Ob «Easy Rider», «Thelma & Louise» oder «Dumm & Dümmer» – Roadtrips haben mich von klein auf schon fasziniert. Solche Filme und Geschichten haben eine Sehnsucht genährt: Der Wunsch danach, als König von endlosen, einsamen Strassen durch die Weiten verschiedener Landschaften fahren zu können.
Ein Unterfangen, das in der Schweiz nur schwer möglich ist. So sehr ich unsere Landstrassen liebe – insbesondere für Töff-Touren muss ich weiter weg reisen, um die lange Fahrt ins Nirgendwo erleben zu können. Insgesamt über 15’000 Kilometer habe ich in den USA wegen dieser Faszination bereits zurückgelegt.
Ist also nur logisch, dass ich jetzt, nach meinem Austauschsemester in Perth, erneut eine Tour mache. Hierfür miete ich ein Auto, um von Sydney nach Fraser Island zu fahren.
Während der Reise fällt mir einiges auf, was ich nach den letzten Trips bereits wieder vergessen hatte: Die Vorstellung dieser erwähnten Fahrer-Freiheit liegt manchmal doch einige Querstrassen von der Realität entfernt. Ich versuche die Erkenntnisse hier einmal aufzulisten:
Am Anfang war das Wort. Und das Wort war «Euphorie». Das Urlaubsziel gewählt, die Koffer gepackt, die Route mehr oder weniger abgesteckt. Was soll dem grossen Abenteuer also noch im Weg stehen? Hingehen, einsteigen, losfahren!
Falsch gedacht ... zuerst kommt der Online-Booking-Marathon: Erst muss ein Auto gefunden werden, jetzt mal davon ausgehend, dass man am besagten Ort keins besitzt. Stunden um Stunden klicke ich mich durch Vermieter- und Vergleichsseiten. Die Preise unterscheiden sich jeweils um hunderte, wenn nicht tausende Dollar. Zudem kenne ich von den meisten Anbietern Stories von Freunden, die wegen eines kleinen Kratzers um ein halbes Vermögen gebracht wurden. Darum werden auch ausnahmsweise alle AGBs dieser Scharlatane gelesen. Danach geht der ganze Spass mit den Unterkünften weiter. Da ist es immer ein Wählen zwischen komfortabel oder günstig ... bzw. zwischen «davon könnt ich mir eine halbe Playstation kaufen» und Rattenloch.
Der neue Wagen rollt frisch gewaschen und poliert beim Vermieter aus der Ausfahrt. Es ist einer dieser Hollywood-Momente. Die Sonne spiegelt sich im richtigen Winkel auf der Haube, die Zeit steht kurz still und irgendwo summt eine Gruppe Engel irgendwas von Hans Zimmer: «Dich werde ich hegen und pflegen bis sich unsere Wege trennen müssen, meine Liebste.»
Die Liebe vergeht schnell. Du kennst das vielleicht vom neuen Handy. Am Anfang bleibt sogar die Schutzfolie der Verpackung drauf, damit dem edlen Gerät nichts passiert. Es wird überall hin auf dem Samtkissen getragen. Und dann nach ein paar Wochen wirfst du es aus der Hüfte lässig aufs Bett ... aus der Küche ... um die Ecke. Gleich passiert es auch im Auto, speziell während des Roadtrips, wenn jeden Tag gefahren wird. Die Rückbank wird zum Kleiderschrank, der Boden darunter zum Abfallkorb und die Fussmatte in der Fahrerkabine verschwindet unter einem Sandkasten.
Alleine auf stundenlangen Fahrten kann ich endlich machen, wonach mir ist. Ich kann Podcasts hören, fragwürdige Selbstgespräche führen und lauthals zu Shakira mitsingen, ohne dass mich irgendwer stört.
Exakt so!
Endlich Ruhe von Menschen. Endlich Zeit für mich! Die Flucht vor der Zivilisation auf die Landstrasse wird mir die Möglichkeit geben, mich auf mich selbst zu konzentrieren. Ich kann reflektieren und über die Welt nachdenken. Darum auch lieber Einzelzimmer als Hostel-Massenschlag.
So ist es auch ... für die ersten paar Tage. Doch dann fängt die Einsamkeit an zu wirken. Ich habe mich selbst mittlerweile mehr reflektiert, als es mir lieb ist. Deshalb geh' ich in Coffs Harbour gerne wieder ins Hostel. Zufällig treffe ich da drei Engländer: Josh, Max und noch ein Josh.
Auch sie haben sich erst in Sydney kennengelernt und sind mit dem Greyhound-Bus unterwegs. Da sie nicht danach aussehen, als könnten sie am nächsten Morgen um 5 Uhr für diesen aufstehen, biete ich an, sie mitzunehmen. Schliesslich wollen sie ebenfalls am nächsten Tag nach Byron Bay. Aus einem Tag bzw. einer Destination werden zwei, drei und so weiter. Max und Josh kommen bis nach Brisbane. Mit dem