Sandro ist super. Im Bett zumindest. Und das trotz seines meist beachtlichen Alkoholpegels, den er hat, wenn ich ihn treffe.
Sandro ist durch und durch ein Nachtmensch. Einer, der viel trinkt, viel Party macht und viel erlebt. Sandro hat mit seinen 35 Jahren noch lange nicht die Schnauze voll davon, von Donnerstag bis Sonntagmittag Party zu machen. Will ich wissen, wo zurzeit die illegalen Partys steigen, ist Sandro meine erste Anlaufstelle.
In einer Sache bin ich mir bei Sandro aber ziemlich sicher: Heiraten will ich ihn voraussichtlich nicht. Ich bin nicht einmal in ihn verliebt. Zumindest im Alltag nicht. Ich war aber schon oft kurzfristig in Sandro verschossen. Nämlich immer dann, wenn wir Sex haben.
Jede Nachricht ein Booty Call!
Den hatten wir in den letzten Jahren immer wieder mal. Mal mehr, mal weniger. Und nie vor 2 Uhr nachts. Ein Grund könnte sein, dass ich Sandro nicht so sehr auf dem Schirm habe. Ich meine das nicht böse. Und auch Sandro denkt nur in Ausnahmesituationen an mich. Vorwiegend eben zwischen Donnerstagnacht und Sonntagmorgen früh.
In diesem Zeitfenster erreichen mich Sandros Suff-SMS. «Untrwäx?» schreibt er zum Beispiel und meint «Vögeln?». Oder «Fummeln im park?». Das meint er dann auch so. Manchmal schickt er auch Dinge wie «Du bst wundrbahr». Auch hier läuft es auf «Vögeln?» hinaus. Eigentlich ist jede Nachricht seinerseits nichts anderes als ein Booty Call. Und das ist fantastisch-praktisch so.
Oft aber verschlafe ich Sandros SMS. Bin ich jedoch wach, folge ich seinem besoffenen Ruf noch so gerne. Sandro gehört zu den Menschen, die betrunken total friedlich, anhänglich und sehr sexuell sind. So kommt es also, dass sich Sandro und ich immer wieder mal treffen, übereinander herfallen, hemmungslosen Sex zelebrieren und dann wieder getrennte Wege gehen. Ohne Sleepover. Ohne Verpflichtungen. Ohne Zopf mit Quittenconfi zum Zmorge.
Nach dem letzten Mal neulich schickt mir Sandro zum ersten Mal auch nach dem Sex ein paar Nachrichten.
Die erste kommt um 3.24 Uhr: «Di hast die besten Brüste von ganz Zurich. Nein, von dr ganzen Welt!»
Weiter gehts um 3.32 Uhr: «Ich mein s ernst.»
Und dann um 3.41 Uhr: «Ist dänn imfall shon nicht so, dass ich nur dne Brüste supr finde.»
3.45 Uhr:«Du best auch angezogen Sex.»
3.52 Uhr: «Jetzt mal so out of the box… mal ein Date bi Tagesliecht eigentlich?»
Ich antworte am nächsten Tag um 10.47 Uhr:«Willst du das heute um 10.47 Uhr immer noch?»
Er um 11.42 Uhr:«Ja.»
Wir verabreden uns für heute Abend, 19.30 Uhr.
Ich gestehe mir ein, dass ich mich riesig auf unser Treffen freue. In einer verkehrten Welt, wo man zuerst vögelt und sich erst dann an den anderen rantastet, fühle ich mich sowas von daheim.
To be continued …
Adieu
Fast so gut wie die SMS von Sandro: SMS vom Körper
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SMS vom Körper
Wenn unser Körper per Handy mit uns kommunizieren könnte ...
Und noch etwas: «Sprachnachrichten sind gestohlene Lebenszeit»
Video: watson/Marius Notter, Emily Engkent
Die Geschichten aus dem Leben von Emma Amour:
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Die Geschichten aus dem Leben von Emma Amour:
Eins vor Tod will ich Sex und (eventuell) eine Ohrfeige – Hoch über den Wolken gerät mein Flieger in Turbulenzen. Kurz bevor mich meine Flugangst komplett lähmt, zieht mein Leben wie ein Film an mir vorbei – (sehr) skurrile Szenen inklusive. Weiterlesen >> ... Mehr lesen
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Emma Amour ist ...
... Stadtmensch, Single, Anfang 30 – und watsons neue Bloggerin, die nicht nur unverfroren aus ihrem Liebesleben berichtet, sondern sich auch jeden Freitag deinen Fragen annimmt. Und keine Sorge, so wie auch Emma, wirst auch du mit deiner Frage anonym bleiben. Madame Amour ist es nämlich sehr wichtig, auch weiterhin undercover in Trainerhosen schnell zum Inder über die Strasse hoppeln zu können.
Das bin nicht ich, aber so würde ich als Shutterstock-Illustration aussehen. Öppe.bild: shutterstock/unsplash/watson