Wenn Ridley Scott himself einen Alien-Film in die Kinos bringt, ist das nicht einfach nur ein weiterer Science-Fiction-Streifen. «Alien» ist Populärkultur und als Schweizer sind wir natürlich besonders stolz, denn immerhin hat Landsmann HR Giger das unverwechselbare Design des Aliens geschaffen.
Und so halten wir dann auch alle den Atem an und flehen innerlich:
Um es kurz und schmerzlos zu machen: «Alien: Covenant» ist ein Film, der einen mit gemischten Gefühlen im Kinosessel zurücklässt. Schlecht ist er nicht, aber er ist eben auch nicht dieser atmosphärisch dichte Weltraum-Schocker, den wir uns erhofft haben.
Von der Story her baut «Alien: Covenant» auf «Prometheus – Dunkle Zeichen» auf und dürfte so für Zuschauer, welche diesen Film noch nicht gesehen haben, eher schwer verständlich sein.
«Alien: Covenant» schliesst aber nicht direkt an «Prometheus» an, sondern spielt zehn Jahre danach und beschäftigt sich auch mit einer völlig anderen Crew und deren namensgebendem Raumschiff Covenant. Diese empfängt ein Notsignal, welches sie zu einem scheinbar paradiesischen Planeten führt. Natürlich trügt die Idylle und so sieht sich die Mannschaft schon bald mit einer tödlichen Bedrohung konfrontiert.
Regisseur Ridley Scott versucht in «Alien: Covenant» das zu beheben, was er, nach der Meinung von vielen, bei «Prometheus» etwas vergeigt hat: Fragen über die Herkunft der Xenomorphe zu beantworten.
Und tatsächlich schafft es Scott, von «Prometheus» zu «Alien» irgendwie einen Bogen zu schlagen. Allerdings ist auch dieser nicht wirklich so befriedigend. Seine Erklärungen sind diesmal zwar klarer verständlich, aber stellenweise auch etwas dünn. Was viele freuen dürfte, ist sicher, dass Scott endlich eine Erklärung abliefert, wie und warum die Xenomorphe erschaffen wurden. Der Ansatz dieser Begründung ist zwar durchaus interessant, aber auch fast etwas langweilig.
Was besonders schade ist: Scott hält sich nicht immer an alle von ihm geschaffenen Regeln aus dem Alien-Universum. So nimmt er es zum Beispiel mit der Zeit, in der ein Alien im Körper eines Menschen heranwächst, nicht ganz so genau. Dies macht er zugunsten der Story, die aber dadurch vor allem gegen Ende etwas vorausschaubar wird.
Von der Atmosphäre her hat der Film durchaus seine Momente. Vor allem nach der Landung auf dem Planeten und der ersten Katastrophe zeigt sich, dass Scott es immer noch draufhat, beklemmende Situationen zu erschaffen. Leider schafft er es dann aber nicht, diese Stimmung konsequent durch den ganzen Film aufrecht zu erhalten. Stattdessen versucht er mit möglichst blutigen Szenen zu schocken und einmal dürfen wir sogar aus der Sicht des Aliens durch die Gänge huschen. Passt irgendwie nicht.
Schlussendlich ist «Alien: Covenant» ein Film, der wie eine Mischung aus «Prometheus – Dunkle Zeichen» und «Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt» wirkt. Scott wollte mit dem Film schockieren, gelungen ist ihm das aber nicht. Stattdessen kommt der Film eher wie ein gewöhnlicher Science-Fiction-Action-Film mit Horrorelementen daher, der leider nicht ganz so unvorhersehbar ist, wie man sich das wünscht.
Übrigens: «Alien: Covenant» ist der erste Teil einer geplanten Alien-Trilogie, die zeitlich zwischen «Prometheus» und «Alien» spielen wird. Die Filme sind dabei nicht chronologisch. So spielt «Alien: Covenant» zehn Jahre nach «Prometheus», während die Fortsetzung «Alien: Awakening» zeitlich zwischen «Prometheus» und «Alien: Covenant» angesiedelt sein wird. Über den letzten Teil der Trilogie ist noch nichts bekannt.
«Alien: Covenant» ist ein Film, der die Meinungen spalten dürfte. Die einen werden ihn lieben, die anderen ihre liebe Mühe damit haben. Damit man aber mitreden kann, sollte man sich den Film auf jeden Fall anschauen.