Der Trend hält an: Die in der Schweiz berufstätige Ärzteschaft wird immer weiblicher. Bei den unter 40-jährigen sind die Frauen bereits in der Mehrheit. Auch der Anteil von Ärzten mit ausländischem Diplom nimmt kontinuierlich zu.
In der Schweiz waren Ende 2015 35'325 Ärztinnen und Ärzte berufstätig – 2,8 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Wie schon in den Vorjahren wuchs der Frauenanteil im vergangenen Jahr stärker als jener der Männer, wie aus der am Mittwoch in der «Schweizerischen Ärztezeitung» veröffentlichten FMH-Ärztestatistik hervorgeht.
Obwohl immer noch sechs von zehn Medizinern männlich sind, stieg der Frauenanteil in den vergangenen Jahren kontinuierlich an – von 2010 bis 2015 um fast einen Drittel. Die männliche Ärzteschaft erhielt in dieser Periode mit gut 8 Prozent einen vergleichsweise kleinen Zuwachs.
Dieser Trend wirkt sich auf die Altersstruktur der Ärzteschaft aus: In der Altersklasse unter 40 Jahren sind Frauen in der Überzahl. Ab dem 40. Lebensjahr kippt das Verhältnis zugunsten der Männer.
Dieses Phänomen dürfte sich künftig noch stärker in der Demografie der Ärzteschaft niederschlagen, wie der Ärzteverband FMH schreibt. Denn bei den Bildungsabschlüssen in der Humanmedizin überwiegt der Frauenanteil bereits seit zehn Jahren – aktuell liegt er bei 55,7 Prozent.
Bei den ausgeübten medizinischen Fachrichtungen ist der Frauenanteil mit jeweils rund 60 Prozent in den Fachrichtungen Kinder- und Jugendpsychiatrie, Kinder- und Jugendmedizin sowie Gynäkologie und Geburtshilfe am höchsten. Mit Zahlen über 90 Prozent sind die Männer im Gegenzug in chirurgischen Fachgebieten wie Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Thoraxchirurgie und Orthopädische Chirurgie überdurchschnittlich hoch vertreten.
Das durchschnittliche Arbeitspensum der Ärztinnen weicht mit 7,6 Halbtagen pro Woche ebenfalls von demjenigen ihrer Kollegen ab, die 9,4 Halbtage arbeiten.
Weiter weist die FMH-Ärztestatistik grosse Unterschiede zwischen Stadt und Land bei der Ärztedichte nach. Die Kantone mit den höchsten Dichten an Ärzten pro Tausend Einwohner sind allesamt städtisch geprägt: Basel-Stadt, Genf und Zürich. Am anderen Ende der Skala stehen ländliche Kantone wie Uri, Appenzell Innerrhoden und Obwalden.
Diese Unterschiede gelten nicht nur auf Kantons-, sondern auch auf Gemeindeebene: Die Ärztedichte in städtischen Gemeinden fällt deutlich höher aus als in ländlichen Gemeinden. Und dennoch ist in Zentren die Dichte an Spezialistinnen und Spezialisten fast doppelt so hoch wie diejenige der Grundversorger. In ländlichen Gemeinden präsentiert sich hingegen das umgekehrte Phänomen, dort überwiegt die Ärztedichte der Grundversorger.
Neben dem Frauenanteil ist auch der Anteil der Ärzteschaft mit einem ausländischen Arztdiplom in den vergangenen fünf Jahren gestiegen – von 25 auf 31,5 Prozent. Damit stammt fast ein Drittel der in der Schweiz berufstätigen Ärztinnen und Ärzte aus dem Ausland.
Die Mehrheit der ausländischen Fachkräfte kommt aus den Nachbarländern, wobei Deutschland die grösste Gruppe stellt. Die ausländischen Mediziner sind mit 37,5 Prozent vor allem im stationären Sektor vertreten; im ambulanten Sektor beträgt ihr Anteil 25,9 Prozent.
Diese Zahlen machen aus Sicht der FMH deutlich, «dass die medizinische Versorgung in der Schweiz einzig dank der Zuwanderung ausländischer Ärztinnen und Ärzte aufrechterhalten werden kann». Zudem sei eine Erhöhung der Medizinstudienplätze notwendig, um auch künftig die medizinische Versorgung in der Schweiz sicherzustellen.
(sda)