Ende letzter Woche wurde es offiziell: Chevrolet wird im Januar 2024 die allerletzten Exemplare seines ikonischen Sport-Coupés Camaro produzieren. Damit ziehen die Amerikaner nach einem Produktionszeitraum von neun Jahren der sechsten Inkarnation des Camaro einen Schlussstrich unter die Baureihe – nach fast 60 Jahren Produktion. 1966 rollte das erste Auto mit diesem Namen vom Band.
Der nahende Produktionsstopp soll aber nicht das endgültige Aus für den Modellnamen Camaro markieren, so Chevrolet. Wann und in welcher Form ein Nachfolger präsentiert wird, wird offengelassen ... und sofort munkelt jeder und jede in den Kommentarspalten und Foren des Webs, da werde sicher einem Elektro-SUV einfach ein Camaro-Abzeichen aufgeklebt – so wie beim Ford Mustang Mach-E. Wir werden ja sehen. Jetzt gibt's aber vorerst mal einen Rückblick in Bildern!
Streng genommen war der Camaro ein Nachzügler. 1964 hatte Ford den Mustang lanciert und seither satte Verkaufserfolge verbuchen können. Klar musste Erzrivale GM nachziehen.
In vieler Hinsicht hatte Chevrolet bis Mitte der Sechzigerjahre gegenüber Ford die Nase vorn: Im oberen Segment der Fullsize-Cars hatte Chevrolet mit dem Impala ein qualitativ besseres und vor allem leistungsstärkeres Produkt als die Pendants aus dem Hause Ford. Ausserdem baute Chevrolet mit der Corvette als einziger US-Automulti einen Sportwagen, der diesen Namen verdiente. Doch der Mustang erwies sich als derartig erfolgreich, dass er alsbald eine eigenständige Auto-Klasse gebar – die nach ihm benannten Ponycars: sportliche Viersitzer-Coupés zu einem erschwinglichen Grundpreis, aber mit einer breiten Palette von Optionen zur Individualisierung des Autos, und zudem ein jugendorientiertes Marketing und Werbung.
Bei Chevrolet machte man sich an die Arbeit. Analog zu Ford, das seinen Mustang auf das Chassis und Fahrwerk seiner Mittelklasse-Limo Falcon aufbaute, stand für den Camaro der Chevrolet Nova Pate. Doch das Karosserie-Design hatte es in sich. Elegant und sportlich zugleich – und mit der ikonischen Musclecar-Hüfte der Hinterpartie: eine Designsprache, die bis heute verstanden und benutzt wird.
Der erste Chevrolet Camaro kam im September 1966 auf den Markt. Der Basismotor war ein 3,8-Liter-Reihensechszylinder mit 140 PS. Die Options List war lang und umfasste vier verschiedene Small-Block-V8-Motoren und zwei Big-Blocks. Das Spitzenmodell hatte den 375 PS starken 6,5-Liter-L78-Big-Block.
Für 1970 gab es zum ersten Mal ein grösseres Karosserie-Redesign. Das Auto war fortan etwas geräumiger, aber – zumindest in den Rallyesport, Super-Sport- und Z/28-Versionen – nicht minder leistungsstark.
Während die Grund-Silhouette unverändert blieb, mussten für 1974 Nase und Heck des Camaro aufgrund neuer staatlicher Vorschriften für Stossfänger neu gestaltet werden. Im Vergleich zum Redesign des Dauerkonkurrenten Mustang bewahrte der Camaro aber weiterhin seine zugleich muskulöse wie elegante Erscheinung. Was aber spürbar wurde, waren die Leistungseinschränkungen aufgrund der Emissionsvorgaben als Reaktion auf die Ölkrise. Dennoch gab es weiterhin die sportlichen RS- und Z/28-Linien, mitunter mit stylishem Siebzigerjahre-Farbdesign:
Alles neu beim 1982er Camaro: Unibody, neu designte Federung – und zum ersten Mal war der Camaro ein Fliessheck.
Und während die Motoren im Vergleich zu den Monstern der späten Sechzigerjahre immer noch leistungsarm waren, entwickelte sich der Camaro zum Kultobjekt der damals entstehenden Hair-Metal-Jugendkultur der Reagan-Jahre. Lange übersehen, sind heute Achtziger-Camaros zu begehrten Sammler-Objekten avanciert.
Mit dem völlig neuen 5,7 Liter V8 LT1-Motor mit 275 PS und einem Sechsgang-Schaltgetriebe wurde der neue Camaro Z28 der vierten Generation wieder zum Performer. «Ein 1500 Kilo schweres Auto, das die Viertelmeile in 14 Sekunden schafft und mit 0,92 g auf dem Skidpad kreist, ist eine grossartige Leistung», so Patrick Bedard von Car and Driver in einem Vergleichstest, den der neue Z28 gewann.
Und dann hiess es, anno 2002, die Produktion des Camaro werde eingestellt. Und damals wie heute beweinte man den Untergang einer automobilen Ikone. Doch nach einigen Jahren Pause gab es Neuigkeiten:
Dem damaligen Trend folgend, setzte man 2010 auf Retro-Design, mit vielen Designelementen, die auf die erste Camaro-Serie der Sechzigerjahre anspielten.
Dieses Mal basierte das Auto auf einem australischen Holden-Monaro-Fahrgestell mit Einzelradaufhängung, und bereits die V6-Basisversion lieferte 304 PS. Den Super Sport gab es mit einem 6,2-Liter-V8-LS mit 426 PS.
Während das optische Redesign eher unauffällig erscheint, war die sechste Camaro-Generation 2016 auf einer komplett anderen, bedeutend leichteren Plattform aufgebaut, die ein dynamischeres, besseres Fahrverhalten zur Folge hatte. Während die Leistungsdaten der Top-End-Modelle noch weiter stiegen, gab es erstmals ein Einstiegsmodell mit Vierzylinder-Motor, das dank Turbolader 275 PS leistet – genau so viel wie der Z/28-LT1-V-8 von 1993.
Und nun soll damit fertig Spass sein. Doch eine Ikone wie der Camaro wird nicht ohne ein letztes Hurra gehen. Im Sommer 2023 wird es noch eine finale Version mit Collector’s-Edition-Paket geben. Den Teaser dazu gibt's jetzt schon: