Wegen des Ölpreiszerfalls und den Nachwehen des Frankenschocks dürften die Preise 2016 um 0,3 Prozent nachgeben. Damit ergebe sich teuerungsbereinigt eine Erhöhung der Reallöhne von 0,8 Prozent im Vergleich zu 0,2 Prozent im kommenden Jahr.
Damit findet die kräftige Erhöhung der Kaufkraft in den letzten Jahren ihr Ende. Seit 2008 hat die stets tiefer als erwartet ausgefallene Teuerung die Reallöhne jährlich um überdurchschnittlich hohe 1,2 Prozent steigen lassen.
Am stärksten würden die Löhne 2017 in der florierenden Chemie- und Pharmaindustrie klettern, wo durchschnittlich ein Plus von 1 Prozent erwartet werde, hiess es. Auch die Arbeitnehmer im öffentlichen Sektor sowie von Dienstleistern für Unternehmen könnten sich über einen Aufschlag von 1 Prozent freuen.
In 14 von 22 Branchen werde die Lohnerhöhung ein halbes Prozent betragen. Dazu gehört auch die vom Frankenschock gebeutelte Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie. Sogar im Tourismus erhalten die Beschäftigten im nächsten Jahr mehr.
Dagegen schauen die Angestellten der unter Druck stehenden Medien und der Uhrenindustrie in die Röhre. Sie müssen 2017 ein weiteres Mal eine Nullrunde hinnehmen.
Real bedeute dies Lohneinbussen. Denn eine erwartete Teuerung von 0,4 Prozent werde die Kaufkraft der Löhne von Mitarbeitern der Uhren- und Medienbranche um 0,4 Prozent schwächen. Alle anderen Branchen können trotz leichter Teuerung mit steigenden Reallöhnen rechnen.
Dennoch sehen die Unternehmen nicht mehr so schwarz wie im vergangenen Jahr, als der Frankenschock die Stimmung massiv getrübt hatte. Über die Hälfte der befragten Unternehmen rechnet mit einem moderaten Wirtschaftsaufschwung im kommenden Jahr. 2015 war es nur knapp ein Viertel gewesen. (sda)