Disney zieht nach dem «Star Wars»-Flop die Konsequenzen

Disney zieht nach dem «Star Wars»-Flop die Konsequenzen – ein Niedergang in 5 Punkten

Pascal Scherrer

Mit dem jüngsten «Star Wars»-Film «Solo: A Star Wars Story» hat Disney einen veritablen finanziellen Flop an den Kinokassen gelandet. Nun scheint Disney die Konsequenzen aus dem Debakel zu ziehen. Ein Drama, welches vor sechs Jahren begann:

Die Erfolgswelle

• 2012 gibt die Walt Disney Company bekannt, dass sie die Firma Lucasfilm für 4,05 Milliarden US-Dollar übernimmt. Damit wird sie alleinige Rechteinhaberin von «Star Wars».
• Gleichzeitig kündigt Disney eine neue Trilogie an, welche zeitlich nach «Episode VI» angesiedelt sein soll.
• 2013 gibt Disney offiziell bekannt, dass man nebst der neuen Trilogie noch weitere «Star Wars»-Filme veröffentlichen werde. Dabei soll es sich um Einzelfilme handeln, die jeweils abgeschlossene Handlungen beinhalten.
• Disney kündigt «Episode VII» für Ende Mai 2015 an, weil alle bisherigen «Star Wars»-Filme im Mai erschienen sind. Wegen Verzögerungen beim Drehbuch wird der Termin schliesslich auf Dezember 2015 verschoben.
• «Star Wars: Das Erwachen der Macht» erscheint und beschert Disney traumhafte Umsätze. 2,06 Milliarden US-Dollar geben Fans weltweit aus, um sich den Film anzusehen.
• Ein Jahr später erscheint der erste Stand-Alone-Film des Weltraum-Franchises. «Rogue One: A Star Wars Story» bringt dem Mauskonzern 1,05 Milliarden US-Dollar ein.

Hier war noch alles in Ordnung: Szene aus «Episode VII».Bild: Disney

Erste Risse

• Disney will nun endlich den Mai als «Star Wars»-Monat etablieren und kündigt «Episode VIII» für den 26. Mai 2017 an. Doch auch dieser Termin muss schliesslich auf den Dezember verschoben werden.
• Im Januar 2017 beginnen die offiziellen Dreharbeiten zum zweiten Einzelfilm, in dem es um den jungen Han Solo geht.
• Disney will die «Star Wars»-Filme nun endlich auf einen Sommerrhythmus umstellen und kündigt den «Han Solo»-Film für Mai 2018 an.
• Im Juni 2017 tauchen erste Gerüchte auf, wonach die Produktion des «Han Solo»-Films alles andere als gut verlaufe. Schliesslich feuert Disney nach fünf Monaten die Regisseure und ersetzt diese durch Ron Howard («Apollo 13», «Rush»).
• Im Oktober 2017 gibt der neue Regisseur Ron Howard den offiziellen Titel des neuen Films bekannt: «Solo: A Star Wars Story». Weiterhin sagt er, dass die Produktion auf gutem Wege sei.
• Die Berichte, wonach die Produktion von «Solo» massive Probleme habe, häufen sich. Die Verantwortlichen sollen unzufrieden mit der Leistung von Hauptdarsteller Alden Ehrenreich sein und nahezu 80 Prozent des Films habe neu gedreht werden müssen.
• Im November 2017 gibt Disney bekannt, dass sie so begeistert von der kommenden «Episode VIII» seien, dass sie deren Regisseur Rian Johnson mit einer neuen «Star Wars»-Trilogie betraut haben.

Gefiel Disney besser als den Fans: «Episode VIII».Bild: Disney

Das Debakel bahnt sich an

• Erneut muss Disney einen «Star Wars»-Film verschieben. «Episode IX» wird vom 24. Mai 2019 auf Dezember 2019 verlegt.
• Im Dezember 2017 erscheint «Star Wars: Die letzten Jedi» in den Kinos und spaltet die Zuschauer in zwei Lager. Mit 1,33 Milliarden US-Dollar spielt der Film noch etwas mehr als die Hälfte des Kinoumsatzes von «Episode VII» ein.
• In den sozialen Medien wird gegen den neuen «Star Wars»-Film fast schon eine Hetzkampagne gestartet. Schliesslich wehrt sich sogar Regisseur Rian Johnson in einer Reihe von Tweets gegen die Vorwürfe.
• Ein Insider plaudert aus, dass Disney nach den negativen Reaktionen zu «Die letzten Jedi» damit rechnet, dass «Solo» floppen wird.
• Im Januar 2018 – vier Monate vor dem Start von «Solo: A Star Wars Story» – gibt es immer noch nicht den kleinsten Teaser zum Film. Zum Vergleich: Der erste Clip zu «Rogue One» erschien etwa ein halbes Jahr vor dessen Filmstart.

Alden Ehrenreichs Leistung soll bei Disney nicht gut angekommen sein.Bild: AP/Lucasfilm

Ein letztes Aufbäumen

• Anfang Februar 2018 veröffentlicht Disney endlich den ersten Teaser zu «Solo: A Star Wars Story» und startet eine massive Marketingkampagne.
• Praktisch gleichzeitig wird bekannt, dass Disney die «Game of Thrones»-Chefautoren beauftragt hat, eine weitere «Star Wars»-Trilogie zu entwickeln.
• Nur einen Monat später kündigt Disney eine Realserie zu «Star Wars» an, die von «Iron Man»-Regisseur Jon Favreau produziert werden soll.
• Erste Expertenschätzungen gehen davon aus, dass «Solo: A Star Wars Story» in den USA sehr gute 135 bis 170 Millionen US-Dollar in den ersten vier Tagen einspielen wird. Disney geht von 150 Millionen aus – damit wäre der Film auf dem gleichen Niveau wie «Rogue One: A Star Wars Story». Weltweit wird dem Film sogar bis zu 340 Millionen vorausgesagt.

Disney hoffte auf einen ähnlichen Erfolg mit «Solo» wie mit «Rogue One».Bild: Disney

Die Katastrophe tritt ein

• «Solo» eröffnet in den USA unter den Erwartungen. In den ersten vier Tagen spielt der Film nur 103 Millionen US-Dollar ein. Weltweit kommt der Blockbuster auf 171 Millionen – für Disney-Mässstäbe eine Katastrophe.
• Vier Wochen nach dem Filmstart hat «Solo» erst 344 Millionen US-Dollar eingespielt. Um profitabel zu sein, müsste der Blockbuster aber etwa 800 Millionen einspielen.
• Wall-Street-Analyst Barton Crockett sagt, dass Disney mit «Solo» mehr als 50 Millionen US-Dollar Verlust machen wird. Andere Quellen gehen von mindestens 80 Millionen aus.
• Am 20. Juni berichtet das Branchenmagazin «Collider», aus zuverlässigen Quellen erfahren zu haben, dass Disney alle weiteren «Star Wars»-Anthology-Filme auf Eis gelegt hat. Filme zu Boba Fett und Obi Wan Kenobi waren bereits seit einiger Zeit in Entwicklung.
• Disney wolle sich nun komplett auf «Episode IX» konzentrieren und danach entscheiden, wie es weitergehen soll.
• Inzwischen tauchen sogar erste Gerüchte auf, wonach Disney auch in Betracht zieht, die angekündigte Trilogie von Rian Johnson zu streichen.

Meine Einschätzung: Disney hat sich bisher noch nicht dazu geäussert. Dass die Anthology-Filme aber tatsächlich auf Eis gelegt wurden, ist sehr wahrscheinlich, da «Collider» in der Vergangenheit immer eine zuverlässige Quelle war. Hingegen scheint mir die Meldung, dass auch Johnsons Trilogie gestrichen werde, bisher nichts ausser ein wildes Gerücht zu sein.

Was haltet ihr davon? Ich freu mich auf eine angeregte Diskussion in den Kommentaren.