Zwischen 5,5 und 7,5 Meter ist er normalerweise lang, unser Darm. Und so wie seine Länge, wird oft auch seine Wichtigkeit unterschätzt.
Was ist wirklich gut für dieses Organ, das nicht nur für Verdauung und Nährstoffaufnahme zuständig ist, sondern auch zum Beispiel für die Regulation des Wasserhaushaltes oder die Ausbildung von Abwehrzellen fürs Immunsystem?
Da wünschte man sich öfter mal, er könnte reden, dieser Darm. Das würde bei mir von morgens bis abends dann wohl etwa so klingen:
Darm: «Aaaaaaaaah! Was machst du da?»
Ich: «Ich trinke Wasser. Ich hab gehört, das ist supergut für dich, wenn ich das als Erstes mache am Morgen.»
Darm: «Aber doch nicht mit Kohlensäure. Da musst du dich nicht wundern, wenn du Blähungen hast nachher!»
Ich: «Ich mag's aber lieber mit Bläterli. Bei stillem Wasser hab ich irgendwie das Gefühl, ich hab gar nichts getrunken. Nun gut – was ich als nächstes vorhabe, wird dir vermutlich auch nicht besonders gefallen: Kaffee.»
Darm: «Nicht so tragisch.»
Ich: «Echt nicht?»
Darm: «Gar nicht. Die Polyphenole können sogar positiv auf die Darmflora wirken und die Vielfältigkeit der guten Darmbakterien fördern.»
Keine Cola bei Durchfall!
Ich: «Cool. Ich würd dann jetzt eine Stunde Sport machen. Ist das okay für dich, oder wär's dir lieber, wenn ich zuerst frühstücke?»
Darm: «Für deinen Muskelaufbau wärs besser, wenn du zuerst was isst. Aber mir als Verdauungsorgan ist das, ehrlich gesagt, vollkommen Wurst.»
Ich: «A propos Wurst ...»
Darm: «Bitte nicht! Wurst und Speck zum Frühstück verarbeite ich genauso schlecht wie Süsses. Das kann zu Störungen und Entzündungen führen.»
Ich: «Ist ja gut. Im Alltag frühstücke ich eh meist Müesli mit Obst und Naturjoghurt. Okay für dich?»
Darm: «Perfekt. Das Joghurt versorgt mich mit gesunden Bakterien, Haferflocken enthalten Ballaststoffe, die sich positiv auf meine mikrobielle Zusammensetzung auswirken, und Obst kann sowohl Verstopfungssymptome lindern als auch vor Durchfall schützen.»
Ich: «Ist beides Scheisse – vor allem Durchfall, hehehe! Dafür durfte ich als ich Kind immer Cola und Salzstängeli, wenn ich das hatte.»
Darm: «So ein Bullshit! Der Zucker in der Cola sorgt für Wasserausscheidungen, gerade bei Kindern ist das fatal. Stichwort Austrocknungsgefahr. Das Salz auf den Stängeli gleicht zwar zu einem gewissen Grad den Natriumverlust aus, dem Körper fehlt aber auch Kalium.»
Ich: «Was wär denn besser bei Durchfall?»
Darm: «Äpfel oder Rüebli. Am besten gerieben, oder auch als Suppe. Beide enthalten Pektin. Das sind Quellstoffe, welche zum einen Flüssigkeit binden und zum anderen eine Schutzschicht an den Darmschleimhäuten bilden, was es Bakterien erschwert, sie zu durchdringen. Sag mal, geht's noch?»
«Ich bin ein Gewohnheitstier, Mensch! Ich mag das nicht, wenn du mal früher, mal später und mal überhaupt nicht Zmittag isst.»
Ich: «Was mach ich falsch?»
Darm: «Du hattest heute Vormittag schon vier Tassen Kaffee und jetzt nimmst du noch einen Espresso!»
Ich: «Du hast doch gesagt, Kaffee wäre voll in Ordnung für dich.»
Darm: «In Massen. Er kurbelt eben auch die Säureproduktion des Magens an, was den Magen-Darm-Trakt übersäuern könnte. Sag mal, hast du nicht langsam Hunger? Es ist Mittag.»
Ich: «Doch schon, aber ich muss unbedingt noch was fertig machen. Bin etwas im Verzug, weil ich letzte Woche in den Ferien war.»
Darm: «Ohja, diese Ferien waren eine Belastung für mich.»
Ich: «Warum das?»
Darm: «Ich bin ein Gewohnheitstier, Mensch! Ich mag das nicht, wenn du mal früher, mal später und mal überhaupt nicht Zmittag isst. Und wenn es dann noch ungewohntes Zeug ist, kann ich schon mal säuerlich reagieren.»
Reste sind gut verdaulich
Ich: «Also, jetzt gibt's Reste von gestern. Vermutlich auch nicht gerade das Nonplusultra für dich, aufgewärmte Pasta.»
Darm: «Da täuschst du dich. Durch das Abkühlen bilden gekochte, stärkehaltige Nahrungsmittel einen besonderen Ballaststoff, die sogenannte resistente Stärke. Diese ist fast unverdaulich und gelangt unverdaut in den Dickdarm, wo sie als Nahrung für gute Darmbakterien dient. Abgebaut wird sie von Milchsäurebakterien. So entsteht Buttersäure, die wichtigste Energielieferantin für die Darmschleimhäute. Aäääh, hallo? Espresso? Ich dachte, ich hätte mich klar ausgedrückt.»
Ich: «Nur einer.»
Darm: «Deine Sache. Du darfst dich einfach nicht wundern, wenn ich irgendwann eine Scheisslaune habe! Was gibt's eigentlich Znacht?»
Ich: «Fleisch und Salat. Ich mags abends nicht so schwer. Ist aber wohl nicht so super für dich, oder?»
Darm: «Grundsätzlich kein Problem. Auf Fett, zum Beispiel aus Fleisch, bin ich angewiesen, es erhöht die Verweildauer der Speisen im Magen, so wird Luft im Darm reduziert.»
Ich: «Und was ist mit dem Salat? Man sagt ja, er sei abends nicht so gut, weil er über Nacht in Magen und Darm gärt und Beschwerden verursacht.»
Darm: «So ein Blödsinn. Der Magen und ich verdauen Salat abends genauso gut wie tagsüber. Wir brauchen einfach Fett und Eiweiss, damit wir Rohkost verdauen können. Zum Beispiel Nüsse sind ideal. Aber tust du mir mal einen Gefallen und hältst die Klappe?»
Rotwein erhöht die Anzahl der gesunden Bakterien
Ich: «Was hab ich Falsches gesagt?»
Darm: «Darum geht's nicht. Aber wenn du dauernd quasselst während du isst, schluckst du Luft, das führt zu Blähungen. Und richtig kauen schadet im Fall auch nicht, das erleichtert die Verdauung erheblich. Oh, Rotwein.»
Ich: «Ja, ich weiss. Sorry.»
Darm: «Musst dich nicht entschuldigen. Rotwein erhöht sogar die Anzahl der gesunden Darmbakterien.»
Ich: «Oh, cool. Dann nehm ich gleich noch ein Glas. Und einen Gin Tonic.»
Darm: «Na super! So war's nicht gemeint. Das Gesunde im Rotwein sind die Polyphenole, nicht der Alkohol. Zu hoher Konsum kann zu Übersäuerung und Entzündung führen. Jetzt, komm aber! Schon wieder Espresso? Ich kann imfall heute Nacht echt dafür sorgen, dass du das bereust!»
Ich: «Tust du aber selten, gib's zu. Alles in allem sind wir beide doch recht okay miteinander, oder?»
Darm: Bist du sicher?»
Ich: «Scheisse!»
Wie habt ihr's so mit eurem Darm? Was löst Beschwerden aus? Was hilft? Verratet es uns in den Kommentarspalten.
bild: Lucia Hunziker
Über die Autorin:
Sandra Casalini schreibt über mehr oder weniger alle und alles, was ihr über den Weg läuft – immer gnadenlos ehrlich und mit viel Selbstironie. Genau so geht sie auch den Blog «Rund um Gsund» an, der ab sofort alle zwei Wochen auf watson erscheinen wird. Bei dem Thema Gesundheit verhält es sich bei Sandra gleich wie mit der Kindererziehung: Sie ist keine Expertin, aber kommt mit beidem irgendwie klar. Manchmal mit Hilfe, manchmal ohne.
Casalinis Texte erscheinen regelmässig im Elternmagazin «Fritz und Fränzi» und der «Schweizer Illustrierten». Bei der SI gewährt sie zudem wöchentlich Einblick in ihr Leben mit pubertierenden Kids im Blog «Der ganz normale Wahnsinn».
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