Graues Hemd, kurzer, dunkler Bart, den Blick auf den Tisch gerichtet. So erlebte Thomas N. am Freitagmorgen die drei Verhandlungstage in einem der aufsehenerregendsten Prozesse der Schweizer Kriminalgeschichte.
Die Augen der Anwesenden Journalisten, Zuschauer und angehörigen richteten sich immer wieder auf ihn. Wie verhält sich ein Mann, der vier Menschen ermordet hat? Zeigt er Emotionen? Gar Mitleid oder Reue?
Thomas N. zeigte nichts davon. Er hatte in den vergangenen Tage kühl und sachlich alle Fragen des Gerichts beantwortet. Er bedauerte die Tat und entschuldigte sich. Das nahm ihm aber keiner ab.
Auch heute, am Tag des Urteils, bleibt Thomas N. unfassbar. Als er den Gerichtssaal betrat wurde es still. Thomas N., dieses Mal in blauem Pulli über grauem Hemd, setzte sich an den Tisch.
Er hob den Blick nicht und richtete seinen Kugelschreiber und das weisse Blatt vor sich auf dem Tisch. Legte alles gerade hin, den Kugelschreiber genau auf die Kante des Blattes. Passend zum Gerichtsgutachten, wo ihm eine Zwangsstörung attestiert wird.
Für die Urteilsverkündung musste Thomas N. aufstehen. Aufrecht stand er da, die Hände übereinander gelegt, die Augen geschlossen.
Er blieb ruhig, als das Urteil erfolgte, schloss die Augen, setzte sich danach an den Tisch. Den Blick richtete er erneut vor sich auf den Boden, stützte den Kopf in die Hände. Zeitweise hielt er ein Taschentuch in der Hand.
Zum Urteil äusserte sich Thomas N. nicht. Seine Verteidigerin sprach davon, dass das Urteil für ihren Mandanten «schwer nachzuvollziehen» sei.
Nichts an ihm liess spüren, ob ihn das Urteil bewegt. Gegenüber Tele M1 sagte die forensische Psychologin Monika Egli-Alge vor dem Urteil: «Ich will das nicht bagatellisieren, aber die Anspannung ist auch beim Beschuldigten riesig. Ich mache die Erfahrung, dass wenn das Urteil gesprochen ist, ganz viele Angeklagte Emotionen zeigen. Ein kleiner Teil bleibt emotionslos. Das sind dann vielleicht die gefährlicheren.» (rba/az)