Die Sonne scheint auf den GC-Campus.
Mittelfeldspieler Raphael Holzhauser
winkt lächelnd aus seinem Auto, als er
nach dem Morgentraining das Gelände
verlässt. Trainer Thorsten Fink kommt
ebenfalls gut gelaunt zum Gespräch.
«Was soll ich sagen. Wir sind Tabellenletzter.
Aber wir sind besser als der
eine oder andere in der Liga.»
Abstiegsgedanken will Fink erst hegen,
wenn GC am Sonntag auch beim punktgleichen
Aufsteiger Xamax verlieren
sollte. «Dann wären wir richtig drin.
Aber jetzt kommen die Teams, die wir
schlagen sollten. Mit einem Lauf sind
wir schnell wieder oben. Auch der FCZ
ist für uns nicht unerreichbar», sagt
Fink. Momentan trennen die Zürcher
Rivalen neun Punkte.
«Wir sind total motiviert, wir arbeiten gut und die Einkäufe sind auch alle gut. GC macht vieles richtig.»
GC-Trainer Thorsten Fink
Thorsten Fink ist einfach unerschütterlich.
GC erspielt sich ligaweit am
wenigsten Chancen (41) und schiesst
auch am wenigsten Tore (14). Seit Fink
im April Hoppers-Trainer wurde, hat er
von zwanzig Spielen nur fünf gewonnen
und pro Spiel durchschnittlich mickrige
0,9 Punkte geholt. Ein paar Niederlagen
bringen den Champions-League-Sieger
von 2001 nicht aus dem Konzept. Doch
Fink vergisst, dass es mit Rekordmeister
GC seit 2016 stetig bergab geht. Er
schielt stattdessen weiterhin auf den
europäischen Wettbewerb.
Der 51-jährige Deutsche ist sicher, die
Ursachen für den fehlenden Erfolg seiner
Hoppers zu kennen.
Fehlende Automatismen aufgrund der vielen Verletzten (unter anderem Nathan, Djuricin, Basic und Tarashaj) und der 15 Neuzuzüge.
Der ungünstige Spielplan mit den frühen Partien gegen die «momentan unerreichbaren» YB und Basel.
Die fehlende Aggressivität in der Verteidigung und die letzte Entschlossenheit vor dem gegnerischen Tor.
Problem 1 soll sich in der Winterpause
lösen, wenn sich das komplette
Kader gemeinsam auf die Rückrunde
vorbereitet. Problem 2 hat sich bereits
erübrigt, da jetzt nur noch «Gegner auf
Augenhöhe» warten, und an Problem 3
arbeitet Fink. Im Training wird Wert auf
Aggressivität gelegt. «Wir müssen dem
Gegner wehtun, ohne unfair zu spielen.
Es muss so sein, dass niemand gerne
gegen uns spielt.»
Die junge GC-Mannschaft zahlt gegen die Topklubs der Liga viel Lehrgeld.Bild: KEYSTONE
Aber erreicht der Trainer seine junge
Mannschaft – gegen YB betrug der
Altersschnitt 23 Jahre – überhaupt? Seit
Monaten die gleiche Leier. GC spielt
phasenweise ganz o. k., leistet sich aber
immer wieder Aussetzer, die zu Niederlagen
führen. «Als Trainer ist es meine
Aufgabe, die Spieler auf gewisse Dinge
aufmerksam zu machen. Das mache
ich, und darum wissen sie, um was es
für GC geht», sagt Fink.
«Wir müssen lernen und diese Fehler schnell abstellen.»
GC-Goalie Heinz Lindner
Der Coach ist sich sicher, dass er den
Karren aus dem Dreck zieht. In höchsten
Tönen lobt er seine Scouting-Abteilung.
«Was die für Talente ausgraben,
ist unglaublich. Meine jungen Spieler
sind technisch und taktisch gut und
dazu schnell. Sie muss man nur noch
formen.» Doch jung heisst auch unerfahren
und fehleranfällig. «Wir müssen
daraus lernen und diese Fehler schnell
abstellen», sagt GC-Goalie Heinz Lindner.
Von schlechtem Training, schlechten
Transfers und schlechter Kaderplanung
bei den Hoppers will Thorsten Fink
nichts wissen: «Wir sind total motiviert,
wir arbeiten gut und die Einkäufe sind
auch alle gut. GC macht vieles richtig,
um in Zukunft Erfolg zu haben.»
«Wenn meine Arbeit nicht gut wäre, würde ich nicht hier sitzen.»
Thorsten Fink
Dieser Optimismus ist durchaus
gefährlich. Auf der einen Seite ist es
zwar lobenswert, dass GC jetzt auf Kontinuität
setzt. Nachdem in der vergangenen
Spielzeit gleich fünf unterschiedliche
Trainer das Sagen hatten, sitzt
Thorsten Fink auch als Tabellenletzter
fest im Sattel. «Der Verein steht hinter
mir und das überträgt sich auf die
Mannschaft», sagt Fink. «Sportchef
Mathias Walther schaut fast jedes
Training. Wenn meine Arbeit nicht gut
wäre, würde ich nicht hier sitzen.» Aber
ist es wirklich gut für einen Verein,
wenn sich der Trainer eine eigene, rosa
Welt bastelt?
Die unendliche GC-Saga
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Die unendliche GC-Saga
April 2009: Die «Affäre Eckel»Alles beginnt 2009: Sportchef Erich Vogel gibt seinen Rücktritt bekannt. Er ist dem Hochstapler Volker Eckel auf den Leim gekrochen, der vorgibt ein arabischer Prinz zu sein und 300 Millionen Franken in GC investieren zu wollen.
quelle: keystone / alessandro della bella
Goalie Lindner sagt: «Im Vergleich zu
dem, was im vergangenen Jahr hier abgegangen
ist, hat sich der Verein stabilisiert.
Was Fink macht, hat Hand und
Fuss. Jetzt sind wir Spieler gefordert,
zu 100 Prozent umzusetzen, was der
Trainer fordert.»
Bleibt aus GC-Sicht zu hoffen, dass
die Spieler mit der Umsetzung möglichst
zeitnah beginnen. Denn irgendwann
muss GC auch ergebnistechnisch
liefern, damit der gefährliche Optimismus
den Rekordmeister nicht plötzlich
direkt in die Challenge League führt.