Weibliche Brustwarzen, Schamhaare, schwabblige Körper – alles zu viel für die prüde Politik von Instagram. Die zurzeit beliebteste Bilderplattform schreibt in ihren Richtlinien vor, dass
Bilder über ihren Dienst veröffentlicht werden dürfen.
Beim Hochladen von Bildern auf Instagram findet jedoch noch keine Vorselektion nach diesen Vorschriften statt. Dies erklärt die explizit pornografischen Bilder und Videos, die unter gewissen Hashtags ganz einfach zu finden sind. Damit ein Bild nämlich von einer offiziellen Stelle geprüft wird und je nach dem dann auch entfernt wird, muss es zuerst gemeldet werden. Genau hier kommen die Künstlerinnen Molly Soda und Arvida Byström mit ihrem Buch «Pics Or It Didn't Happen» ins Spiel.
Soda und Byström sind beides bildende Künstlerinnen, die durch Instagram zusammen fast 220'000 Menschen erreichen. «Uns fiel auf, dass viele Leute, die sich über ihre gelöschten Insta-Bilder aufregen, Menschen sind, die nicht in ein konventionelles Schönheitsbild passen», formuliert Molly Soda ihre Motivation gegenüber der britischen Tageszeitung The Independent. Deshalb entschieden sie, in die Offensive zu gehen: Sie riefen ihre Followers auf, Fotos einzuschicken, die für Instagram zu «anstössig» waren.
250 der eingesendeten Bilder haben es schliesslich in das frisch erschienene Bilder-Buch geschafft. Als Ganzes fragt das Werk seine Leser: «Wieso ist die Nacktheit einiger Körper – namentlich derer von jungen, weissen, haarlosen, dünnen oder muskulösen Erscheinungen – für Social Media in Ordnung, während das Evakostüm anderer Körper gelöscht wird?»
Spannend an der Arbeit ist der Fakt, dass ein Foto meist erst dann gelöscht wird, wenn es von verschiedenen Usern gemeldet wird. Byström sieht darin eine soziologische Komponente: «Jeder Körper, der nicht zu einem Mann gehört, wird mit Sex in Verbindung gebracht: Frauen im knappen Höschen und rasierter Bikinizone sind geil, behaarte Frauenbeine sind eklig. Letztere werden gemeldet.»
Die Frage, ob sich bezüglich dieser «Bodynorms» in den letzten Jahren bereits etwas geändert habe, beantworten die Autorinnen gegenüber Vice mit einem lachenden «Ja». Die behaarten Achseln von Molly hätten inzwischen nur noch ein Dutzend verletzende Kommentare. Früher seien es Hunderte gewesen.
Dass es Richtlinien braucht, ist den beiden Autorinnen durchaus bewusst. Auch sie haben keine Lust auf Penisbilder und Enthauptungen auf Social Media. Unsere Gesellschaft müsse jedoch davon abkommen, Dinge, die wir eklig finden, automatisch als falsch zu deklarieren.