Ab einem gewissen Alter – ich bin da schon längst angekommen – muss Frau damit rechnen, dass der nächste Partner nicht nur ein Rucksäckli trägt, sondern auch das ein oder andere Kindersitzli im Auto mitfährt.
Alles kein Problem. Das mit den Kids finde ich sogar noch praktisch. Die sind dann schon da. Kein Alkoholentzug, kein Nicht-Rauchen, kein mühsames Gebären. Zäck, Stiefmama. Funktioniert das gut mit der leiblichen Mutter, dann finde ich das Modell Patchwork-Familie sehr romantisch.
Aber darum geht es in diesem Text gar nicht. Wobei, hey, Single-Dads, si jamais: emma.amour@watson.ch.
Jedenfalls neulich, nachdem ich eine weitere Suff-SMS-Sandro-Krise in genug Bier ertränkt habe, matchte ich auf irgendeiner dieser Dating-Apps mit Jan. Jan ist easy. Typ totaler Normalo.
So sind auch die Nachrichten, die wir austauschen: total normal. Nichts weist darauf hin, dass ein Treffen mit Jan in einer Misere enden könnte. Also machen wir ein Date aus. Er schlägt einen öffentlichen Park vor. Find ich gut. Ist ja frühlingshaft gerade in Zürich.
Ich entscheide mich für bequemes Schuhwerk, Pulli, Jeans, Dutt. Jan winkt mir aus der Ferne zu. Ich mag sein Lachen. Und seinen Rucksack. Der sieht futuristisch aus. Hat hinten so eine Plastik-Kuppel. Wie ein Guckfenster.
Als ich näher komme, merke ich: Das ist ein Guckfenster. Und aus dem Guckfenster guckt ein kleines weisses Hündli. Sehr haarig. Kleine rosa Zunge. Hündli hechelt. Kann mir sehr gut vorstellen, dass Hündli beim Aufreissen hilfreich ist. Frauen und Tierli halt.
Bloss: Ich bin kein Tierli-Mensch. War noch nie einer. Und werde auch nie einer sein. Nicht falsch verstehen, ich habe nichts gegen Tiere. Ich will einfach weder Tisch, Bett noch Mann mit einem teilen.
«Das ist Kleine Lady», sagt Jan und lässt das Hündli aus dem Rucksack. «Ist sie nicht herzig!?». Kleine Lady hat nun Platz auf meinem Schoss genommen. Meine schwarze Jeans ist voller weisser Haare. Ich hätte Kleine Lady gerne weg da.
Nun hebt sie Jan hoch. Als wäre sie Simba aus «Lion King». Dann drückt er sie an sich und knutscht sie überall ab, bevor er sein Gesicht von Kleine Lady ablecken lässt. Jan, Kleine Lady und ich machen jetzt ein Spaziergängli. Am Wasser. «Sie isch am glücklichschte, wänn sie chan Füessli bädälä.»
Das einzig Gute hier: Jan ist so mit Kleine Lady beschäftigt, dass er absolut keine Zeit hat, um mit mir zu reden. So spazieren wir eine Weile nebeneinander her. Er himmelt Kleine Lady an. Ich warte, bis die Höflichkeits-Stunde vorbei ist.
Dann hole ich zum grossen «Aaaaaalso…» aus und will Tschüss sagen. Findet Jan schade. Er würde gerne noch mit Kleine Lady und mir essen gehen. Er habe schon länger keine Frau getroffen, mit der es so super sei wie mit mir. Und Kleine Lady, betont er, habe mich auch sehr gern. Hihi.
Ich sage, dass ich mich geehrt fühle, aber absolut kein Hundemensch sei. Mehr noch, dass Hunde ein Dealbreaker für mich sind.
«Easy, easy», findet er. So mega krass sei das Date jetzt auch nicht gewesen. Und eigentlich müssen Kleine Lady und er auch schon längst los. Wir verabschieden uns ziemlich unterkühlt.
Ich will Jan bereits ad acta legen, als mich folgende Nachricht von ihm erreicht: «Gäll, seisch eifach, falls ich mal dini chlii Lady streichle söll. Weisch, so ganz unzwunge ohni Verpflichtige».
Es war das erste Mal, dass ein Mann meine Vagina wie seinen Hund nannte.
Nuff said.
Adieu,