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USA: Schulmassaker-Game sorgt für heftige Kritik – ein Drama in 4 Akten

Schulmassaker-Game sorgt für heftige Kritik

01.06.2018, 19:1201.06.2018, 19:30

Mit «Active Shooter» erschien vor kurzen ein Spiel, indem es unter anderem möglich war, in einem Gebäude auf hilflose Schüler zu schiessen. Nun wurde das Spiel eingestellt. Moralische Bedenken waren allerdings nicht die Gründe.

Die Vorgeschichte

Am 23. Mai 2018 wird auf der Videospielplattform Steam das Game «Active Shooter» angekündigt. Im Spiel steuert man ein Mitglied eines SWAT-Teams, welches zu einer Schiesserei in einer Schule ausrückt. Ziel ist es, den Täter unschädlich zu machen.

Active Shooter
Bild: Active Shooter

Allerdings bietet das Game auch zwei weitere Spielmodi, in welchen man wahlweise den Amokläufer oder einen der Schüler steuern kann. Während man als Schüler versuchen muss, dem Schützen zu entkommen, hat man als Täter die Möglichkeit SWAT-Mitglieder und Schüler zu erschiessen.

Steam ist eine Plattform für den Vertrieb von Games, die dem Softwareunternehmen Valve gehört. Auf der Plattform hat jeder Entwickler die Möglichkeit, Spiele einzustellen und diese zu verkaufen – auch private. Einzige Voraussetzung: Eine Einstellgebühr von 100 US-Dollar und das Bestehen der Qualitätsrichtlinien von Valve.

Steam Logo
Bild: Valve

Die Reaktionen der Öffentlichkeit

Die Ankündigung des Spiels sorgt sogleich für harsche Kritik von allen Seiten. In den Diskussionsforen von Steam wird das Spiel von der Gamer-Community scharf verurteilt. Einige Spieler weisen darauf hin, dass es alleine 2018 bereits 22 Vorfälle an US-Schulen gegeben habe, bei denen Schüler verletzt oder getötet wurden. Viele Steam-User verstehen nicht, wie so ein Spiel es überhaupt auf die Plattform schaffen konnte:

«Dieses Game ist verdammt dumm. Wie und warum hat es dieses Spiel durch die Sicherheitsprüfung von Steam geschafft? Es geht um das Erschiessen von Schülern ...»

Auch Politiker und Angehörige von Opfern schalten sich rasch in die Debatte ein. In einer Online-Petition auf change.org fordern schon nach kurzer Zeit über 200'000 Menschen den Betreiber Valve auf, das Spiel nicht herauszubringen.

epa06587981 Fred Guttenberg, father of Jaime Guttenberg, age 14, who was killed at Marjory Stoneman Douglas High School, holds a recent NRA advertisement that threatens members of the media and politi ...
Fred Guttenberg setzte sich für das Verbot des Spieles ein. Seine 14-jährige Tochter starb im März beim Schulmassaker in Parkland.Bild: EPA/EPA

Die Rechtfertigung des Entwicklers

Der Entwickler von «Active Shooter» rechtfertigt sich nach der Kritik in einer schriftlichen Stellungnahme, die er auf Steam postet:

«Zuerst möchte ich klarstellen, dass es in diesem Spiel nicht um die Verherrlichung von Gewalt irgend einer Art geht – speziell nicht von Massenschiessereien. Ich habe es bereits in der Beschreibung des Spiels gesagt:

‹Active Shooter› ist im Wesentlichen ein dynamischer SWAT-Simulator, in welchem dem Spieler verschiedene Rollen angeboten werden.

Als ich angefangen habe, dieses Game zu entwicklen, hatte ich eigentlich nur ein SWAT-basiertes Gameplay im Sinn. Dann dachte ich darüber nach, das Gameplay zu erweitern, indem ich weitere Rollen hinzufüge: die des Schützen und der Schüler.

Auch wenn ich den Ärger der Leute verstehe und es womöglich eine schlechte Idee war, finde ich, dass man das Thema in Ruhe lassen sollte.

Wie ich bereits im Diskussionsforum auf Steam erwähnt habe, gibt es Spiele wie ‹Hatred›, ‹Postal›, ‹Carmageddon›, usw. die weitaus schlimmer sind als ‹Active Shooter› und sich tatsächlich auf Massenschiessereien/Massentötungen fokussieren.»

Weiterhin schreibt der Entwickler, dass er sich bereits mit Valve in Verbindung gesetzt habe und auf deren Antwort warte. Nachdem ihm aber so viel Kritik und Hass entgegengebracht worden sei, überlege er, die Rolle des Schützen zu entfernen.

Die Konsequenzen

Am 31. Mai verbannt Valve schliesslich das Spiel von der Plattform. Auch sperrt Valve den Entwickler Revived Games, sowie den Publisher ACID.

In einer Stellungsnahme begründete Valve seinen Entscheid allerdings nicht mit moralischen Bedenken. Vielmehr habe man festgestellt, das hinter Revived Games und ACID der Spieleentwickler Ata Berdiyev stehe. Dieser sei eigentlich bereits im Herbst 2017 von der Spieleplattform gesperrt worden. Damals hatte er, unter anderem Namen, gegen das Urheberrecht verstossen, indem er copyrightgeschützte Inhalte anderer für seine Games verwendet habe. Bei der Untersuchung zu Active Shooter sei dann ans Licht gekommen, dass es sich um dieselbe Person gehandelt habe, die bereits zuvor gesperrt worden sei.

Abschliessend zur ganzen Situation meinte Valve:

«Wir werden mit Leuten keine Geschäfte machen, die sich so gegenüber unseren Kunden und Valve verhalten.»

«Die Waffenlobby hat Ihre Eier in einer Geldscheinklammer»

Video: watson
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17 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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SkyDaddy
01.06.2018 19:56registriert Januar 2017
Wenn ein Game mehr Aufruhr sorgt als ein Schulmassaker.
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Atombömbeli
01.06.2018 20:11registriert Juni 2015
In der Konsequenz müsste man dann die ganzen Battlefield, Call of Duties und alle anderen Kriegsspiele auch verbannen. Da sterben ein paar Menschen mehr als bei Schul-Massakern. Da wird sogar konkret beauftragt zu töten und mit Statistiken motiviert und ausgewertet. Ist die gleiche Logik, dass man nur Schweine aber keine Hunde oder Katzen essen soll...
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wololowarlord
01.06.2018 19:22registriert April 2015
aber kriegsspiele sind ok? zb als russischer terrorist unschuldige flughafenbesucher niederzumetzeln?🤔 oder in GTA harmlose passanten zu töten? okok
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