Ich hielt das Statement, der Verzehr von rohem Guetzliteig sorge für Bauchweh, immer für eine Erfindung meiner Mutter, weil sie beim Backen nicht wollte, dass mein Bruder und ich den ganzen Teig wegfuttern. Bis ich zum ersten Mal mit meiner knapp zweijährigen Tochter guetzlete. Während ich ihren Baby-Bruder stillte, sah ich aus dem Augenwinkel, wie sie sich über den rohen Teig hermachte. «Wird schon nicht so tragisch sein», dachte ich. Zumal ich weder grosse Lust darauf hatte, sie mit dem Baby an der Brust vom Teig wegzuzerren, noch das halb gestillte Baby schreiend abzulegen, um wegen so einer Lappalie einzuschreiten.
Nun, die Lappalie bescherte mir eine gute Stunde später eine vollgekotzte Küche und ein Kind mit Durchfall und Magenkrämpfen. Inzwischen weiss ich, dass nicht nur von den rohen Eiern im Teig (Salmonellen-)Gefahr ausgeht, sondern auch von Hefe und Backpulver und sogar vom Mehl. Backtriebmittel können in ungebackener Form Gase im Darm freisetzen, die für Blähungen und Krämpfe sorgen. Im Mehl können Kolibakterien lauern, die Durchfall, Erbrechen und Magenkrämpfe auslösen. Das Backen bei hohen Temperaturen macht all dies unschädlich. Der heute beliebte Cookie Dough, zum Beispiel im Glacé, wird übrigens bewusst zum Rohessen hergestellt und enthält weder Eier noch Backtriebmittel, und meist auch irgendeine Form von Mehlersatz.
Ich hab das Guetzlibacken mit den Kindern dann jeweils an die Grosseltern und Göttis und Gottis delegiert. Zumal die alle eh viel mehr Talent haben als ich. Soviel ich weiss, ist es seither nie mehr zu gesundheitlichen Zwischenfällen gekommen.
Ich habe absolut keinen grünen Daumen. Und nachdem es sich mein Sohn im Krabbelalter zur Gewohnheit gemacht hatte, alle Hauspflanzen mit blossen Händchen auszugraben und im ganzen Haus Pflanzenerde zu verteilen, habe ich sowieso weitgehendst auf Grünes im Haus verzichtet. Sogar auf meine geliebten Weihnachtssterne verzichtete ich, als die Kinder klein waren. Diese gehören nämlich zu den Wolfsmilchgewächsen und enthalten giftigen Milchsaft, der bei Berührungen zu Hautreizungen und beim Verzehr zu Bauchweh, Übelkeit und Brechreiz führen kann.
Leider hatte ich beim Einkaufen nicht dran gedacht, wie reizvoll die hübschen Sterne aussehen, als ich den Einkaufswagen mit meiner kleinen Tochter im Sitzchen in der Blumenabteilung neben ihnen zum Stillstand brachte. Schon hatte sie ihre Finger an den Dingern und die Hände im Gesicht. Glücklicherweise enthalten die im Handel erhältlichen Weihnachtsstern-Hybride nur geringe Spuren von hautreizenden Stoffen. Bei einem empfindlichen Kind wie meiner Tochter, deren Haut auf so ziemlich alles mit einem Ausschlag reagiert, hat's dennoch für juckende Rötungen gereicht. Und ich hab fortan genau drauf geachtet, wo ich den Einkaufswagen samt Kind deponiert habe (ist im Fall gar nicht so einfach, irgendetwas erwischen die immer).
Klar, wer kleine Kinder im Haus hat, schmückt seinen Christbaum anders. Echte Kerzen sind genauso tabu wie Lichterketten und alles wird so hoch gehängt, dass die Zwerge nicht drankommen. Womit ich nicht gerechnet hatte: einer heruntergefallenen Christbaumkugel, die zwar auf der unter dem Baum liegenden Decke weich gelandet war und ganz blieb, aber in den Augen meines gut einjährigen Sohnes wohl aussah wie ein glitzernder Apfel oder eine besonders feine Süssigkeit. Ich hatte noch nicht mal richtig registriert, dass sie da lag, da hatte sie der Kleine schon mit beiden Händen gepackt und reingebissen. Der Schrei aus seinem Mund voller Glassplitter war markerschütternd.
Glücklicherweise richtete das dünne Christbaumkugelglas keinen grossen Schaden an. Wir verbrachten den Abend trotzdem im Notfall. Es war nicht das letzte Mal, dass es uns während der Kindheit meines Jüngsten in der Weihnachtszeit dorthin verschlug.
Weihnachtspräsente für Kinder können nicht nur unendlich nervig sein, sondern auch echt gefährlich. Zur Legende geworden in unserem Familien- und Freundeskreis ist das ferngesteuerte Auto, das mein Sohn mit etwa drei Jahren erhielt. Irgendwie schaffte er es, sich die drahtige Antenne in den Zeigefinger zu bohren, die sich da drin verkrümmte wie ein Angelhaken. Notfall, Operation unter Vollnarkose, eine Nacht im Spital. Wenigstens nicht am Weihnachtsabend, sondern danach.
Expertinnen und Experten warnen regelmässig vor Spielzeug-Trends unter dem Christbaum. Dieses Jahr sind ihnen die angesagten Wasserperlen ein Dorn im Auge. Die ursprünglich zur Pflanzenbewässerung entwickelten Kugeln bestehen aus Superabsorber-Polymeren und werden für diverse (Lern-)Spiele eingesetzt. Giftig sind sie nicht, aber sie können um ein Vielfaches aufquellen, wenn sie verschluckt werden. Es gab schon Fälle, in denen Kindern tennisballgrosse Wasserperlen aus dem Magen operiert werden mussten. Nicht gerade das, was man sich zu Weihnachten wünscht.
Wir lieben es und würden es an Weihnachten keinesfalls gegen ein anderes Menü tauschen wollen: Fondue Chinoise oder Tischgrill. Selbstverständlich wissen wir, dass wir das Fleisch in der Suppe oder auf dem Grill gut durchgaren müssen, um den Keimen, die da im roh auf dem Tisch rumliegenden Fleisch spriessen, den Garaus zu machen. Das Problem: Wir greifen die rohen Fleischstücke von Hand oder spiessen sie auf eine Gabel, und sowohl Hand als auch Gabel landen irgendwann mit grosser Wahrscheinlichkeit im Mund. Da kann das Fleisch noch so durch sein, wenn die Keime an der Gabel hängen! Am grössten ist die Gefahr von Durchfall, Erbrechen und Co. übrigens bei Poulet. Und ja, auch ich hab schon eine gemütliche Fleischfondue-Weihnacht erlebt, nach der die halbe Familie flachlag.
Übrigens lauert die Gefahr nach einer neuen Studie der Uni Zürich auch beim Abwasch nach dem Festmahl. Nach dem Waschgang im Geschirrspüler bleiben Reste von Klarspüler auf dem Geschirr zurück, welche die Schutzschicht des Darms beschädigen können. Dies könnte zur Entstehung von chronischen Krankheiten beitragen. Auch nicht gerade erheiternde Aussichten.
Ich wünsche euch allen wundervolle und vor allem gesunde Festtage. Und wer in der Kommentarspalte ein, zwei Anekdoten teilen mag – nur zu.