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History Porn Teil CVIII: Geschichte in 30 Wahnsinns-Bildern

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History Porn Teil CVIII: Geschichte in 30 Wahnsinns-Bildern

31.08.2025, 14:1231.08.2025, 14:12
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«Tell me more, History Porn, ich wittere eine heisse Story ...»

Hayward, Kalifornien, USA, 1988:

View of an unidentified journalist, leaning back over her chair, as she talks on the telephone in the Hayward Daily Review newsroom, Hayward, California, 1988. (Photo by Bromberger Hoover Photography/ ...
«Nun denn, sperr deine hübschen Lauscherchen auf!»Bild: Archive Photos

Eine Journalistin hängt telefonierend in ihrem Sessel im Newsroom der «Daily Review».

Eiserne Disziplin

Keston, Kent, England, 1987:

Police service dogs' final test to stay composed around a cat, Germany 1987.(680x662)
Bild: reddit

Polizeihunde des Police Dog Championship Training Centre lassen sich nicht von Katze Minstrel provozieren.

Als das Dezimalsystem kam

Neuseeland, 1967:

Stacks of pound notes are fed into the furnace by the Reserve Bank's Eric Vallance after the change to decimal currency in 1967.
Dominion Post collection, ALEXANDER TURNBULL LIBRARY Ref: EP-Econo ...
Bild: reddit

Eric Vallance, seines Zeichens Direktor der Reserve Bank von Neuseeland, steckt stapelweise Pfundnoten in den Ofen. Sie werden nun nicht mehr länger gebraucht: Am 10. Juli 1967 – dem DC Day (Decimal Currency Day) hat das Land eine riesige wirtschaftliche Verwandlung vollzogen: die Umstellung vom britischen Pfund-Shilling-Pence-System auf das moderne Dezimalsystem mit Dollars und Cent.

Mrs A. Tipa, a member of staff at Woolworths stood in front of a display of socks. Prices are displayed in pounds and dollars due to changeover to decimal currency.
Am Tag der Umstellung steht Mrs. A. Tipa von Woolworths vor ihrem Sockenregal, das die Preise in beiden Währungen angibt.Bild: christchurch star

Damit folgte es dem Beispiel Australiens, das diese logistische und kommunikative Meisterleistung ein Jahr zuvor vollbracht hatte.

Es galt also, die Menschen im Lande auf diesem lebensverändernden Moment vorzubereiten: Die Idee zu popularisieren und die Bevölkerung zu schulen, dass die umständlichen Rechnungen 1 Pfund = 20 Shilling = 240 Pence und 1 Schilling = 12 Pence bald der Vergangenheit angehörten. Das übernahm in Neuseeland der herzige Mr. Dollar:

Zudem gab es spezielle Umrechnungstabellen und Übungshefte, Zertifikate für Schulkinder, die über «zufriedenstellende Kenntnisse der Dezimalwährung» verfügten und Kurse für verschiedene Berufsstände.

Miss J. A. Roach giving decimal currency training at the New Zealand Farmers' Co-operative association. To her left is Mr G. Martson, chairman of the association's decimal currency committee ...
Frau J. A. Roach hält eine Schulung zum Thema Dezimalwährung bei der New Zealand Farmers' Co-operative Association. Bild: chirstchurchstar

Vom 5. bis zum 9. Juli blieben die Banken geschlossen, damit die Bankangestellten alles für die Umstellung vorbereiten konnten. 27 Millionen neue Banknoten waren inzwischen gedruckt und 165 Millionen neue Münzen geprägt worden; alles zusammen hatte einen Wert von 120 Millionen Neuseeländischer Dollar (heute über 2,2 Milliarden Dollar) und wog über 700 Tonnen. Die Scheine mit Queen Elizabeths II. Gesicht blieben bis zum Monat der Umstellung unter Verschluss, um Fälschungen zu verhindern.

In geheimen und von der Armee begleiteten Zügen transportierte man das neue Geld zu den Banken im ganzen Land.

Die neuen Banknoten zu 1, 2, 5, 10, 20 und 100 Dollar wurden 1967 von einem neuseeländischen Komitee in Zusammenarbeit mit den Londoner Banknotendruckern Thomas De La Rue entworfen und ausgegeben. All ...
Die neuen Banknoten zu 1, 2, 5, 10, 20 und 100 Dollar wurden 1967 von einem neuseeländischen Komitee in Zusammenarbeit mit den Londoner Banknotendruckern Thomas De La Rue entworfen und ausgegeben. Alle zeigten auf der Vorderseite das gleiche Design: ein Porträt von Königin Elizabeth II. – das erste Mal, dass die britische Monarchin auf neuseeländischen Banknoten erschien – sowie ein Wasserzeichenfeld mit einer Darstellung von James Cook.Bild: Manatū Taonga, the Ministry for Culture and Heritage

Damit endete das 127 Jahre währende britische Währungssystem. Grossbritannien selbst vollzog den Wechsel zur Dezimalwährung erst 1971 – als eines der letzten Länder der Welt. Bis heute behalten haben sie allerdings ihre Ounzes, Pints, Stones, Gallons, Miles, Yards, Feet und Inches.

Wissenschaft für zwischendurch

USA, 1920:

Cover of Science and Invention Magazine During the 1920s
Bild: vintag.es

Das amerikanische «Science and Invention»-Magazin war das Produkt des luxemburgischen Immigranten Hugo Gernsback (1884–1967). Nicht umsonst wird dieser Mann als Vater der Science Fiction gefeiert.

1924 galvanisierte er einen Fisch, um seinen Kadaver erfolgreich zu konservieren. Im gleichen Jahr schlug er vor, ferngesteuerte Flugzeuge mit Fernsehkameras auszurüsten und sagte voraus, dass im Jahre 1935 Fernsehen und Radio innig verbunden sein werden.

Hugo Gernsback wearing his television goggles, 1963
Hugo Gernsback mit seiner Erfindung, der Fernsehbrille, 1963.

Er prägte nicht nur den Begriff «scientifiction», aus dem sich der heute geläufige Begriff «Science Fiction» entwickelte, sondern verschmolz mit seinem Erfindertum und seinem publizistischen Wirken Wissenschaft und Fantasie zu einem fruchtbaren Katalysator für eine technisierte Zukunft.

Das populärwissenschaftliche Magazin erschien von 1920 bis 1931 und enthielt Artikel über neue Erfindungen, Do-it-yourself-Projekte und hielt mit seinen visionären Titelbildern die damalige Begeisterung für Fortschritt und Innovation fest.

Stalins Mutter

Gori, Georgien, 1892:

Stalins Mutter Keke Geladze
Bild: wikipedia

Keke Geladze (1855–1937): Ihr Vater war georgischer Leibeigener und starb, kurz bevor sie zur Welt kam. Mit etwa 17 Jahren heiratete sie den Schuhmacher Besarion Dschugaschwili. Die ersten beiden Kinder des Paares starben beide; das erste nur wenige Wochen nach der Geburt, das zweite ein Jahr später. Dann kam Josef. Josef, den sie körperlich hart züchtigte. Josef, die Enttäuschung – wie sich bald zeigen sollte.

Der Vater wurde alkoholkrank und verliess die Familie, Keke arbeitete als Wäscherin und Näherin reicher Leute, und schickte ihren Sohn ins Priesterseminar in Tiflis.

Doch dieses verliess er bald, ohne die Abschlussprüfungen zu absolvieren. Laut eigenen Aussagen sei er vom Seminar ausgeschlossen worden – wegen seiner revolutionären Aktivitäten; nur eines der unzähligen Details, die er zurechtbog, um den Mythos um seine Person zu erschaffen.

1912 wird er ins Zentralkomitee der Bolschewiki aufgenommen und erhält seinen Kampfnamen Stalin – Der Stählerne. Mit 31 Jahren wird er Generalsekretär der KPdSU und steigt dann auf bis zum Diktator der Sowjetunion. Seine Mutter hat er inzwischen im ehemaligen Vizekönigspalast in Tiflis (heute Jugendpalast) untergebracht, wo sie isoliert in einem kleinen Zimmer haust; stets bewacht von Berias Geheimpolizei. Hier besucht er sie in 16 Jahren nur drei Mal. Auch die Briefe sind spärlich, sie versteht kein Russisch und Stalin schreibt schlecht Georgisch.

Stalin und seine Mutter
Stalin mit seiner Mutter, die stets in Witwentracht gekleidet war, nachdem ihr Mann die Familie verlassen hatte. Das Bild ist ein typisches Erzeugnis des Sozialistischen Realismus der Stalin-Ära, von einem unbekannten Künstler.bild: burusi.wordpress

Am 17. Oktober 1935 besucht er seine Mutter zum letzten Mal. Das Gespräch der beiden hat Kekes Arzt in seinen Memoiren niedergeschrieben:

Stalin: «Mama, erinnerst du dich an unseren Zaren? Nun, ich bin so etwas wie der Zar.»
Keke: «Du wärst besser Priester geworden.»
Stalin: «Warum hast du so sehr davon geträumt, dass ich Priester werde?»
Keke: «Ich sah, wie wenig sie arbeiteten und wie gut sie lebten. Sie wurden auch sehr respektiert. Also dachte ich, dass es keinen besseren Beruf für einen Mann gab, und ich wäre stolz gewesen, die Mutter eines Priesters zu sein. Aber ich gestehe, selbst damit lag ich falsch.»

Dass sie Zeit ihres Lebens so offen mit ihm sprach, vertrug er schlecht. Die Wahrheit überlebte in seinem Umfeld nicht; sie starb hunderttausendfach in den durch Folter erzwungenen Geständnissen, in den blutigen Säuberungen und den Schauprozessen des Diktators.

Als sie am 4. Juni 1937 im Alter von etwa 80 Jahren an einer Lungenentzündung stirbt, bleibt er ihrer Beerdigung fern. Zusammen mit seinem Stellvertreter Beria sandte er einen Kranz mit der Aufschrift: «Für eine liebe und geliebte Mutter, von deinem Sohn Iossif Dschugaschwili (Stalin)».

Cheer up!

Toronto, Kanada, 1954:

Cheerleader bei einer Parade vor einem Footballspiel zwischen dem Queens College und der University of Toronto.

Simsalabim!

USA, 1925:

Houdini entertaining hospitalized children in 1925
Bild: reddit

Harry Houdini – als Erik Weisz 1874 in Budapest geboren – beherrschte mit seinen legendären Entfesslungsnummern die Unterhaltungsindustrie des frühen 20. Jahrhunderts. Er befreite sich aus Handschellen, Ketten, verschlossenen Truhen und Wassertanks. Er galt als Meister des Eskapismus und tourte als solcher durch die ganze Welt.

Hungarian-American escape artist and illusionist, Harry Houdini (1874 - 1926) in handcuffs, elbow irons and thumbscrews, courtesy of the Berlin police, Germany, October 1900. (Photo courtesy Library o ...
Houdini in Handschellen, Ellbogenschienen und Daumenschrauben, Deutschland, Oktober 1900.Bild: Michael Ochs Archives

Er mass sich mit Fakiren in Sachen aussergewöhnlicher Körperbeherrschung: Er legte sich länger als sie in einen verschlossenen Sarg, ohne dabei zu ersticken, und liess sich fester als sie mit voller Wucht in den Bauch schlagen, ohne dabei zu zucken.

Auf dem oberen Bild unterhält er Kinder im Spital mit seinen Zaubertricks – eine seiner Lieblingsbeschäftigungen. Und eines der wenigen Bilder, das ihn abseits der üblichen Selbstdarstellung zeigt.

Nur ein Jahr später starb er an einer Blinddarmentzündung – mit 51 Jahren. Die Anwälte seiner Witwe führten Houdinis Tod allerdings auf die kräftigen Hiebe zurück, die er von einem Studenten in den Unterleib bekam, ohne sich richtig darauf vorbereitet zu haben. So liess sich die Sterbesumme von Houdinis Lebensversicherung verdoppeln.

Science für zwischendurch

USA, 1920er:

Science and Invention Cover
Bild: vintag.es

Inselpagode

Fuzhou, Fujian, China, 1870:

John Thomson (British, 1837-1921)
Island Pagoda, about 1871, from the album, Foochow and the River Min, Published in London, 1873
Carbon print
8 ¾ x 11 ¼  inches
Gift of the Estate of Mrs. Anthony Riv ...
Bild: wikimedia

Das Bild von dieser wunderschönen Inselpagode mitten im Fluss Min stammt vom schottischen Fotografen John Thomson.

Das mysteriöse Verschwinden von Michael Rockefeller

Niederländisch-Neuguinea, 1961:

The Baliem Valley was a “magnificent vastness” in Rockefeller’s eyes, and its people were “emotionallly expressive.” But Asmat proved to be “more remote country than what I have ever seen.” President  ...
bild: Peabody Museum of Archeology and Ethnology

Michaels Urgrossvater John D. Rockefeller Sr. (1839–1937) war der erste Milliardär der Weltgeschichte. Unermesslicher Reichtum war also die Wiege, in die er und seine vier Geschwister hineingeboren wurden. Eine Kindheit an der Fifth Avenue in Manhattan und ein Geschichts- und Wirtschaftsstudium an der Harvard University. An Politik war er, anders als sein Vater – der Gouverneur von New York und spätere 41. Vizepräsident der Vereinigten Staaten – nicht interessiert. Dafür umso mehr an dessen Museum of Primitive Art. Es war der Kunst der indigenen Kulturen Afrikas, Amerikas, Asiens, Europas und Ozeaniens gewidmet.

Völkerkunde, davon war Michael fasziniert, und so brach er im März 1961 zu seiner ersten Expedition nach Niederländisch-Neuguinea auf. Der Westen dieser pazifischen Insel war den Holländern als überseeische Kolonie geblieben, nachdem sich 1949 das von ihnen kontrollierte Oost-Indië als Indonesien die Unabhängigkeit erkämpft hatte. Doch bald nach Michaels Ankunft würden auch hier indonesische Truppen landen und sich das Gebiet einverleiben.

Noch aber war es nicht so weit. Noch kämpfte die Kolonialmacht um ihren letzten Einflussbereich in Asien, diesem für sie geopolitisch wichtigen Stützpunkt im Pazifik, der zudem verheissungsvolle Rohstoffquellen bot, während Michael zusammen mit dem Anthropologen Robert Gardner den Dokumentarfilm «Dead Birds» (1964) über das indigene Volk der Dani drehte. Und als er nach nur zwei Monaten Aufenthalt auf heimischem Boden wieder auf die Insel reiste, kam er nicht wieder zurück.

Am 18. November 1961 war er zusammen mit dem niederländischen Anthropologen René Wassing auf eine Expedition aufgebrochen, um Holzschnitzereien, Schilde und Speere der Asmat zu sammeln.

(Original Caption) A native of New Guinea holds a piece of primitive art here, made in a bird-like appearance and used as the stern of a native boat. This photo gives some idea of the type of primitiv ...
Ein Asmat mit einer Schnitzerei, die als Heck eines Katamarans dient; auf solche Stücke hatte es der junge Rockefeller abgesehen.Bild: Bettmann

Das Zuhause dieses Volkes ist das Schwemmland, ein sumpfiges und tiefverzweigtes Flusslabyrinth sowie eine 200 Kilometer lange Mangrovenküste. Hier waren die beiden jungen Männer unterwegs, in einem selbstgebauten Katamaran, bestehend aus zwei verbundenen Einbäumen und einer Strohhütte. An einer Flussmündung erzeugten die widerstreitenden Gezeiten so hohe Wellen, dass das Boot kenterte. 24 Stunden lang klammerten sie sich daran fest, bis sich Michael schliesslich entschied, es mit Schwimmen zu versuchen. «I think I can make it», waren seine letzten Worte zu René. Dann schwamm er los, zwei leere Benzinkanister um die Taille, als Auftriebshilfe. Die Entfernung zum Ufer wird auf zwischen drei und 16 Kilometer geschätzt.

Der Vater kam mit einer Boeing 707, um nach dem verlorenen Sohn zu suchen. Die niederländische Regierung sandte weitere Flugzeuge, Hubschrauber und Schiffe aus. Am 20. November wurde René gerettet, von Michael aber fand sich keine Spur, sodass man acht Tage darauf die Suchaktion aufgab.

(Original Caption) Dutch anthropologist Rene Wassink, companion of missing Michael Rockefeller relaxes here November 22nd after his meeting with Micheal's father, New york Governor Nelson Rockefe ...
René Wassing nach seiner Rettung: Er hatte Michaels Vater erzählt, dass er vergeblich versucht habe, den jungen Rockefeller davon abzubringen, an Land zu schwimmen.Bild: Bettmann

Die offizielle Erklärung vom Februar 1964 erklärte Michael für tot «durch Ertrinken». Einen Hai- oder Krokodil-Angriff hielt man für möglich. Doch es gab auch andere Theorien: Man erzählte sich, dass Michael das Ufer erreicht habe. Und dass er von Asmat-Kriegern getötet und rituell verspeist worden sei – als Rache für eine vorangegangene niederländische Aktion.

Und tatsächlich gab es auf der Insel zwei niederländische Priester – Pater Hubertus von Peij und Pater Cornelius von Kassel, die beide der Sprache der Asmat mächtig waren und unabhängig voneinander detaillierte Aussagen der Dorfältesten gesammelt hatten. Ersterer schreibt in seinem Bericht an seinen Vorgesetzten in Agats:

Etwa 50 Männer aus Otsjanep warteten im Morgengrauen des 20. November an der Mündung des Ewta-Flusses die Gezeitenwende ab. Da sahen sie plötzlich, wie sich etwas im Wasser bewegte. Erst dachten sie an ein Krokodil, aber es war ein tuan, ein Weisser, der auf dem Rücken schwamm und ihnen zuwinkte. Zwischen den Männern entbrannte ein Streit; die einen wollten ihn töten, die anderen nicht. Als Ajim und Fin ihn ins Kanu zogen, stiess ihm Pep einen Speer zwischen die Rippen. Sie ruderten ihn zu einem versteckten Nebenfluss, töteten ihn und machten ein grosses Feuer.

15 Männer erwähnt Peij namentlich; sie hätten Michaels Körperteile untereinander aufgeteilt. Seine Oberschenkelknochen wurden zu Dolchen, aus dem des Schienbeins fertigten die Krieger die Spitzen der Fischspeere. Der Kopf hing im Haus von Fin. «Und er sah so klein aus, wie der Kopf eines Kindes».

Auch Michaels besondere Hosen werden von den Asmat beschrieben: «Hosen, die weit oben am Bein endeten und keine Taschen hatten. Unterhosen.»

Der andere Priester, Cornelius van Kessel, der eigene Nachforschungen anstellte und mehrere Asmat-Krieger selbst zu dem Vorfall befragte, schrieb in seinem Bericht:

Nach meinem Gespräch mit Pater von Peij ist das eine Prozent Zweifel, das ich noch hatte, durch die sehr detaillierten Angaben beseitigt worden, die mit meinen Daten und Untersuchungen übereinstimmen. Und in Grossbuchstaben fügte er hinzu:

«ES IST GEWISS, DASS MICHAEL ROCKEFELLER VON OTSJANEP ERMORDET UND GEGESSEN WURDE.»
Cornelius van Kessel

Es sei die Rache gewesen für die Erschiessungen vor vier Jahren. Damals war Max Lepré, der in jenem Gebiet tätige niederländische Verwaltungsbeamte mit ein paar Offizieren nach Omadesep aufgebrochen, um den Asmat klarzumachen, wer hier die wahren Herren waren. Und dass «Kopfgeldjagd und Kannibalismus von der hier anwesenden Regierungsinstitution nicht besonders geschätzt werden», wie er selbst schrieb.

Es lief nicht wie von Lepré geplant, am Ende waren fünf Asmat tot. Dem einen hatte es den Hinterkopf zerfetzt, den zweiten trafen vier Kugeln in Bizeps, Achseln und Hüfte, Akon wurde in den Bauch geschossen, Samut in die Brust. Und dem letzten verschwand der Kiefer in einem blutigen Augenblick.

Sie hatten sich an Michael gerächt für diesen Moment, der ihre Welt ins Ungleichgewicht brachte. Und sie taten es auf ihre Weise – Leprés Überfall musste ausgeglichen, die Ordnung wieder hergestellt werden, indem der Feind getötet und rituell verzehrt wurde.

Resenären Sten Bergman tog med sig denna från Asmat på Nya Guinea.
Ein von den Asmat dekorierter Schädel; das Opfer einer Kopfjagd – mit fehlendem Unterkiefer. Bild: wikimedia

Die Berichte lagen den niederländischen Behörden vor, doch der Gouverneur von Niederländisch-Neuguinea telegrafierte am 21. Dezember 1961 an seinen Innenminister, dass seiner Meinung nach noch keine Gewissheit in diesem Falle bestünde und er es derzeit für nicht angebracht halte, «die Presse oder Rockefeller senior zu informieren.» Seine Worte wurden mit «geheim» und «vernichten» versehen, dennoch ist ein Teil davon in den Regierungsarchiven in Den Haag erhalten geblieben.

Die niederländische Regierung hatte die Berichte der beiden Patres verschleiert; schliesslich kämpfte sie um ihre letzte Kolonie, deren Urvölker sie als «zivilisiert» darstellen wollte. Ein kannibalistisches Ritual hätte die gegenteilige Geschichte erzählt.

Ganz sicher wissen wir nichts. Aber Carl Hoffman kam in seiner Investigativ-Recherche «Savage Harvest» (2014) ebenfalls zum Schluss, dass Michael Rockefeller nicht ertrunken, sondern in einem Vergeltungsakt zerlegt und verspeist worden sein muss.

Science für zwischendurch

USA, 1920er:

Cover Science and Invention
Bild: vintag.es

Tito ist tot

Split, Kroatien, Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien, 4. Mai 1980:

Yugoslav footballers reaction to the announcement that president Josip Broz Tito has died.
Bild: reddit

50'000 Zuschauer vereinten sich im Poljud-Stadion, um dem Spiel zwischen Hajduk Split und Roter Stern Belgrad beizuwohnen.

Die 41. Spielminute änderte alles: Drei Offizielle liefen aufs Feld und stoppten das Spiel, dann betrat ein führender Politiker aus Split die Kommentatorenkabine und unterbrach die Radioübertragung. Über die Stadionlautsprecher wurde verkündet:

«Umreo drug Tito.»
Genosse Tito ist gestorben.

Nichts regte sich. Für einen Moment stand das Stadion still. Dann kamen die Tränen. Das Schluchzen und die Wehklagen erfassten Reihe um Reihe, Fans und Spieler gleichermassen.

Hier war Jogslawien im Kleinformat versammelt: Ein kroatisches und ein serbisches Team mit bosnischen Schiedsrichtern, die sich gegenseitig weinend in die Arme fielen. Und alle zusammen sangen sie das patriotische Lied «Druže Tito mi ti se kunemo da sa tvoga puta ne skrenemo» («Genosse Tito, wir schwören dir, dass wir von deinem Weg niemals abweichen werden»).

«Wer sagt, dass er nicht für Tito geweint hat, lügt einfach. Es war ein schrecklicher Moment. Ich weinte wie im Regen. Das Leben war schön zu Broz' Zeiten und niemand kümmerte sich darum, ob jemand Mazedonier, Kroate, Serbe, Slowene oder Bosnier war. Wir werden nie wieder so ein Gefühl der Einheit haben.»
Bosko Durovski (Roter Stern Belgrad, Mazedonier)

«Es gibt Aufnahmen, Fotos, Videos. Es gibt kein Entkommen vor der Geschichte. Mein Bruder Zoran fiel vor Trauer auf die Knie. Auch ich weinte viel. Wir sassen alle zusammen, Spieler beider Teams. Es war schwer für uns alle.»
Zlatko Vujovic (Hajduk-Legende)

Es war der letzte Moment echter jugoslawischer Einheit - nur zehn Jahre später würde sie in Krieg und Hass zerbrechen.

Ländliche Idylle

Emmental, Schweiz, 1959:

Bild
bild: Comet Photo AG, ETH-Bibliothek Zürich

Das britische Frauenschwimmteam

Stockholm, Schweden, 1912:

Die siegreiche britische 4-mal-100-Meter-Freistilstaffel. Von links nach rechts: Isabella Moore, Jennie Fletcher, Betreuerin Clara Jarvis, Annie Speirs und Irene Steer.
Bild: wikimedia

Die siegreiche britische 4-mal-100-Meter-Freistilstaffel von links nach rechts: Isabella Moore, Jennie Fletcher, Betreuerin Clara Jarvis, Annie Speirs und Irene Steer an den Olympischen Spielen. Es war das erste Mal, dass Frauen zugelassen wurden. Und sie trugen dabei nicht mehr jene mehrschichtigen viktorianischen Badekostüme, deren Röcke, Krägen und Puffärmel den Wasserwiderstand um ein Vielfaches erhöht hätten. Sie waren mit modernster Schwimmkleidung ausgestattet; einteilige, enganliegende Wollanzüge, die, wohl zum Unbehagen der Trägerinnen selbst, im nassen Zustand geradezu transparent wurden.

Natürlich galt ihre Aufmachung als unschicklich, viele Länder schickten aus diesem Grund überhaupt kein Frauenteam zu den Spielen. Die Engländerinnen waren also Pionierinnen, die mit ihrem Auftreten Mut und Professionalität gleichermassen bewiesen.

Hunger

Karamoja, Uganda, 1980:

Ein katholischer Missionar hält das winzig gewordene Händchen eines schwer unterernährten Jungen – das Foto stammt vom britischen Fotojournalisten Mike Wells.

Hunger ist ein wiederkehrendes Problem in der dürregefährdeten Region Karamoja. Aufgrund natürlicher, sozialer und politischer Ursachen verschärften sich die Hungersnöte in den 1970er Jahren. Die Hungersnot von 1980 war die schlimmste in der Geschichte der Region zu dieser Zeit: In weniger als einem Jahr starben etwa 20 Prozent der Bevölkerung, darunter etwa die Hälfte aller Säuglinge.

Nach wie vor leben rund 45 Prozent der Menschen in Karamoja in akuter Ernährungsunsicherheit.

Wells Foto wurde 1980 zum Weltpressefoto des Jahres gekürt, obwohl er selbst Unbehagen darüber äusserte, Auszeichnungen für Fotos zu erhalten, die menschliches Leid zeigen.

Schweizer Kunst

Eichenwald des Luzerner Künstlers Robert Zünd
Bild: wikimedia

1882 vollendet der Luzerner Maler Robert Zünd seinen «Eichenwald», der heute im Kunsthaus Zürich hängt. Das Gemälde wird ein Jahr darauf an der Landesausstellung in Zürich ausgestellt und sorgt wegen seiner ungeheuerlichen Detailgenauigkeit für Schlagzeilen. Die Illusion war Zünd tatsächlich gelungen: Eine Schwarzweiss-Reproduktion seines Werks wurde irrtümlich für eine Fotografie des Waldes gehalten.

Porträt

Berghof, Oberbayern, 1936:

Candid photograph of Hitler at Berghof,1936-By Heinrich Hoffmann (Upscaled and Colorised)
Bild: reddit

Der (nachträglich kolorierte) Schnappschuss stammt von Heinrich Hoffmann, Hitlers Fotograf, der entscheidend an der Etablierung des Führermythos mitbaute.

Science für zwischendurch

USA, 1920er:

Cover Science and Invention
Bild: vintag.es

Trittbrettsänger

USA, 1988:

Michael Jackson’s Bad and Weird Al’s Even Worse side by side in 1988 pop meets parody.[1080 x 845]
Bild: reddit

Wenn Pop auf Parodie trifft: Michael Jackson’s «Bad» und Weird Al Yankovics «Even Worse».

Mit seinen komödiantischen Abwandlungen weltberühmter Hits wurde er in den 80ern selbst weltberühmt; aus Queens «Another One Bites the Dust» machte er «Another One Rides the Bus», Michael Jacksons «Beat It» wurde zu «Eat It» und Madonnas «Like a Virgin» geriet zu «Like a Surgeon».

Für seine Parodien fragt er stets um Erlaubnis, das ist seine «Permission Rule»:

«Wenn ein Künstler nicht will, dass ich sein Lied mache, werde ich zurückstehen. Egal was die Gerichte oder das Gesetz sagen, ich will nur Gutes für sie tun, weil ich Künstler respektiere.»
Weird Al

Prince beispielsweise lehnte Weird Als Umformungsanfragen mehrfach ab.

Ein Brot für die Ewigkeit

Das Brot mit dem Stempel von Celer, Sklave von Quintus Granius, wurde im Haus der Hirsche (Casa dei Cervi) gefunden. Die genaue literarische Referenz lautet: CIL X 8058, 18. Vielen Dank an Max Beijne, Niederlande, für die Zuordnung!

Nimm dies, ein konservierter Laib Brot aus dem ersten Jahrhundert n. Chr., der in Pompeji entdeckt wurde, nachdem er jahrhundertelang in der Vulkanasche des Vesuvs verborgen geblieben war. Heute befindet es sich im Museum von Neapel.

Die Markierungen auf der Oberseite stammen von einem römischen Brotstempel, den Bäckereien verwendeten, um ihre Brote zu kennzeichnen und Betrug zu verhindern.

Apropos Ewigkeit ...

Es gibt keinen Ersatz für Arnie

Das war eure klare Antwort. Also wird unser Held hier wirklich bis in alle Ewigkeit das Ende dieses pornösen Erzeugnisses zieren.

Santa Monica, Kalifornien, USA, 1982:

Und hier fährt er auch schon ein für euch, cool wie eh und je auf seiner Harley Davidson, ready, ein Star zu werden.

SANTA MONICA CA - MAY 2 : Arnold Schwarzenegger in 1982 is friendly and obliging with the press as Conan the Barbarian is about to released and Arnold is on his way to being a star. During the day lon ...
Bild: Archive Photos
History Porn
Uns erreichen immer mal wieder kritische Kommentare bezüglich des Namens dieses Formats. Wir können verstehen, dass es teilweise etwas respektlos anmuten mag, von geschichtlichen Tragödien in Verbindung mit dem Begriff «Porno» zu lesen. Wir haben uns aber an «reddit» orientiert und lesen den Namen mehr als in Bildern erzählte, unzensierte Geschichte, die anregt und manchmal amüsiert, aber eben auch schockieren kann.
Mit «Porn» können im Englischen auch TV-Shows, Artikel oder eben Fotos gemeint sein, die ein übermässiges, unwiderstehliches Verlangen nach oder Interesse an etwas befriedigen sollen.

History Porn III

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History Porn: Showbiz-Edition, Teil II
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History Porn: Showbiz-Edition, Teil II
Aus aktuellem Anlass gilt: All hail the King! Chuck Berry, Poet des Rock'nRolls, ist von uns gegangen 😢. Hier der Meister bei einem TV-Auftritt in Belgien, 1965 ...
quelle: everyday-i-show.livejournal.com / jean-marie périer
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Verdingkinder: Ein düsteres Kapitel der Schweizer Geschichte
Video: srf
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