Störsender
Einmal mehr herzlichen Dank für Ihre Autobeiträge... - mal zum staunen, mal zum schwelgen, zum Hände vor's Gesicht halten - immer spannend und herrlich geschrieben.
Die Kommentarspalte gibt dann jeweils noch den Rest.
Genug vom automobilen Einheitsbrei? Wie wär's mit einem Gefährt mit etwas Individualität? Ha! Na warte, bis du die heutige Auswahl siehst!
Nun, einige davon sind ordentlich unerschwinglich. Bei einigen steht es in den Sternen, ob eine Schweizer Strassenzulassung zu bekommen wäre. Aber hey, einige sind durchaus bezahlbar und in Sachen Spass pro Franken unschlagbar. Und sowieso: Träumen darf man noch. Und gucken ohnehin.
Fangen wir doch gleich mit einem Knaller an:
Florida Man Mike Vetter (ja, er ist dort beheimatet), hatte einst ein gut laufendes Business, Ferrari- und Lamborghini-Kopien auf Basis des Pontiac Fiero zu bauen, ... bis Ferrari und Lamborghini mit Unterlassungsanordnungen diesem Schabernack ein Ende setzten. Worauf Vetter begann, selbst Karosserien zu entwerfen, was im hier gezeigten Modell ETV gipfelte. ETV steht für «Extra Terrestrial Vehicle» – eine Bezeichnung, die zumindest optisch akkurat erscheint. Öffnet man allerdings die Flügeltüren (per Fernbedienung, notabene), wird die Illusion vom Ausserirdischen durch das unverändert belassene Armaturenbrett eines Chevrolet Cobalt aus den Nuller-Jahren zerstört. Dafür gibt's Zuverlässigkeit und (in den meisten Ländern) eine Strassenzulassung, da es sich unter der exzentrischen Aussenhaut hier letztendlich um einen Opel Astra handelt. Anno dazumal musste man 95'000 Dollar für sowas bei Mike Vetter hinblättern. Nun gibt es ein gut erhaltenes Exemplar in England für bedeutend weniger zu ersteigern:
Hochaktuell, denn dieser Sowjet-Oldtimer wird als Teil einer «Charity Auction for Ukraine Relief» versteigert. Der Verkäufer selbst ist Ukrainer, der das Auto 2017 einem Sammler in Odessa abkaufte.
Soso, du «brauchst» einen 4x4-Offroader? Ach so – «wegen dem Ferienhaus im Bündnerland, dort hat's mängmal mega viel Schnee». Hmm ... wetten, du bleibst mit deinem 150'000-fränkigen Mega-Range-Rover stecken, während ich mit meinem kleinen Vorkriegs-Ford locker weiterkomme?
Zu Unrecht ging Chevrolets Heckmotor-Limousine als Misserfolg in die Annalen der Automobilgeschichte ein – dies einzig und alleine wegen eines einzigen – dafür aber umso berühmteren – Verrisses vom prominenten Konsumentenschützer Ralph Nader. In Wirklichkeit war die Corvair-Modellreihe durchaus erfolgreich und konnte satte Verkaufszahlen vorweisen. Vielseitig war die Plattform auch noch, gab es auch Van- und Pickup-Versionen, wie etwa dieses hier angebotene, sehr hübsche Exemplar. Wenn schon Pickup, dann sowas hier!
Okay, hier nun etwas ordentlich Rares! In den Fünfzigerjahren beauftragte Alfa Romeo das Designhaus Bertone mit einer Reihe von Aerodynamikstudien. Unter der Bezeichnung Berlina Aerodinamica Technica (BAT) entwarf der Designer Franco Scaglione schliesslich die ikonischen drei Prototypen BAT 5 (1953), BAT 7 (1954) und BAT 9 (1955).
Alfa war von den Prototypen so beeindruckt, dass Scaglione beauftragt wurde, seine Vision in ein Serienfahrzeug umzusetzen. 1957 wurde auf dem Turiner Autosalon der Sprint Speciale vorgestellt, der den damals sensationellen Luftwiderstandswert von 0,28 aufweisen konnte. Schliesslich wurde das Auto als Giulietta SS von der Alfa-Spezialabteilung in zwei Kleinserien von je 1400 Exemplaren gebaut. Ein Sprint Speciale gilt demnach heute als handgefertigtes Juwel, mehr Prototyp als Serienfahrzeug. Das Auto ist derart aerodynamisch, dass es während der Fahrt kaum Windgeräusche gibt. Solche Autos fahren sich eher wie ein GT der Achtzigerjahre als wie ein Sportwagen aus den Sechzigerjahre. Solche Exklusivität hat freilich seinen Preis ...
Es geht aber noch ein wenig teurer, ... denn hier handelt es sich um ein perfekt restauriertes Exemplar des allerersten Porsche-Serienautos, des 356. Und nicht irgendeines 356, sondern eines der allerersten Serie «Pre-A», die von 1948 bis 1955 produziert wurde (die Serien A, B und C kamen nachher). Erkennbar sind Autos dieser ersten Serie an der zweigeteilten Windschutzscheibe aus Sekuritglas mit Mittelsteg (ab Modelljahr 1952 einteilige Scheibe, aber mit einem Knick in der Mitte) – deshalb die Bezeichnung «Knickscheibe».
Normcore-Hipsters werden frohlocken – mit gutem Grund, versteht sich, denn hier handelt es sich um eines der letzten Autos aus dem Hause Mercedes, die schlichtes, formschönes Design mit Robustheit und Zweckmässigkeit kombinierten. Platz ohne Ende und preislich erschwinglich – dies könnte das perfekte Alltagsauto sein.
Wem der oben genannte Alfa Sprint Speciale mit seinen 2800 hergestellten Exemplaren zu basic und mainstream ist, dürfte hier bedient sein: Ganze 14 Stück vom Isdera Spyder 036i wurden gebaut. Die Marke Isdera wurde 1982 von dem Automobilkonstrukteur Eberhard Schulz gegründet, der das Konzeptfahrzeug Mercedes-Benz CW311 von 1978 entworfen hatte.
Mercedes lehnte es aber ab, das Konzeptauto CW311 in Produktion zu geben, also beschloss Schulz, es selbst zu bauen und taufte es Isdera Imperator 108i. Der Isdera Spyder wurde als ähnlich gestylte Schönwetter-Version des Imperator entwickelt. Der offensichtlichste äussere Unterschied zwischen den beiden Autos ist das fehlende Dach des Spyder. Das hier zu Verkauf stehende Auto wurde 2011 im Isdera-Werk in Hildesheim zusätzlich aufgewertet. Die vielleicht bedeutendste Modifikation fand im Motorraum statt, wo der ursprüngliche 3-Liter-Reihensechszylinder von Mercedes entfernt und durch einen moderneren 3,6-Liter-Motor von AMG mit 276 PS ersetzt wurde, der eine Leistungssteigerung von fast 30 % an den Hinterrädern bietet. Der Sommer kann kommen.