9 Gründe, warum «Der Pass» die vielleicht beste Serie aller Zeiten ist
Achtung: Der Beitrag enthält leichte Spoiler.
«Schwarz, wenn der Mond nicht scheint.
Weiss, wenn der kalte Himmel weint.
Grau, wie ein erstarrtes Herz.
Rot, wie ein neuer Schmerz.»
Das Beste vom Besten
Als Serien-Junkie hat man es nicht leicht. Zwar ist es im Netflix-Zeitalter kein Problem, an Stoff zu kommen. Doch das wirklich gute Zeug ist so selten wie frisch gefallener Schnee.
Damit du einschätzen kannst, was ich unter Top-Qualität im Krimi- und Thriller-Genre verstehe, nenne ich in der folgenden Bildstrecke meine absoluten Favoriten.
Die deutsch-österreichische Produktion «Der Pass» schliesst an weltweit erfolgreiche Vorlagen an und braucht sich nicht zu verstecken. Im Gegenteil! Die «Sky Original»-Produktion ist das Beste vom Besten. Und ja, damit meine ich auch «Die Brücke» mit meiner absoluten Lieblingskommissarin.
Über acht Folgen entwickelt «Der Pass», der sich vom Krimi zum Thriller wandelt, einen unheimlichen Sog. Und bald lassen einen die Ermittlungen zum brandgefährlichen Täter, den die Presse «Krampuskiller» tauft, nicht mehr los.
Was man wissen sollte
- «Der Pass» ist inspiriert vom dänisch-schwedischen Erfolgs-Serienformat «Die Brücke – Transit in den Tod». Es ist kein Remake, sondern eine eigenständige Geschichte.
- Dramaturgisch geht die deutsch-österreichische Produktion andere Wege, indem man als Zuschauer auch dem Killer folgt – als dritte Hauptfigur.
- Gedreht wurde von November 2017 bis April 2018 im Salzburgerland und in Bayern – bei Eis und Schnee.
- Die kreativen Köpfe hinter der Serie sind die Co-Autoren und Regisseure Cyril Boss und Philipp Stennert. Sie haben schon bei «4 Blocks» gemeinsam Regie geführt.
- Für die Musik verantwortlich zeichnet sich Oscar-Gewinner und Star-Komponist Hans Zimmer (als Produzent).
Der Serien-Titel steht zum einen für den Ort, wo zu Beginn eine merkwürdig inszenierte Leiche entdeckt wird; der Oberkörper liegt in Österreich, die Beine in Deutschland. Zum andern bezeichnet «Pass» nach altem Brauchtum verkleidete Folklore-Gruppen, die bei Winterumzügen auftreten.
Ich werde fast nichts von der spannenden Geschichte und ihren überraschenden Wendungen verraten. Stattdessen konzentriere mich auf die neun besten Gründe, warum «Der Pass» ein Hochgenuss ist für Film- und Serienfans.
«Der Pass» ist Kino im Serien-Format
Leider setzen Filmemacher vermehrt auf wackelige Kamera und schnelle Schnitte. Ganz anders «Der Pass», der mich mit seiner Kino-Ästhetik restlos begeisterte. Es ist eine bildgewaltige Inszenierung, die auch dank dramatischer Vertonung an «Das Schweigen der Lämmer» erinnert.
Wie bei «The Bridge» gibt es Totalen aus Drohnen-Flughöhe, langsame Kameraschwenks sowie Nahaufnahmen, bei denen man sich als Zuschauer wie ein Voyeur vorkommt.
Damit sind wir bei ihm hier ...
Vorhang auf für den kaputtesten Bullen der Filmgeschichte
Nicholas Ofczarek als Gedeon Winter.
Dieser Mann ist eine Naturgewalt. Und Saga Norén, die nach vier Staffeln als autistische schwedische Kommissarin nicht mehr ermittelt, hat einen würdigen Nachfolger.
Ofczarek spielt sich als schnoddrig-zynischer Kommissar in die Herzen der Zuschauer – oder Zuseher, wie die Österreicher sagen. Auch wenn man dies zu Beginn der Serie überhaupt nicht für möglich halten würde. Zu kaputt kommt er daher, zu versifft, mit seinem zerknitterten Anzug, den fettigen Haaren und dem Lodenmantel. Und es verwundert kaum, dass er sehr enge Beziehungen ins Rotlichtmilieu hat.
Der stiere Blick ...
... erinnert mich an ihn hier.
Zudem greift Winter bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit zu Rauschmitteln. Er raucht wie ein Schlot, trinkt Vodka aus der Flasche, kokst sich am Morgen im Auto munter – und träufelt LSD auf einen Würfelzucker. Im Büro.
Und erst sein Dienstfahrzeug ...
In seinem Heimatland ist der 47-jährige Österreicher ein Schauspiel-Gigant. Und – witziges Detail – er wuchs im Appenzell auf. Das sei «eine fast weiblich anmutende, lieblich hügelige Landschaft», sagte er im Interview. «Ein Hochland.» Nicht so schroff wie die Berge im Salzburger Land.
Womit wir bei einem Punkt sind, den die Amerikaner mit keiner noch so teuren Produktion hinkriegen ...
Österreichisch 😍
Diese Sprache, seufz!
Eine Journalisten-Kollegin schrieb treffend: «Auf Österreichisch klingt einfach alles besser. Selbst die Jagd nach einem Serienmörder.»
Literarisch gehört Wolf Haas zu meinen absoluten Lieblingen. Und wenn man Kommissar Winter in «Der Pass» zuhört, wird's nicht nur «Brenner»-Fans warm ums Herz.
Wenn Kommissar Winter grantelt und tobt, muss man allerdings manchmal zweimal hinhören, um zu verstehen. Andere Formulierungen sind schmerzhaft klar ...
In diesem Trailer hört man Gedeon Winter in voller Fahrt, es lohnt sich!
Ellie
An der Seite von Nicholas Ofczarek spielt die deutsche Schauspielerin Julia Jentsch die hochmotivierte junge Ermittlerin Ellie Stocker. Und wie ihrem österreichischen Kollegen gelingt ihr im Laufe der Serie eine unglaubliche Wandlung.
Ihr erster Dialog
«Der Pass» ist verdammt nah an der Realität
Als Krimi-Fan lege ich Wert auf realistische Handlungen und authentische Darstellungen. Was die Figuren und Dialoge betrifft, als auch den Umgang mit Waffen und moderner Technik, vermag «Der Pass» zu glänzen.
Die Geschichte ist von realen Kriminalfällen inspiriert, wobei die Drehbuchautoren auf die Unterstützung des renommierten Fallanalytikers Alexander Horn zählen konnten. Mit ihm gemeinsam haben sie den Täter «kreiert».
Horn gehört zu den bekanntesten deutschen Kriminalisten und ist Mitbegründer des Täterprofilings bei der Münchener Mordkommission. Er arbeitete an Fällen des Serienmörders mit, der als «Maskenmann» nachts in Schulheime, Zeltlager und Privathäuser eindrang. Und er war an der Aufklärung der Mordserie des Nationalsozialistischen Untergrundes (NSU) beteiligt, bei der neun Gewerbetreibende mit ausländischen Wurzeln sowie eine Polizistin getötet wurden.
Zu seiner nebenberuflichen Beratungstätigkeit für die Filmemacher sagte er:
Die Alpen sind zum Sterben schön
Es gibt sogar einen Journalisten, den man (in seiner gezeigten Arbeit) ernst nehmen kann
Journalisten in Krimi-Serien: Das ist häufig ein Trauerspiel. Im besten Fall kommt ihnen eine Rolle als unsympathischer, gefühlsloser Neben-Bösewicht zu, als «Witwenschüttler» oder sensationsgeiler Pressefritze, der lügt wie gedruckt.
«Der Pass» ist auch hier wohltuend und erfrischend anders, ohne anbiedernd zu wirken. Ich erlaube mir als Medienprofi das Urteil, dass der Reporter glaubhaft dargestellt wird.
Hier interviewt er einen rechtsextremen Haider-Verschnitt
Ja, er ist es ...
Narzisstische Männer als Täter – das passt perfekt in die heutige Zeit
Der Soundtrack
Die musikalische Untermalung, die von einem Schüler des Star-Komponisten Hans Zimmer stammt, ist perfekt. Zum andern gibt es diverse Ohrwürmer, Made in Austria.
Wie zum Beispiel:
* Bildnachweis/Urheberrechte: Sky Deutschland / Wiedemann & Berg Television GmbH & Co. KG / Sammy Hart
Und jetzt du!
Was ist deine absolute Lieblings-Krimiserie? Welche Thriller-Serien schaffen es in die Allzeit-Top-5? Schreib uns via Kommentarfunktion, am liebsten mit kurzer Begründung.