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Ein Selbstgespräch zwischen mir & meinem Hypochonder-Ich über Heiserkeit

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bild: shutterstock / watson
Rund um Gsund

Ein Selbstgespräch zwischen mir und meinem Hypochonder-Ich

Ich hasse es, wenn meine Stimme versagt. Schliesslich gehört Reden sozusagen zu meinem Job. Ins Telefon knarzen oder Interview-Partnerinnen ankrächzen ist alles andere als angenehm. Und dann ist da ja noch die total reale Chance, dass diese Heiserkeit eine echt gefährliche Ursache hat. Ein Selbstgespräch zwischen mir und meinem Hypochonder-Ich.
19.11.2021, 08:29
Sandra Casalini
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Hypochonder-Ich: «Oh mein Gott. Oh mein Gott. Oh. Mein. Gott. Ich bin heiser!»

Ich: «Uuuuuund….?»

Hypochonder-Ich: «Richtig heiser. Nicht nur ein bisschen. Ich habe gegoogelt. Das ist Kehlkopfkrebs.»

Ich: «Ah ja. Hustest du Blut? Hast du Schmerzen, die bis ins Ohr strahlen?»

Hypochonder-Ich: «Nein, aber die sind ja sehr individuell, diese Symptome.»

Ich: «Wie lange bist du schon heiser?»

Hypochonder-Ich: «Seit heute Morgen.»

Ich: «Hast du gestern gesungen?»

Hypochonder-Ich: «Ein bisschen. Im Auto.»

Ich: «Hast du laut gesungen?»

Hypochonder-Ich: «Kann schon sein ...»

Ich: «Und du hast falsch gesungen.»

Hypochonder-Ich: «Ja und? Hat mich ja niemand gehört.»

Ich: «Nicht nur falsche Töne, sondern mit der falschen Stimmtechnik, viel zu viel Druck. Wenn du die Stimme über längere Zeit überlastest oder fehlbelastest, wirst du heiser. »

Hypochonder-Ich: «War aber nicht so lange, nur eine halbe Stunde…. Oh mein Gott. Oh. Mein. Gott.»

Diphterie oder Stimmbandknötchen?

Ich: «Was sagt Google jetzt?»

Hypochonder-Ich: «Es ist Diphterie. Eine Entzündung der oberen Atemwege, die zu Absterben von Gewebe führt, ausgelöst durch ein hoch ansteckendes Bakterium. Gleich werde ich akute Atemnot haben und ersticken, wenn ich nicht sofort ins Spital fahre.»

Ich: «Hauch mich mal an.»

Hypochonder-Ich (haucht): «Und jetzt?»

Ich: «Riecht nur nach deinem Knoblibrot von gestern Abend. Diphterie – oder ein echter Krupp – würde ganz anders stinken. Hast du als Kind die gängigen Impfungen erhalten?»

Hypochonder-Ich: «Ja, warum?»

Ich: «Weil du dann gegen Diphterie geimpft bist.»

Hypochonder-Ich: «Auch gegen Pseudo-Krupp?»

Ich: «Dagegen kann man sich nicht impfen. Das ist Schleim, der im Bereich des Kehlkopfes die Atemwege verengt, und führt vor allem bei schlafenden Kindern zu Atemnot. Bei Erwachsenen kommt er selten vor. Aber du könntest Stimmbandknötchen haben.»

«Dann muss es eine neue Corona-Mutation sein. Zuerst war der Geruchs- und Geschmacksverlust, jetzt kommt der Stimmverlust. Ist doch logisch, oder? Die Viecher haben's auf all unsere Sinne abgesehen!»

Hypochonder-Ich: «Oh nein. Ich wusste es. Ich lande doch noch im Operationssaal.»

Ich: «Chills. Stimmbandknötchen entstehen durch akute Verletzungen, die zum Beispiel beim Schreien entstehen. Oder eben beim falsch Singen. Klingt schlimmer, als es ist. Wenn man die Gnade hat, mal ein bisschen die Klappe zu halten, bilden sie sich meist von selbst wieder zurück.»

Hypochonder-Ich: «Oh mein Gott. Oh mein … »

Ich: «Okay, eine letzte Chance für Google.»

Hypochonder-Ich: «Ich hab eine Stimmbandlähmung. Die Muskeln, welche die Stimmlippen bewegen, lassen sich nicht mehr regulieren. Das kann zum Verschluss der Luftröhre führen. Ich werde kläglich ersticken.»

Ich: «Ja, die Chance ist riesig. Solange du halbwegs normal atmest, würde ich auch das ausschliessen.»

Hypochonder-Ich: «Dann muss es eine neue Corona-Mutation sein. Zuerst war der Geruchs- und Geschmacksverlust, jetzt kommt der Stimmverlust. Ist doch logisch, oder? Die Viecher haben's auf all unsere Sinne abgesehen!»

Ich: «Und noch eine Virologin mit immensem Expertinnenwissen in da House. Kommt gut. Hier, nimm mal ein Taschentuch, du hast Schnupfen.»

Hypochonder-Ich: «Danke. Husten auch. Und Gliederschmerzen.»

Tee trinken und Speichel produzieren

Ich: «Du hast eine ganz normale Erkältung. Ruh dich aus, damit dein Körper genug Energie hat, um die Krankheitserreger zu bekämpfen. Trink viel, damit sich der Schleim löst. Inhalieren ist auch gut, das löst die festsitzenden Sekrete in den Atemwegen. Und dann hängen wir noch ein bisschen nasse Wäsche hier auf, um die Raumluft zu befeuchten.»

Hypochonder-Ich: «Und wie werde ich diese blöde Heiserkeit nun los?»

Ich: «Zum Beispiel durch Gurgeln mit Salbeitee, Ingwer kauen oder trinken oder Kräuterbonbons lutschen – das regt den Speichelfluss an, und Speichel enthält Abwehrstoffe. Und vor allem: Klappe halten!»

Liebe Hypochonderinnen und Nicht-Hypochonder und umgekehrt: Was sind eure Geheimtipps gegen Heiserkeit und Erkältung? Und wie beugt ihr vor? Bitte in den Kommentarspalten teilen.

Sandra Casalini, bei sich zu Hause in Thalwil, am 04.12.2018, Foto Lucian Hunziker
bild: Lucia Hunziker

Über die Autorin:

Sandra Casalini schreibt über mehr oder weniger alle und alles, was ihr über den Weg läuft – immer gnadenlos ehrlich und mit viel Selbstironie. Genau so geht sie auch den Blog «Rund um Gsund» an, der ab sofort alle zwei Wochen auf watson erscheinen wird. Bei dem Thema Gesundheit verhält es sich bei Sandra gleich wie mit der Kindererziehung: Sie ist keine Expertin, aber kommt mit beidem irgendwie klar. Manchmal mit Hilfe, manchmal ohne.

Casalinis Texte erscheinen regelmässig im Elternmagazin «Fritz und Fränzi» und der «Schweizer Illustrierten». Bei der SI gewährt sie zudem wöchentlich Einblick in ihr Leben mit pubertierenden Kids im Blog «Der ganz normale Wahnsinn».

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Video: watson/Emily Engkent

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22 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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ursus3000
19.11.2021 09:39registriert Juni 2015
Mir ist gerade übel . Google meint ich sei schwanger. Ich freue mich über diese gute gute Neuigkeit
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22
Der Ort, an dem die Frauen baggern
Ich war für ein Wochenende in Davos und habe eine kleine Analyse und eine Nummer für euch mitgebracht.

Wer in Zürich jemanden kennenlernen will, so im echten Leben, in einer Bar oder einem Club, ich rede hier nicht von den ganz verrückten Dingen, die nur in Filmen passieren, wo sich Leute am helllichten Tag auf dem Trottoir kreuzen und so verzaubert sind, dass sie umdrehen und einander auf der Stelle ehelichen, nein, ich rede hier vom billigbanalen, promillebedingten Ansprechen an Orten, wo man sich kaum sieht und hört, davon rede ich, und auch das passiert in Zürich nie. Mir nicht, meinen Freundinnen und Freunden nicht und dir ganz bestimmt auch nicht. Ausser vielleicht, du siehst aus wie Jennifer Lawrence. Aber wer sieht schon aus wie Jennifer Lawrence? Eben.

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