Als der heutige Nationaltrainer Vladimir
Petkovic im Mai 2011 bei den Young
Boys fristlos entlassen wurde, hatte er
nach 131 Pflichtspielen 257 Zähler auf
dem Konto und damit einen stolzen
Punkteschnitt von 1,96 erreicht – aber
leider keinen Titel gewonnen.
Vladimir Petkovic war als YB-Trainer ähnlich erfolgreich wie Hütter, aber eben nicht ganz.Bild: KEYSTONE
Als Adi Hütter gestern Nachmittag
seinen Abschied von den Young Boys
zum Ende der Saison bekannt gibt, hat
er nach 131 Pflichtspielen 257 Zähler auf
dem Konto und damit einen stolzen
Punkteschnitt von 1,96 erreicht – vor allem
aber YB zum Meister gemacht.
Die identischen Bilanzen der beiden
Trainer sind wahrlich ein verrückter
Zufall. Während Petkovic in Bern mit
seinem attraktiven Fussball, aber eben
auch als der «Veryoungboyser» in Erinnerung
geblieben ist, wird Hütter in
der Bundesstadt für immer der Erlöser
sein. Der Trainer, der die Berner nach
einer langen Durststrecke vom Trauma
befreit hat, ewige Verlierer zu sein.
1,96
Punkte hat Adi Hütter mit
den Young Boys in 131 Pflichtspielen
geholt. Das ist zusammen
mit Vladimir Petkovic
YB-Trainer-Bestwert. Ausgenommen
sind Trainer mit nur
wenigen Spielen.
Fokus auf den Cupfinal
Dass Hütter YB verlässt, ist keine
überraschende Meldung. Etwas unerwartet
ist allenfalls der Zeitpunkt elf
Tage vor dem Cupfinal gegen den FC
Zürich. Weil aber die deutschen Medien
gestern Hütters Engagement bei
Frankfurt angekündigt hatten, blieb YB
nichts anderes übrig, als den Verlust ihres
Meistertrainers zu bestätigen.
Darf Christoph Spycher nach dem Meisterpokal bald auch noch die Cup-Trophäe tragen?Bild: KEYSTONE
Immerhin
können sich die Berner nun frei
von Spekulationen um Hütter auf ihr
letztes Saisonhighlight vorbereiten. Gewinnen
sie im Stade de Suisse nach
dem Meistertitel nun auch noch die
Cuptrophäe, wäre es das erste YB-Double
seit 60 Jahren und Hütter ein
noch grösserer Held.
286
Tore hat YB in 131 Pflichtspielen
unter Hütter geschossen.
Das sind im Schnitt 2,18
Treffer.
Der Österreicher würde dann vielleicht
sogar von einem Cupsieger zum
andern wechseln. Dann nämlich, wenn
Frankfurt am Samstag im deutschen
Pokalendspiel die Sensation schafft,
Bayern München zu besiegen. Hütter
müsste dann auch in der kommenden
Saison nicht auf internationalen Fussball
verzichten.
«Wir gönnen Adi Hütter diesen Karriereschritt.
Christoph Spycher, YB-Sportchef
Natürlich bedauern die Young Boys
den Abgang ihres – von den Fans so bejubelten
– Trainergotts. Aber geschockt
oder überrumpelt sind sie nicht. Sportchef
Christoph Spycher sagte: «Uns war
nicht verborgen geblieben, dass unsere
Leistungen nicht nur Interessenten für
die Spieler, sondern auch für Hütter auf
den Plan riefen.» Adi habe sich stets
korrekt verhalten und YB auf dem Laufenden
gehalten. «Wir gönnen ihm diesen
Karriereschritt. Gleichzeitig werden
wir alles daransetzen, den eingeschlagenen
Weg mit dem neuen Trainer weiterzugehen»,
sagte Spycher.
Wer dies sein wird, darüber darf nun
spekuliert werden. Sicher ist, dass der
Sportchef auf die Aufgabe der Trainersuche
längst vorbereitet war und es ist daher anzunehmen, dass Spycher in absehbarer
Zeit einen passenden Nachfolger
für Hütter präsentieren wird.
Fredi Bobic hat aus Frankfurt einen Vorzeigeklub gemacht.Bild: EPA/EPA
«Mit dem Wechsel zu Frankfurt geht
für mich ein Traum in Erfüllung. Als
Spieler war mir die Bundesliga verwehrt
geblieben», sagte Hütter. «Als
Trainer hatte ich bereits das eine oder
andere Angebot aus der Bundesliga
ausgeschlagen. Aber nun freue ich
mich umso mehr darauf, in der Liga
des Weltmeisters tätig zu sein.»
«Hütter war unser Wunschkandidat.»
Fredi Bobic, Frankfurt-Manager
Hütter und Frankfurt, das könnte gut
passen. Die Eintracht, einst ein Klub
mit vielen Unruheherden, hat sich unter
den Managern Heribert Bruchhagen
und nun Fredi Bobic zu einem Vorzeigeklub
entwickelt. «Adi war immer unser
Wunschkandidat, und unsere konstruktiven
Gespräche sind letztendlich
zu einem guten Ergebnis gekommen»,
sagte Bobic. Dass es sich dabei nicht
um floskelhafte Begrüssungsschmeicheleien
handelt, zeigt die Dauer von
Hütters Vertrag. Drei Jahre sind ein
echter Vertrauensbeweis.
Noch ist Hütter aber nicht weg. Wie
2015 mit Salzburg will er am 27. Mai
auch mit YB das Double holen. «Das
würde mir viel bedeuten. YB wird ohnehin
immer einen Platz in meinem
Herzen behalten», sagte Hütter. «Jetzt
ziehe ich im Wissen weiter, dass wir
Geschichte geschrieben haben.»
Eine Liebeserklärung an den BSC Young Boys
Video: Angelina Graf
Da ist er! YB erhält nach 32 Jahren wieder den Meister-Pokal
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Da ist er! YB erhält nach 32 Jahren wieder den Meister-Pokal
Da ist das Ding! Inmitten blondierter YB-Spieler das Objekt der Begierde: Der Meisterpokal.