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Wirtschaft

In Süditalien und Ostpolen verdienen Frauen mehr als Männer

Gewerkschaftsaktivistinnen und -aktivisten demonstrieren fuer Lohngleichheit zwischen Mann und Frau, aus Anlass des Internationalen Frauentag (International Women's Day) vom 8. Maerz, am Donnerst ...
Demo für Lohngleichheit vor dem Bundeshaus, 2013. Seither hat sich nicht viel getan. Bild: KEYSTONE

Wo verdienen Frauen mehr als Männer? In Süditalien und Ostpolen – aber nicht hier

14.02.2017, 18:0615.02.2017, 06:44
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Gender Pay Gap – diese drei kurzen englischen Wörter stehen für das, was in zwei langen deutschen Wörtern geschlechtsspezifisches Verdienstgefälle heisst. In aller Regel bedeutet «Verdienstgefälle», dass Frauen für gleichwertige Arbeit weniger Lohn erhalten als Männer.

Gender Pay Gap
Das geschlechtsspezifische Verdienstgefälle drückt die Differenz zwischen den durchschnittlichen Brutto-Stundenverdiensten der männlichen und der weiblichen Arbeitnehmer aus, angegeben in Prozent des «Männer-Lohns». 
Dieser Unterschied ist nicht bereinigt, das heisst, strukturelle Unterschiede wie Ausbildungsgrad, Teilzeitarbeit und dergleichen wurden nicht herausgerechnet. Der bereinigte Gender Pay Gap liegt meist bei etwa einem Drittel des unbereinigten. Diese bereinigte Differenz kann mit den verfügbaren Strukturdaten nicht erklärt werden. Es erscheint mithin plausibel, dass der bereinigte Gender Pay Gap auf Diskriminierung beruht. 
Quelle: Eurostat/Wikipedia

Weltweit verdienen Frauen, so weist es der Global Gender Gap Report 2016 des WEF aus, nur knapp mehr als die Hälfte der Männer – obwohl sie im Schnitt länger arbeiten. In der EU liegt der Gender Pay Gap derzeit gemäss Eurostat gemittelt bei gut 16 Prozent, in der Schweiz bei rund 19 Prozent (2013). Mit anderen Worten: EU-weit verdienen Männer rund 16 Prozent mehr als Frauen. 

Aber nicht überall: In Süditalien inklusive Sizilien und Sardinien sowie in Ostpolen verdienen Frauen mehr – bis zu 11 Prozent – als Männer, wie ein Blick auf die untenstehende Karte von Eurostat zeigt. Ausgerechnet in ausgesprochen strukturschwachen Regionen also. 

Geschlechtsspezifisches Verdienstgefälle / Gender Pay Gap EU / Europa, 2010
Am weitesten klafft der Gender Pay Gap in Süddeutschland und Südengland auseinander. Karte: Eurostat/watson

Dagegen erscheinen Regionen wie Baden-Württemberg, Bayern oder London, die wahre Wirtschaftsmotoren sind, als rückständig. Wie kann das sein? 

Der niedrige Gender Pay Gap in Süditalien und Ostpolen erklärt sich vornehmlich dadurch, dass in diesen Gebieten bedeutend weniger Frauen erwerbstätig sind. In Süditalien ist der Unterschied zwischen den Geschlechtern bei der Erwerbstätigkeit EU-weit am grössten. Während auf den finnischen Ålandsinseln fast neun von zehn Frauen eine Stelle haben, sind es im Mezzogiorno nicht ganz vier.

Zudem stehen in den strukturschwachen Regionen viele Frauen, die nur über einen einfachen Bildungsabschluss verfügen, gar nicht im Beruf – zumindest sind sie nicht statistisch erfasst. Jene Frauen, die eine Stelle haben, sind dagegen oft hochqualifiziert und beziehen ein entsprechend hohes Einkommen. 

Zugleich gibt es dort nur wenig Angebote für Teilzeitarbeit, zumal für Frauen. Teilzeitarbeit ist denn auch bei beiden Geschlechtern fast gleich häufig. Demgegenüber sind die wirtschaftlich leistungsfähigen Regionen im Norden und Westen Europas dadurch gekennzeichnet, dass der Anteil der Teilzeitbeschäftigten hoch ist – und dass sie in der Mehrzahl Frauen sind. 

So gesehen wirkt der umgekehrte Gender Pay Gap in Süditalien und Ostpolen nicht mehr derart vorbildlich. 

Wie fühlt sich finanzielle Diskriminierung an? Video der Zürcher Frauenzentrale aus dem Jahr 2013 zum «Equal Pay Day». Video: YouTube/Gender Gap

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88 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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freddy.k
14.02.2017 18:39registriert April 2016
Wenn wir über lohngleichheit sprechen, was genau ist besser/fortschrittlicher daran wenn frauen mehr als männer verdienen?
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Jsgkl
14.02.2017 22:49registriert November 2014
Warum nicht einfach ausgleichen. Frauen und Männer erhalten gleichen Lohn, alle werden gleichzeitig pensioniert und alle haben Militärpflicht. Männer sollten auch Vaterschaftsurlaub erhalten.
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LeChef
15.02.2017 00:28registriert Januar 2016
Würden Frauen tatsächlich für die gleiche Leistung weniger verdienen, wäre jede Firma, welche Männer beschäftigt, schlicht blöd. Warum sollte sich ein Arbeitgeber die Möglichkeit entgehen lassen, Lohnkosten zu sparen? Einfach die Belegschaft möglichst nur aus Frauen zusammenstellen und - schwupp di wupp - 20% weniger Löhne zahlen müssen ;) Offensichtlich passiert das nicht. Der einzige Schluss, den man daraus ziehen kann ist, dass die Leistung anscheinend eben doch nicht die gleiche ist.
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