Du hast noch bis Ende November Zeit, dein Krankenkasse zu optimieren. Geld sparen kannst du dabei, wenn du die richtige Franchise wählst. Das heutige System in der Schweizer Krankenkassen- Grundversicherung mit den Franchisen hat nämlich einen grundlegenden Konstruktionsfehler. Eine Kostenfalle, welche viele Versicherte teuer zu stehen kommt.
In der Grundversicherung haben erwachsene Versicherte die Wahl zwischen sechs verschiedenen Franchisen: 300, 500, 1000, 1500, 2000 und 2500 Franken. Franchisen funktionieren als absoluter Selbstbehalt, dabei gilt zusätzlich ein prozentualer Selbstbehalt von 10% bis zu einem jährlichen Maximum von 700 Franken (für Kinder sind es 350 Franken).
Beispiel: Du entscheidest Dich für die 300er-Franchise und zahlst bei einer Krankenkasse jährliche Prämien in der Höhe von 4500 Franken. Bei Arztkosten in der Höhe von 1000 Franken ergeben sich also Gesamtkosten in der Höhe von 4870 Franken: 4500 Franken (Prämien) plus 300 Franken (Franchise) plus 70 Franken (Selbstbehalt von 10%).
Für die Versicherten ist immer entweder die höchste (300er) oder tiefste Franchise (2500er) optimal. Je nach Prämienvariante und Versicherung liegt der Grenzbetrag in der Regel zwischen rund 1350 und 2030 Franken an Gesundheitskosten – im Durchschnitt sind es 1890 Franken. Liegen die vermuteten Gesundheitskosten darüber, lohnt sich eine 300er-Franchise, ansonsten die 2500er-Franchise.
Ausnahme: Einige Krankenkassen haben in seltenen Fällen dieselben Prämien für die zweithöchste Franchisestufe (für Erwachsene die 2000er-Franchise) wie für die höchste Franchisestufe (2500er-Franchise) festgesetzt. In diesem widersinnigen Fall ist die 2000er-Franchise natürlich der 2500er-Franchise vorzuziehen.
Der Franchisen-Rechner zeigt dir automatisch an, welche Franchise für das eigene Profil und die geschätzten Gesundheitskosten die richtige ist.
Im heutigen System lohnen sich die mittleren Franchisen nie, weil die Gesamtkosten für die Versicherten immer (unabhängig von den Gesundheitskosten) höher ausfallen. Das lässt sich mathematisch einfach zeigen.
Die «unwissenden» Versicherten mit einer mittleren Franchise zahlen zu viel, während die Krankenkassen mit den schlecht informierten Versicherten höhere Einnahmen generieren. Mittlere Franchisen minimieren auch das Kostenrisiko nicht, wie moneyland.ch berechnet hat. Die mittleren Franchisen sind also regelrechte Kostenfallen, die abgeschafft werden sollten.
Am häufigsten entscheiden sich die erwachsenen Versicherten für die tiefste 300er- Franchise (rund 45% der Versicherten), gefolgt von der höchsten 2500er-Franchise (etwas mehr als 20%).
Trotzdem entscheiden sich immer noch rund 30% der jungen Erwachsenen für eine mittlere Franchise, bei den erwachsenen Versicherten sind es sogar 35%. Bei der Altersgruppe der Kinder und Jugendlichen bis 18 Jahre wird rationaler entschieden: Für mehr als 90% der versicherten Kinder wird die Grundfranchise (0er-Franchise) gewählt.
Einerseits gehen viele Versicherte irrtümlicherweise davon aus, dass alle Franchisen je nach Höhe der Gesundheitskosten Sinn ergeben können. Aus der Verhaltensökonomie ist zudem bekannt, dass sich Personen bei der Wahl zwischen mehreren Preisangeboten häufig für ein Angebot in der Mitte entscheiden.
Andererseits hört man sogar von Versicherungsfachleuten immer wieder den Mythos, dass man mit einer mittleren Franchise die «maximalen Ausgaben» sinnvoll minimieren könne. Sie übersehen dabei die Tatsache, dass mit der Höhe der Franchise auch die Prämien variieren.
Die Krankenkassen wiederum verdienen mit der Wahl der mittleren Franchisen gutes Geld. Es verwundert deshalb nicht, dass viele Berater den Versicherten sogar empfehlen, eine mittlere Franchise zu wählen.
Krankenkassenverbände haben sich gegen eine Reduktion von Franchisestufen ausgesprochen – mit fehlerhaften Argumenten. Santésuisse hat mit einer Umfrage im September 2015 zu zeigen versucht, dass eine Reduktion der Wahlfranchisen von den Versicherten selbst abgelehnt würde. Der Krankenkassen-Vergleichsdienst Comparis sprach von einer «Bevormundung der Versicherten» und einer «Einschränkung der Wahlfreiheit».
Dabei wird geflissentlich übersehen, dass mittlere Franchisen von den Versicherten aus Unkenntnis der Sachlage gewählt werden. Wenn die Versicherten wüssten, dass sie mit den mittleren Franchisen Geld verlieren, würden sie sich natürlich für eine optimale Franchise entscheiden.
Der Systemfehler lässt sich einfach beheben, wenn es für alle Altersgruppen nur noch zwei unterschiedliche Franchisen gäbe (zum Beispiel eine 300er und eine 2500er). Die Struktur der Grundversicherung wäre damit nicht nur widerspruchsfrei, sondern gleichzeitig auch einfacher.
Mehr als zwei Franchisen würden nur dann Sinn ergeben, wenn gleichzeitig die Struktur des prozentualen Selbstbehalts verändert würde. Das würde die Grundversicherung aber verkomplizieren, statt sie zu vereinfachen.