Mehr als 500 Medikamente waren Ende 2018 nicht lieferbar. Wie aus einer Recherche des «Blicks» hervorgeht, dürfte sich die Lage auch dieses Jahr nicht entspannen, sondern könnte sich sogar noch verschlimmern.
«Das ist ein ernsthaftes Problem. Die Situation hat sich 2018 dramatisch verschärft», sagt Enea Martinelli. Der Spitalapotheker im Berner Oberland hat festgestellt, dass sich Lieferengpässe im Verlauf des letzten Jahres mehr als verdoppelt haben.
Beim Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung (BWL) hat man 2018 zwar weniger nicht lieferbare Medikamente gezählt. Allerdings werden nur solche registriert, die lebenswichtig sind. Folglich ist deren Knappheit problematisch.
Aber auch beim BWL verspürt man einen Anstieg und spricht sogar von einem Rekord. «Die Meldestelle des BWL war 2018 grob geschätzt mit rund 25 Prozent mehr Meldungen konfrontiert als im Vorjahr», zitiert der «Blick».
Die Ursache des Problems liegt laut Martinelli in der Globalisierung der Medikamenten-Produktion. So werden gewisse Werkstoffe nur noch an wenigen Standorten produziert. Kommt es zu Zwischenfällen, sind die Folgen rasch auch in der Schweiz spürbar.
Aktuell können 532 Medikamente nicht geliefert werden – darunter Produkte für Epileptiker und Parkinson-Patienten. Ausserdem bleibt das Wehenmittel Syntocinon momentan aus. Zwar gibt es einen Ersatz – allerdings kostet der rund 50 Mal mehr. Betroffen sind aber auch chronisch Kranke, da die Umstellung auf ein anderes Medikament sehr schwierig ist.
Für Interpharma, den Dachverband der Pharmabranche, sind die Lieferengpässe «zwar ärgerlich, aber unproblematisch». Gemäss dem «Blick» ist die Situation noch nicht bedrohlich. Jedoch fallen mehr Aufwand und vor allem mehr Kosten an. (vom)