Schweiz
Aargau

Rupperswil: SVP-Polizist:Prämien bergen Missgunst-Gefahr»

146 Tage Angst: Die Chronologie des Vierfachmords von Rupperswil

1 / 13
Die Chronologie des Vierfachmords von Rupperswil
21. Dezember 2015: Kurz vor Mittag wird die Feuerwehr zu einem Brand in einem Einfamilienhaus in Rupperswil gerufen. Im Innern des Hauses finden die Feuerwehrleute vier Leichen. Es stellt sich heraus, dass die Opfer Stich- und Schnittverletzungen aufweisen. Der Brand wurde absichtlich gelegt. Die Polizei geht von einem Tötungsdelikt aus.
quelle: keystone / patrick b. kraemer
Auf Facebook teilenAuf X teilen

100'000 im Fall Rupperswil – SVP-Polizist warnt: «Solche Prämien bergen Missgunst-Gefahr im Korps»

Nicht jeder Ermittler erhält gleich viel von der 100'000-Franken-Sonderprämie. Grossrat und Polizist Roland Vogt findet eine Abstufung falsch und schlägt eine Alternative vor.
20.05.2016, 07:3520.05.2016, 10:09
Mario Fuchs / az Aargauer Zeitung

100'000 Franken: Damit werden die Ermittler von Kantonspolizei und Staatsanwaltschaft belohnt, die an der Aufklärung des Rupperswiler Vierfachmords mitgearbeitet haben. Das hat die Regierung diese Woche entschieden. Polizeidirektor Urs Hofmann sagte in der «Schweizer Illustrierten», die Ermittler hätten «zum Teil mehr Überstunden als offizielle Arbeitsstunden» geleistet.

So hätten an Heiligabend 100 Polizisten «klaglos den gesamten Güsel von Rupperswil durchsucht». Wie genau die Prämie ausbezahlt werde, sei noch offen. Auf Nachfrage erklärt Samuel Helbling, Sprecher von Hofmanns Departement Volkswirtschaft und Inneres: «Zuerst muss nun der Kreis der berechtigten Mitarbeitenden und die Höhe der Prämien festgelegt werden.» Die Abteilungsleitungen schlügen in den nächsten Tagen vor, wer wie viel erhalten solle. «Nicht alle waren gleich stark involviert. Es soll eine gewisse Verteilungsgerechtigkeit geben», erklärt Helbling.

Prämien sind eigentlich gestrichen

Klar ist: Rechtlich kann nicht von einer Belohnung gesprochen werden. Gemäss Strafprozessordnung darf eine solche nur an Private gehen. Im Kommentar zu diesem Passus steht gar ausdrücklich, Mitarbeiter von Strafbehörden fielen ausser Betracht. Möglich ist die Auszahlung dank der Lohnverordnung, die für die Aargauer Ermittler gilt.

«Wenn, dann müssten die 100'000 Franken nicht im Sonderkommando, sondern im ganzen Korps verteilt werden: Solche Grosserfolge können nur erzielt werden, wenn das ganze Korps zusammenrückt und alle ihren Beitrag leisten.»
Roland Vogt, Stadtpolizei Zürich

Darin sind Sonderprämien vorgesehen. Laut Roland Pfister, Medienchef der Kantonspolizei, wurden auch in anderen Fällen Einzel- oder Teamprämien für spezielle Leistungen ausbezahlt. Etwa, wenn ein Hundeführer oder ein Mitglied der Sondereinheit wesentlich zu einer Verhaftung beitrug. «Solche Prämien beliefen sich jeweils im Bereich zwischen 100 und 300 Franken», sagt Pfister.

5 perfekte Schweizer Morde

1 / 19
5 perfekte Schweizer Morde
Heute um 14 Uhr kommt es zu einer mit Spannung erwarteten Pressekonferenz zum Vierfachmord in Rupperswil. (Bild: Kapo AG)
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Dafür gab es einen Betrag im ordentlichen Budget – zuletzt wurde dieser aber im Zuge der Sparmassnahmen gestrichen. Im Falle eines Fensterbohrers, der in den Kantonen Aargau und Luzern über 100 Einbrüche beging, setzte die Polizei gar drei Tage Ferien als Prämie aus. Gefasst wurde der Täter jedoch im Luzernischen – kein Polizist wurde belohnt.

Nicht des Geldes wegen Polizist

SVP-Aargau-Präsident Thomas Burgherr kritisierte die Prämie. Während der Spardebatte finde er es schlecht, dass der Kanton «einfach 100'000 Franken an die Polizisten verteilt», sagte er. Burgherrs Partei- und Grossratskollege Roland Vogt arbeitet bei der Stadtpolizei Zürich. Und hat eine zwiespältige Meinung: «Das Kommando hat sehr gute Arbeit geleistet, das darf honoriert werden. Solche Prämien bergen aber auch die Gefahr von Missgunst innerhalb des Korps.»

Thomas Burgherr, Präsident SVP Aargau.
Thomas Burgherr, Präsident SVP Aargau.
Bild: KEYSTONE
Jetzt auf

Wenn, dann müssten die 100'000 Franken nicht im Sonderkommando, sondern im ganzen Korps verteilt werden: «Solche Grosserfolge können nur erzielt werden, wenn das ganze Korps zusammenrückt und alle ihren Beitrag leisten.» Er finde es falsch, einen Betrag pro Person festzulegen. «Besser würde man dieses Geld in neues Material oder in die Ausbildung investieren. Der Regierungsrat könnte aber auch einen würdigen Anlass organisieren.» Ohnehin werde niemand des Geldes wegen Polizist: «Die Anerkennung der Regierung und das gestiegene Vertrauen in der Bevölkerung sind mehr wert als jeder Check.»

Der Fall Rupperswil
Diese drei Erkenntnisse brachte der heutige Rupperswil-Prozess
18
Diese drei Erkenntnisse brachte der heutige Rupperswil-Prozess
von Noemi Lea Landolt
Thomas N. bleibt ordentlich verwahrt ++ Therapie gestrichen
104
Thomas N. bleibt ordentlich verwahrt ++ Therapie gestrichen
von Noemi Lea Landolt
«Man kann nicht sagen, Thomas N. sei therapierbar»: Psychiater kritisiert Gutachter
41
«Man kann nicht sagen, Thomas N. sei therapierbar»: Psychiater kritisiert Gutachter
von Andreas Maurer
«Urbaniok missbraucht seine Autorität» – Fall Rupperswil: Richterin tadelt den Psychiater
86
«Urbaniok missbraucht seine Autorität» – Fall Rupperswil: Richterin tadelt den Psychiater
von Andreas Maurer
Vierfachmord in Rupperswil: Thomas N. will seine Verwahrung ersatzlos aufheben lassen 
50
Vierfachmord in Rupperswil: Thomas N. will seine Verwahrung ersatzlos aufheben lassen 
Zürcher Anwalt verteidigt Renate Senn: «Was das Gericht hier macht, ist extrem arrogant»
21
Zürcher Anwalt verteidigt Renate Senn: «Was das Gericht hier macht, ist extrem arrogant»
von Andreas Maurer
Warum die Anwältin von Thomas N. mehr als nur den Prozess verlor
62
Warum die Anwältin von Thomas N. mehr als nur den Prozess verlor
von Andreas Maurer
Jetzt liegt das schriftliche Urteil für Thomas N. vor – 20 Tage Zeit für Berufung
Jetzt liegt das schriftliche Urteil für Thomas N. vor – 20 Tage Zeit für Berufung
Die lange Datenspur: Wie die Polizei dem Mörder von Rupperswil auf die Schliche kam
23
Die lange Datenspur: Wie die Polizei dem Mörder von Rupperswil auf die Schliche kam
von Sven Altermatt
Hinterbliebener von Rupperswil: «Da beginne ich zu ahnen, dass man mich verdächtigt»
3
Hinterbliebener von Rupperswil: «Da beginne ich zu ahnen, dass man mich verdächtigt»
von Andreas Maurer
Plauderte Polizist Rupperswil-Morddetails aus? «Er sagte mir, ich solle vage bleiben»
1
Plauderte Polizist Rupperswil-Morddetails aus? «Er sagte mir, ich solle vage bleiben»
von Mario Fuchs
Thomas N. schuldig und ordentlich verwahrt ++ Staatsanwältin: «Wir sind zufrieden»
51
Thomas N. schuldig und ordentlich verwahrt ++ Staatsanwältin: «Wir sind zufrieden»
Wie Thomas N. auf das Urteil reagierte
8
Wie Thomas N. auf das Urteil reagierte
Sie muss Thomas N. verteidigen – der schwierige Job der Renate Senn
37
Sie muss Thomas N. verteidigen – der schwierige Job der Renate Senn
von Fabio Vonarburg
Wie Staatsanwältin Loppacher die Psychiater umgeht – und warum das problematisch ist
105
Wie Staatsanwältin Loppacher die Psychiater umgeht – und warum das problematisch ist
von Andreas Maurer, Mario Fuchs 
Auf Thomas N. kommen immense Geldforderungen zu ++ Verteidigerin spricht
66
Auf Thomas N. kommen immense Geldforderungen zu ++ Verteidigerin spricht
Was Thomas N. zur Bluttat in Rupperswil sagte – das Wichtigste zum ersten Prozesstag
17
Was Thomas N. zur Bluttat in Rupperswil sagte – das Wichtigste zum ersten Prozesstag
«Rachegedanken dürfen keine Rolle spielen»: Richterin Marianne Heer zum Rupperswil-Prozess
79
«Rachegedanken dürfen keine Rolle spielen»: Richterin Marianne Heer zum Rupperswil-Prozess
von Andreas Maurer, Mario Fuchs
Thomas N.: «Es tut mir Leid, was ich da verursacht habe»
95
Thomas N.: «Es tut mir Leid, was ich da verursacht habe»
Thomas N. hatte 11 weitere Buben im Visier – und spionierte sie aus: «alle zuhause, wach»
16
Thomas N. hatte 11 weitere Buben im Visier – und spionierte sie aus: «alle zuhause, wach»
Was hat diese Tat mit Rupperswil gemacht? Ein Besuch vor dem Prozess gegen Thomas N.
11
Was hat diese Tat mit Rupperswil gemacht? Ein Besuch vor dem Prozess gegen Thomas N.
von William Stern
Pöschwies-Direktor über Thomas N.: «Schreckliche Straftaten bewegen auch Gefängnis-Insassen» 
Pöschwies-Direktor über Thomas N.: «Schreckliche Straftaten bewegen auch Gefängnis-Insassen» 
von Felix Burch
Nicht erst seit der Bluttat von Rupperswil – «Hunde-DNA wird bei der Fahndung immer wichtiger»
12
Nicht erst seit der Bluttat von Rupperswil – «Hunde-DNA wird bei der Fahndung immer wichtiger»
von Felix Burch
Harsche Kritik von Anwaltskollege: Setzt sich Pflichtverteidigerin Senn zu wenig für Thomas N. ein?
20
Harsche Kritik von Anwaltskollege: Setzt sich Pflichtverteidigerin Senn zu wenig für Thomas N. ein?
von rolf cavalli
Partner der getöteten Mutter von Rupperswil: «Es ist unglaublich, dass man Spuren hat, diese aber nicht verwenden darf.»
65
Partner der getöteten Mutter von Rupperswil: «Es ist unglaublich, dass man Spuren hat, diese aber nicht verwenden darf.»
Fall Rupperswil: Die 100'000 Franken Kopfgeld gehen an die beteiligten Polizisten
75
Fall Rupperswil: Die 100'000 Franken Kopfgeld gehen an die beteiligten Polizisten
Rupperswiler Täter wurde in Aarauer Starbucks verhaftet: Die Polizei liess ihn noch den Kaffee austrinken
21
Rupperswiler Täter wurde in Aarauer Starbucks verhaftet: Die Polizei liess ihn noch den Kaffee austrinken
von Silvan Hartmann und Philipp Zimmermann
«Wie grausam die Tat auch ist, der Beschuldigte verdient einen fairen Prozess»
7
«Wie grausam die Tat auch ist, der Beschuldigte verdient einen fairen Prozess»
von Fabian Hägler
Feuerwehrkommandant aus Rupperswil: «Es war schwierig, nicht darüber zu reden»
Feuerwehrkommandant aus Rupperswil: «Es war schwierig, nicht darüber zu reden»
von Nordwestschweiz
Das sagen die Rupperswiler über den Täter: «Thomas war ein beliebter Trainer»
30
Das sagen die Rupperswiler über den Täter: «Thomas war ein beliebter Trainer»
von Rafaela Roth, William Stern, Daria Wild
Was wir jetzt wissen: Protokoll einer unglaublichen Tat
17
Was wir jetzt wissen: Protokoll einer unglaublichen Tat
von Jürg Krebs
Vater von Rupperswil-Mordopfer: «Ich werde jeden Tag daran erinnert»
1
Vater von Rupperswil-Mordopfer: «Ich werde jeden Tag daran erinnert»
von Jürg Krebs
Vierfachmord: «Von einer Trennung waren wir weit entfernt», sagt Carla Schauers Lebenspartner
Vierfachmord: «Von einer Trennung waren wir weit entfernt», sagt Carla Schauers Lebenspartner
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
18 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
amore
20.05.2016 08:44registriert Februar 2014
Wenn Herr Burgherr gegen die Auszahlung dieser 100'000 Prämie ist, dann soll er sich bitte auch gegen die 400'000'000 Steuerprämie zu Gunsten der Bauern aussprechen.
00
Melden
Zum Kommentar
avatar
MacB
20.05.2016 08:13registriert Oktober 2015
Ach, jetzt gönnt doch den Leuten mal einen Zustupf. Kaum geht es um Geld, hat jeder noch einen guten Tipp, wie man es besser machen könnte.

Ich denke, die offiziellen Stellen haben 100'000.- schon dümmer ausgegeben und seien wir ehrlich. Wenn am Schluss jeder einen Tausender bekommt, ist es viel. Also worüber wird hier gestritten?
00
Melden
Zum Kommentar
avatar
oma-schubser
20.05.2016 08:45registriert Mai 2015
Sollten das Geld lieber für ein gutes Weihnachtsessen ausgeben. :-) Und diese die herausgestochen sind genau an diesem Abend auszeichnen.

Denke so haben alle ihre Freude daran und man muss sich nicht Gedanken machen welcher Polizist was bekommt.
00
Melden
Zum Kommentar
18
Stadt Bern entsorgt ihre Farbsäcke und setzt ganz auf Container
Die Berner Stadtregierung zieht bei der Abfallentsorgung die Reissleine: Die umstrittenen Pläne für ein stadtweites Farbsack-Trennsystem werden nicht weiterverfolgt. Das laufende Pilotprojekt soll per Ende März 2026 beendet werden.
Zur Story