Nein, die Redaktion hat mich nicht genötigt, diese Mens-Unterwäsche zu testen. Und ich tat dies auch nicht, in der Hoffnung auf hohe Klickzahlen. Ich war ganz einfach schrecklich neugierig, nachdem die Subway-Unterführungen während Monaten mit THINX-Werbeplakaten zugepflastert waren.
Die Unterwäsche kommt in sechs verschiedenen Modellen, von Tanga bis Boyshort. Ich entscheide mich für den Publikumsliebling, das Modell Hiphugger. Es soll die Blutmenge von zwei regulären Tampons aufsaugen können und dabei noch antimikrobiell wirken und auslauf-sicher sein. Hört sich zu toll an, um wahr zu sein.
Nun gut, so aufregend ist es nun auch wieder nicht, einmal monatlich zu bluten. Aber ein paar Klicks und 34 Franken später liegt die Unterhose bei mir im Briefkasten und das erste Mal seit langem freue ich mich auf meine Tage. Nicht, dass ich ein Problem mit Tampons hätte, aber wenn die Werbung hält, was sie verspricht, dann könnte diese Unterwäsche mein Leben vereinfachen und mein Portemonnaie schonen.
Tag 1 meiner Periode: Bekanntlich dann, wenn frau am meisten Blut verliert. Ich wage mich mit THINX-Höschen, aber ohne Tampon an ein Konzert. Mit im Gepäck: eine Ersatzunterwäsche, viele Taschentücher und eine Freundin, die sich vor Lachen kaum mehr einkriegt, jedes Mal, wenn ich lache, huste oder niese und dabei Grimassen schneide, als hätte ich mir soeben in die Hose gemacht. So fernab der Realität ist das leider nicht.
Zwischenbilanz beim ersten Gang aufs Klo nach etwa zwei Stunden: Wie zu erwarten, eine blutige Sache. Ich tupfe das Blut mit viel Klopapier auf und bin sehr erstaunt, dass das Blut nicht durch die Unterwäsche in meine Jeans gesickert ist. Vor allem seitlich des Schrittes, traue ich der Sache so gar nicht. Als ich die Unterwäsche wieder hochziehe, fühlt sie sich kalt und feucht an. Super.
Den Rest des Konzertes konzentriere ich mich darauf, mich so wenig wie möglich zu bewegen. Nach einer weiteren Stunde kapituliere ich und greife auf einen Tampon zurück. Test hin oder her, den Abend lasse ich mir nicht von einer blutigen Jeans versauen und die hätte es mit Sicherheit nach nicht mehr allzu langer Zeit gegeben.
Ich hatte sehr hohe Erwartungen in die Unterwäsche gesetzt – und diese wurden enttäuscht.
Ich hatte ihnen aber am ersten Tag meiner Periode wohl ein bisschen zu viel zugemutet. Alles in allem würde ich ihnen dennoch keine allzu schlechten Noten ausstellen:
Fazit: Wenn man sich an den Extrastoff um den Hintern gewöhnt, dann sind sie bestimmt eine gute – und ökologisch sinnvolle – Alternative zu Binden und, bei leichten Blutungen, vielleicht sogar zu Tampons.
Nachhaltigkeit hin oder her: Nach einem langen Konzertabend die Unterwäsche von Hand auswaschen (in die Waschmaschine kommt sie danach) und dann auch noch unter die Dusche hüpfen zu müssen, entspricht nicht meiner Vorstellung eines gemütlichen Abends oder einer praktischen Erfindung. Da kann THINX ihr Produkt noch so begeistert und in hipper Jugendsprache in den Himmel loben.