Vielleicht ist Mauro das, was ich mir immer wünschte. Der Gute ist unglaublich lustig, selbstironisch, belesen, klug, charmant, grosszügig, leidenschaftlich und vor allem ist Mauro schampar hemmungslos.
Letzteres könnte an seinem Job liegen. Mauro leitet das Rezeptionsteam eines sehr coolen Zürcher Hotels. Mauro steht selber oft an der Rezeption. Nicht weil er muss, sondern weil ihm die Arbeit unglaublich viel Spass macht. Und ihm enorm viel über Menschen beibringt. Beziehungsweise über deren Sexleben.
Von Anfang an.
Mauro habe ich in meiner Dating-App gefunden. Wir matchen und chatten an einem Samstagabend. Nach Mitternacht. Ich sitze daheim auf dem Sofa, er hinter der Rezeption, weil er Nachtschicht hat.
Spontan lädt er mich ins Hotel ein. Ich besorge Chips, Schokolade und Wein an der Tanke, bevor ich mich kurz nach ein Uhr mit Mauro treffe. Er, knapp über 40, leicht melierte Schläfen und Bart, gross, braunhaarig mit tiefer Stimme, empfängt mich mit offenen Armen und Hotelschlarpen. Seien ja sicher bequemer als meine High Heels. Bin begeistert. Lehne dennoch dankend ab. Das Ausziehen meiner Schuhe ruiniert mein ganzes Outfit. Frauen wissen, wovon ich spreche.
Mauro und ich reden. Und reden. Und lachen. Am meisten über all die Sexgeschichten, die er mir erzählt. Von Paaren, die keine sind und die sich nur zum Vögeln hier treffen. Von One-Night-Stand-Bekanntschaften, die zu betrunken sind, um nur schon einzuchecken. Von Paaren, die zu sechst anreisen, um ein Wochenende fernab ihrer Kinder zu swingen. Die buchen meist die Suite. Die danach, laut Mauro, nicht sehr gut riecht und überall etwas klebrig ist.
Und dann wären da noch die Escort Girls, die vorwiegend Businessreisende besuchen/beglücken. Und Callboys, die sich die Hausfrau an gewöhnlichen Nachmittagen für zwei Stunden gönnt. Die Zimmer sehen postkoital meist schwierig aus. Witzig sei aber das Zeugs, das die Menschen liegen lassen: Knebel für in den Mund, Dildos, Vibratoren, Dessous. Einer liess sogar mal seine Gummisusi im Bett. Diskret angemailt antwortete er mit: «Sie können sie entsorgen. Tilda hat das Zeitliche gesegnet.»
Derweil ist es kurz vor 5 Uhr. Je länger ich Mauros Geschichten lausche, desto beflügelter bin ich. Seine Lachfalten, seine Gestik, seine Mimik, sein Humor. Bezaubernd ist er. Ob die Suite heute denn belegt sei, will ich wissen. Sie ist nicht. Ich lache. Er lacht. Bis zu Mauros Schichtende dauert es eine knappe Stunde.
Genug Zeit, um mir die Suite zu zeigen. Bis wir oben sind, bin ich mir ziemlich sicher, dass nichts laufen wird. Dass und wie sehr ich mich irre, erfahre ich, noch bevor er die Türe hinter uns geschlossen hat. Mauro drückt mich an die Wand, hebt mein rechtes Bein hoch, öffnet dabei mit links – und nur einer Hand – meinen BH. Ein Profi. Noch bevor ich Bett und Bad bei Licht gesehen habe, stehe ich nackt unter der Regendusche und knutsche wild. Wann er sich seiner Kleider entledigt hat, weiss ich gar nicht.
Nass landen wir auf dem riesigen Bett. Er öffnet das rechte Nachttischli-Schublädli und zückt Kondome. Sehr gut. Wir machen noch ein bisschen sehr wild rum, bevor er mich sehr bestimmt umdreht, um mich – sorry für den Wortlaut – husch in den siebten Himmel zu vögeln. Ich komme, er kommt. Dann Zigi danach über den Dächern Zürichs.
Bevor wir die Suite verlassen, tippe ich meine Nummer in sein Handy. Was dazu führt, dass der Gute 1,5 Stunden später erneut mit mir im Bett liegt. In meinem. Und da bis Sonntagabend spät bleibt.
Was seither passiert ist, liest du nächste Woche. Ein bisschen Spass mit Cliffhanger muss auch mal sein.
(Sorry dafür.)
Adieu,
Dann schick sie per Mail an Emma: emma.amour@watson.ch