Ein makelloses Profil füllt den Screen meines kleinen 13-Zoll Laptops. Das Lächeln ist verführerisch und der Blick bestechend. Ein dünner Schweissfilm bringt die perfekte, schier unecht wirkende Haut zum Glänzen. Nicht zu viel, um eklig zu wirken, sondern genau der perfekte Grad an «Verschwitztheit». Der Sexappeal dieses Football-Jacke tragenden Typen ist unwiderstehlich. Ich kann nicht wegscrollen.
«Riverdale» heisst die Serie, die mich hinter dem hinreissenden Bild des rothaarigen Archie erwartet und die mich einlädt, das scheinbar dramatische Leben 17-jähriger Kleinstadtteenies zu verfolgen.
Ich kann nicht anders, ich klicke drauf, spiele die erste Episode ab und fühle mich, als wäre ich auf einmal wieder 13 Jahre alt.
Es ist eine Story wie es schon tausend andere gibt. Das Setting: Eine amerikanische Kleinstadt im Postkarten-Kitsch. Gegen aussen geben sich ihre mittelständigen Bürger anständig und unschuldig. Ihre Kinder sind Cheerleader-Kapitäninnen, Quarterbacks und Schulhof-Emos und alle haben sie etwas zu verbergen.
Doch darum geht es letztendlich nicht. Es ist weder die grandiose Kameraführung, noch sind es die gerissenen Storylines, die solche Serien zum Genuss machen. Viel mehr sind es die frühreifen, Croptop tragenden Gören und ihre devoten Anhängerinnen, die sportlichen Überflieger mit ihren Image-Verlustängsten und die Streber, deren grösster Wunsch es ist, ein Date für den Schulball zu haben.
Amerikanische Highschool-Filme ziehen jegliche Schublade der Sterotypen-Kommode und stopfen sie voll mit Vorurteilen.
Der Teenie-Film lebt von überzeichneten Charakteren. Personen, die ein bisschen so sind, wie wir gerne sein wollen. Aber dann doch in viel zu extremer Form, um ihrem Dasein nachzujagen. Der klassische Highschool-Film ist so dermassen gespickt mit Stereotypen, dass der Vorwurf, er vermittle unrealistische Idealvorstellungen, gar nicht mehr wirkmächtig sein kann. Was denn noch bleibt, sind 90 Minuten voller anspruchsloser Unterhaltung mit der Versicherung, dass auch das Leben als Quarterback oder Cheerleader-Kapitänin nicht viel spektakulärer ist als das eigene.
Nun, da ich meine (mir immer noch etwas peinliche) Vorliebe mehr oder weniger gerechtfertigt habe, will ich euch diese sieben Perlen aus den späten 90ern und den frühen 00er-Jahren nicht weiter vorenthalten. Damit auch ihr euch einen verregneten Samstagnachmittag lang über den surrealen und immer gleich bleibenden Charakteren, Handlungen und Moralpredigten von trashigen Teenie-Dramen das Maul zerreissen könnt.
Ach, Troy Baker! Du bist ein guter Kerl. Hast uns die Welt und die Liebe mit deinem Gesang erklärt. Zumindest soweit, wie das für einen 16-jährigen Jungen, dessen grösster Lebenskonflikt die richtige Hobbywahl darstellt, möglich ist. Und Vanessa, das «New Girl in School», hat dir nicht nur den Kopf verdreht, sondern gezeigt, dass coole Jungs neben dem Basketballspielen auch Karaokesingen dürfen.
P.S. «You are the music in me» war damals drei Wochen der meist gehörte Song auf meinem iPod.
Bianca ist der heisse Feger auf der Schule und ihre ältere Schwester Kate das streberische Gegenteil. Duzende Gelegenheiten für Dates muss die blonde Bianca ausschlagen, weil ihr Vater ihr das Ausgehen erst erlaubt, sobald auch die ältere Kate endlich ihr erstes Rendez-Vous hinter sich gebracht hat.
«10 Dinge, die ich an dir hasse» ist eine Analogie auf Shakespeares Stück «Der Widerspenstigen Zähmung». Ein zeitloser Klassiker aufgeführt in der schnelllebigen Welt von hormongesteuerten Teenies – ein schauriges Furioso!
Hilary Duff ist wie geboren, um das unscheinbare Mädchen von nebenan zu spielen. «Stiffler's Mom» als gemeine, barbusige Stiefmutter, lässt das arme Waisenkind im Rollschuhdiner schuften, wo sie ihren Mitschülern Milkshakes und Hotdogs servieren muss.
Und die Stiefschwestern? Die dürfen sich in ihrer Freizeit durch sämtliche Läden der Einkaufszentren stürzen und um die Jungs aus dem Football-Team buhlen. Zum Beispiel um den Schulschwarm Austin, der aber eigentlich – ach, der Film heisst Cinderella Story, ihr wisst schon was passiert.
Ein Meisterwerk der bekloppten Filmtitel-Übersetzungen: «S.H.I.T. – Die Highschool GmbH». Im amerikanischen Original heisst diese Komödie «Accepted». Der Highschool-Abgänger Bartleby wurde an der «South Harmon Institute of Technology» angenommen. Als erster und einziger Schüler. Denn die «S.H.I.T.» ist keine herkömmliche Hochschule, sondern eine Erfindung des Protagonisten selbst, um seinen Eltern vorzugaukeln, er studiere an einem renommierten College.
Natürlich geht die Idee nach hinten los, wobei, das pathetische Happy End (wie bei jedem Highschool Teenie-Film) nicht ausgelassen wird.
Ein verzogenes LA-Chick trifft auf elitäre Töchter der britischen Oberschicht. Der Film «Wildchild» schickt die 16-jährige Poppy Moore auf ein traditionelles Mädchen-Internat, wo sie zu Beginn als kulturloses It-Girl verpönt wird. In einem versöhnlichen Ende schafft sie es aber, die ach so unterschiedlichen Kulturen von Grossbritannien und den USA zu vereinen und wird schliesslich zum Star der Schule.
Ein Schlaumeier, eine Schönheit, ein Muskelprotz, ein Freak und eine Ausgeflippte sind acht Stunden lang in einer Schulbibliothek «gefangen». Das hält aber keiner von ihnen aus. Egal welcher Ethnie der amerikanischen Highschool-Kulturen sie entstammen, sie alle wollen raus aus dem «Nachsitz-Gefängnis». In ihrer gemeinsamen Rebellion finden sie schliesslich echte Freundschaft.
Weil das beste bekanntlich zum Schluss kommt – hier mein all time favourite: «Mean Girls» deckt alle nur erdenklichen Erwartungen, die man an einen trashigen Teenie-Film haben kann, ab. Cady ist gerade von Afrika nach Amerika gezogen. Nach jahrelangem Heimunterricht geht sie zum ersten Mal an eine klassische Highschool, wo sie Hierarchien vorfindet, die noch krasser als diejenigen aus der ihr bekannten Tierwelt sind.
Die Schulhof-Diktatorin Regina nimmt Cady in ihre Clique der «Plastics» auf. Die Beliebtheit steigt ihr kurzfristig zu Kopf bis sie merkt, dass Plastik irgendwann spröde wird und zerbricht.
Ich habe noch nie «Clueless» gesehen.