Schweiz
Billag

Was die SRG-Zuschauer wirklich wollen – und warum das nicht funktionieren wird

Die Schweizer Stimmbevölkerung will mehr internationale Informationen und Sport, weniger Werbung und Eigenproduktionen. 
Die Schweizer Stimmbevölkerung will mehr internationale Informationen und Sport, weniger Werbung und Eigenproduktionen. bild: keystone/screenshot youtube

Was die Gebührenzahler wirklich wollen – und warum das nicht funktionieren wird

Die heute publizierte Umfrage der Plattform Vimentis fragte die Schweizer Stimmbevölkerung, was sie wirklich von der SRG wollen. Wir erklären, warum dabei ein Punkt nicht aufgehen wird. 
12.02.2018, 16:1613.02.2018, 09:44

Die neuste Tamedia-Umfrage vom 19. Januar zeigte deutlich: Die Gegner der No-Billag-Initiative haben die Nase vorn. Rund 59 Prozent der Teilnehmer sagten, dass sie klar oder ziemlich klar ein «Nein» in die Urne legen werden. 

Die von der Plattform Vimentis durchgeführte Umfrage, die heute Montag publiziert wurde, zeigt einen anderen Trend. 47 Prozent der Befragten sind gegen einen gebührenfinanzierten Rundfunk, 44 Prozent dafür. Neun Prozent sind noch unschlüssig. 

Soll der Bund ein öffentlich-rechtliches Radio und Fernsehen durch Gebührengelder finanzieren?

Rund sechs Prozentpunkte mehr Männer als Frauen sind für gebührenfinanziertes Fernsehen und Radio. 
Rund sechs Prozentpunkte mehr Männer als Frauen sind für gebührenfinanziertes Fernsehen und Radio. bild: watson/piktochart

Auch regional gab es bei der Auswertung deutliche Unterschiede. Im Kanton Waadt sind zwischen 70 bis 79 Prozent für eine öffentliche Finanzierung. Kritischer sehen es die Innerschweizer: Von ihnen wollen lediglich 30 bis 39 Prozent Gebührengelder zahlen. 

Auch in Sachen Gebührengelder ist der Röstigraben klar erkennbar. 
Auch in Sachen Gebührengelder ist der Röstigraben klar erkennbar. bild: watson/piktochart

Die Umfrage wurde zwischen Oktober und Dezember 2017 durchgeführt. Gut möglich also, dass sich einige Studienteilnehmer umentschieden haben. So liesse sich der Unterschied zur neusten Tamedia-Umfrage erklären. Doch die Vimentis-Studie befasste sich nicht nur mit der Gebührenfrage, sondern fragte die Umfrageteilnehmer auch nach ihren Programmwünschen. 

Welches Angebot soll die SRG gemäss ihrem öffentlichen Auftrag bereitstellen?

Am meisten wünschen sich die Zuschauer «Internationale Nachrichten» von der SRG.
Am meisten wünschen sich die Zuschauer «Internationale Nachrichten» von der SRG.bild: watson/piktochart

Rund 81 Prozent der Teilnehmer wünschen sich internationale Nachrichten von der SRG. Darauf folgen Schweizer Nachrichten, internationaler und Schweizer Sport. An zweitletzter Stelle mit knapp 37 Prozent liegen internationale Spielfilme und Serien (internationale Unterhaltung). Produktionen wie «Wilder», «Der Bestatter» oder Spielshows wie «Deal or No Deal» haben bei den Umfrageteilnehmern sehr schlechte Karten. Nur 31 Prozent finden, dass die SRG Schweizer Unterhaltung senden soll. 

Zur Umfrage
Die Online-Umfrage der Plattform Vimentis wurde vom 16. Oktober 2016 bis zum 27. Dezember 2017 mit zwischen 20'000 und 30'000 Teilnehmern durchgeführt. Da Internetumfragen in der Regel nicht repräsentativ sind, ist die Stichprobe nach verschiedenen Kriterien wie Bildung, Geschlecht und Region gewichtet worden. Die aktuelle Umfrage ist bereits die 14. zur politischen Zukunft der Schweiz. 

Der Wunsch nach mehr Information und weniger Unterhaltung im Programm äussert sich auch in der Bewertung der Qualität. 53 Prozent der Schweizer Stimmbevölkerung sind unzufrieden mit der Qualität des Angebots der SRG. Zufrieden mit dem Angebot und dessen Qualität sind 39 Prozent – und davon vor allem die lateinischen Kantone. 

Die Krux mit der Werbung

Die Umfrageteilnehmer beantworteten auch, wie sie die Angebote der SRG in Zukunft finanzieren würden. Rund 26 Prozent sprachen sich für eine rein werbefinanzierte SRG aus. 

Wie viel Prozent der Finanzierung der SRG soll durch Werbung finanziert werden?

26 Prozent wollen, dass sich die SRG weiterhin durch 25 Prozent Werbeeinnahmen finanzieren kann. Genau so viele sind für eine rein werbefinanzierte SRG. 
26 Prozent wollen, dass sich die SRG weiterhin durch 25 Prozent Werbeeinnahmen finanzieren kann. Genau so viele sind für eine rein werbefinanzierte SRG. bild: watson/piktochart

Spannend dabei: In der nächsten Frage mussten die Teilnehmer beantworten, wie viele Werbeminuten sie pro Fernsehstunde tolerieren würden. Eine Mehrheit will nicht mehr als sechs Minuten Werbung sehen müssen.

Wie viele Werbeminuten pro Fernsehstunde werden toleriert?

Bild
bild: watson/piktochart

Momentan darf Werbung bei der SRG nicht mehr als 20 Prozent der Sendezeit einer Stunde beanspruchen. Heisst konkret: Pro Stunde dürfen maximal zwölf Minuten Werbespots über die Kanäle flimmern. Obwohl ein Grossteil der Stimmbevölkerung eine werbefinanzierte SRG befürwortet, sind sie nicht bereit, sechs Minuten Werbung pro Stunde zu schauen. Eine Rechnung, die so nicht aufgeht. 

Privatsender wie Pro Sieben oder Sat.1, die rein werbefinanziert sind, senden weit mehr als sechs Werbeminuten pro Stunde. Ein Beispiel: Ein Film, der 106 Minuten dauert, wird bei Pro Sieben mit 39 Werbeminuten unterbrochen. Würde sich die SRG in Zukunft nur durch Werbung und Sponsoring finanzieren, ist es finanziell beinahe unmöglich, weniger als sechs Minuten Werbespots pro Stunde auszustrahlen. Wahrscheinlicher sind 15 Minuten und mehr pro Stunde. Für 98 Prozent der Schweizer eine inakzeptable Länge. 

Wir erklären dir die No-Billag-Debatte

Video: Angelina Graf
Alles zur No-Billag-Initiative [05.03.2018,cbe]
No Billag ist gebodigt – doch nun drohen der SRG diese 5 Attacken
150
No Billag ist gebodigt – doch nun drohen der SRG diese 5 Attacken
von Jacqueline Büchi
«Sind Sie eine schlechte Demokratin?» – So windet sich SVP-Rickli nach No Billag
88
«Sind Sie eine schlechte Demokratin?» – So windet sich SVP-Rickli nach No Billag
von doris kleck
Diese 3 Veränderungen kündigt die SRG nach dem No-Billag-Nein an
60
Diese 3 Veränderungen kündigt die SRG nach dem No-Billag-Nein an
Warum der Billag-Streit der Schweiz gut getan hat
50
Warum der Billag-Streit der Schweiz gut getan hat
von Jacqueline Büchi
Bundesrätin Leuthard: «Das ist eine Klatsche» ++ 71,6 Prozent gegen No Billag
237
Bundesrätin Leuthard: «Das ist eine Klatsche» ++ 71,6 Prozent gegen No Billag
von Team watson
Das war der heutige Abstimmungstag in Videos
5
Das war der heutige Abstimmungstag in Videos
«Muss Christoph Blocher jetzt unglücklich sterben?» – der Abstimmungssonntag in 11 Tweets
25
«Muss Christoph Blocher jetzt unglücklich sterben?» – der Abstimmungssonntag in 11 Tweets
Zum Totlachen: Wenn Gegner und Befürworter von «No Billag» ehrlich wären ...
25
Zum Totlachen: Wenn Gegner und Befürworter von «No Billag» ehrlich wären ...
von Angelina Graf, Christoph Bernet
Ombudsmann stellt sich hinter Projer: No-Billag-Arena war neutral
169
Ombudsmann stellt sich hinter Projer: No-Billag-Arena war neutral
So oft arbeiten SRG-Mitarbeiter fremd – nun liegen erstmals Zahlen vor
103
So oft arbeiten SRG-Mitarbeiter fremd – nun liegen erstmals Zahlen vor
von Jacqueline Büchi
Grüne sagen Unterbrecher-Werbung bei der SRG den Kampf an
53
Grüne sagen Unterbrecher-Werbung bei der SRG den Kampf an
von Jacqueline Büchi
Hier sind 11 gute Gründe, warum du NICHT abstimmen musst
45
Hier sind 11 gute Gründe, warum du NICHT abstimmen musst
Du denkst, das Nein zu No Billag ist geritzt? Dann schau dir diese 5 Umfrage-Fails an!
64
Du denkst, das Nein zu No Billag ist geritzt? Dann schau dir diese 5 Umfrage-Fails an!
von Fabio Vonarburg
Wie No-Billag-Kessler der BaZ ein Interview gab – und weshalb es nicht gedruckt wird
99
Wie No-Billag-Kessler der BaZ ein Interview gab – und weshalb es nicht gedruckt wird
Was die Gebührenzahler wirklich wollen – und warum das nicht funktionieren wird
106
Was die Gebührenzahler wirklich wollen – und warum das nicht funktionieren wird
von Helene Obrist
Gubrist-Tunnel, Brüttiseller Kreuz & Co.: Gefährdet «No Billag» die Staumeldungen?
55
Gubrist-Tunnel, Brüttiseller Kreuz & Co.: Gefährdet «No Billag» die Staumeldungen?
von tobias bär
«Es wird keine Tabus geben» – SRG-Präsident Jean-Michel Cina verspricht Reformen
20
«Es wird keine Tabus geben» – SRG-Präsident Jean-Michel Cina verspricht Reformen
Diese 13 legendären TV-Momente hätten wir ohne die SRG nicht erlebt
20
Diese 13 legendären TV-Momente hätten wir ohne die SRG nicht erlebt
von Sarah Serafini
No-Billag-Gegner liegen laut Umfrage weiterhin in Führung
42
No-Billag-Gegner liegen laut Umfrage weiterhin in Führung
Matthias Hüppi: «Es wäre arrogant zu behaupten, die SRG hätte keine Fehler gemacht»
12
Matthias Hüppi: «Es wäre arrogant zu behaupten, die SRG hätte keine Fehler gemacht»
von François Schmid-Bechtel
Das No-Billag-Bullshit-Bingo (damit die «Arena» heute Abend ein bisschen spannender wird)
21
Das No-Billag-Bullshit-Bingo (damit die «Arena» heute Abend ein bisschen spannender wird)
von Helene Obrist
«Ich kusche nicht» – es gibt sie doch, die No-Billag-Gegner in der SVP
186
«Ich kusche nicht» – es gibt sie doch, die No-Billag-Gegner in der SVP
von Jacqueline Büchi
Der «Plan B» des No-Billag-Komitees im Faktencheck – und was die Swisscom davon hält
115
Der «Plan B» des No-Billag-Komitees im Faktencheck – und was die Swisscom davon hält
von Helene Obrist
Neue Umfrage zeigt: No-Billag-Initiative würde im Moment abgeschmettert
70
Neue Umfrage zeigt: No-Billag-Initiative würde im Moment abgeschmettert
No-Billag-Initianten präsentieren ihren Plan B – und so sieht er aus
137
No-Billag-Initianten präsentieren ihren Plan B – und so sieht er aus
Von wegen «neue Zensurpolitik»: Seit einem Tag steht DAS auf der No-Billag-Facebookseite
36
Von wegen «neue Zensurpolitik»: Seit einem Tag steht DAS auf der No-Billag-Facebookseite
Stier in Lauerstellung: Warum Red Bull die neue SRG werden könnte
65
Stier in Lauerstellung: Warum Red Bull die neue SRG werden könnte
von Jacqueline Büchi
Warum es bei der No-Billag-Debatte eigentlich um Facebook und Google geht
56
Warum es bei der No-Billag-Debatte eigentlich um Facebook und Google geht
von Angelina Graf, Helene Obrist
Der Kampf um No Billag – Ja, so was gibt's in Kanada auch 
30
Der Kampf um No Billag – Ja, so was gibt's in Kanada auch 
von Emily Engkent
Liebe No-Billag-Befürworter, liebe No-Billag-Gegner ...
253
Liebe No-Billag-Befürworter, liebe No-Billag-Gegner ...
von Maurice Thiriet
Wie die Armee im Kalten Krieg: Die SRG ist die «heilige Kuh» von Mitte-links
381
Wie die Armee im Kalten Krieg: Die SRG ist die «heilige Kuh» von Mitte-links
von Peter Blunschi
Hat sich die No-Billag verrechnet? Biglers «Plan B» im Faktencheck
265
Hat sich die No-Billag verrechnet? Biglers «Plan B» im Faktencheck
von Leo Helfenberger, Jacqueline Büchi
SRF-Promis blamieren sich mit No-Billag-Shitstorm gegen angebliche Fake-Mitarbeiterin
139
SRF-Promis blamieren sich mit No-Billag-Shitstorm gegen angebliche Fake-Mitarbeiterin
von Jacqueline Büchi
Leuthard zu No Billag: «Was sich via Pay-TV finanzieren lässt, sind Sport, Filme und Sex»
239
Leuthard zu No Billag: «Was sich via Pay-TV finanzieren lässt, sind Sport, Filme und Sex»
von Jacqueline Büchi, Dennis Bühler
Roger Schawinski im grossen No-Billag-Interview: «Das ist völlig durchgeknallt»
246
Roger Schawinski im grossen No-Billag-Interview: «Das ist völlig durchgeknallt»
von philipp löpfe, maurice thiriet 
Darum lehnt der Bundesrat «No Billag» ab – die 5 wichtigsten Argumente im Überblick
278
Darum lehnt der Bundesrat «No Billag» ab – die 5 wichtigsten Argumente im Überblick
So wird «Wilder» aussehen, wenn dem SRF das Geld ausgeht
43
So wird «Wilder» aussehen, wenn dem SRF das Geld ausgeht
von Emily Engkent, Lya Saxer, Angelina Graf
NZZ-Chef wettert gegen die SRG – die Reaktion der «No Billag»-Gegner ist heftig
139
NZZ-Chef wettert gegen die SRG – die Reaktion der «No Billag»-Gegner ist heftig
Sendeschluss-Blues vs Fake-Filmtitel: Der Billag-Streit wird immer schräger
20
Sendeschluss-Blues vs Fake-Filmtitel: Der Billag-Streit wird immer schräger
Die «Arena» ist in der No-Billag-Falle – doch dann macht Student Christian alles klar
417
Die «Arena» ist in der No-Billag-Falle – doch dann macht Student Christian alles klar
von Jacqueline Büchi
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
106 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
walsi
12.02.2018 16:42registriert Februar 2016
Die Umfrage zeigt ein typisches Dilemma. Die Kunden wollen viel für möglichst wenig Geld. Dabei wird vergessen, dass von nichts nichts kommt und Qualität seinen Preis hat.
01
Melden
Zum Kommentar
avatar
Posersalami
12.02.2018 16:21registriert September 2016
Wieso soll es nicht funktionieren, wenn die SRG keine Verblödungssendungen mehr produzieren und zeigen würde, und statt dessen mehr Nachrichten, Reportagen und Dokumentationen sowie Sport ausstrahlt? Wegen der Werbung?

Mit 365.- / Jahr soll das nicht finanzierbar sein?
10
Melden
Zum Kommentar
avatar
fcsg
12.02.2018 16:54registriert Juni 2015
Naja, also zumindest die Streichung von ungewünschten Unterhaltungssendungen ist problemlos möglich... Ich würde mit Glanz und Gloria beginnen.
10
Melden
Zum Kommentar
106
Lange Haftstrafen für mutmassliche Islamisten aus Genf gefordert
Die zwei vor dem Bundesstrafgericht stehenden mutmasslichen Islamisten aus Genf wollen sich im Islam geirrt haben. Die Bundesanwaltschaft wirft ihnen vor, einer Gruppe angehört zu haben, welche eine kosovarische Region destabilisieren wollte. Dafür sollen sie neun und neuneinhalb Jahre ins Gefängnis.
Zur Story