480 v. Chr. ist es endlich so weit. Der persische Grosskönig Xerxes hat sein riesiges Heer ausgehoben, gemäss Herodot – dem alten Übertreiber – sollen es über fünf Millionen Männer gewesen sein. Natürlich ist das gelogen, die alten Griechen pflegten einen ziemlich sorglosen Umgang mit der Wahrheit, dafür sind ihre «historischen» Berichte die zauberhaftesten Fundgruben für Anekdoten.
Xerxes' Armee soll nach heutigen Schätzungen aus etwa 50'000 bis allerhöchstens 200'000 Männern bestanden haben. Ihren Kern bildeten die 10'000 Elite-Infanteristen, die sogenannten Unsterblichen.
Mit diesen wollte er sich an den aufständischen Griechen rächen, die seinem Vater Dareios zehn Jahre zuvor in der Schlacht von Marathon eine peinliche Schlappe beigebracht hatten. Es galt nun, die Vormachtstellung des Perserreichs in diesen rebellischen Stadtstaaten wiederherzustellen.
Um sein Landheer von Asien auf den europäischen Kontinent zu bringen, liess Xerxes zwei Schwimmbrücken über den Hellespont (heutige Dardanellen; zur Türkei gehörende Meerenge im Mittelmeer, zwischen Ägäis und Marmarameer) bauen. Die eine bauten Ägypter mit Seilen aus Papyrus, die andere wurde von Phöniziern unter Verwendung von Flachs erstellt. Laut Herodot waren die Brücken etwa 1400 Meter lang.
Leider hielten sie dem Sturm, der sich nun über dem Meer zusammenbraute, nicht stand. Die Brücken wurden restlos zerstört. Und als man Xerxes davon in Kenntnis setzte, wurde er fuchsteufelswild. Sofort befahl er, den verantwortlichen Brückenbauern die Köpfe abzuschlagen.
Dann wies er seine Männer an, der bösen Meerenge 300 Peitschenhiebe zu geben – und zusätzlich ein paar Fussschellen im offenen Meer zu versenken. Selbst Henker wurden an den Tatort geschickt, um den aufsässigen Wellen Brandmale aufzudrücken.
Während die Männer den Strafbefehl ihres Königs ausführten, mussten sie die folgenden Worte ans Meer richten:
Xerxes hatte es nach persischen Begriffen dem griechischen Meeresgott Poseidon so richtig gezeigt. «Welch Hybris! Welch anmassende Selbstüberschätzung!», wettert da unser griechischer Berichterstatter Herodot über das feindliche Gebaren.
Die Schiffsbrücken, die der frevlerische König nun aus über 600 Ruderschiffen bauen liess, erfüllten ihre Aufgabe. Das persische Heer gelangte nach Thrakien, marschierte über Makedonien – und landete schliesslich in Griechenland.
Doch den Krieg gegen die Griechen gewann Xerxes nicht.
(rof)