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In der kalten Jahreszeit wird wieder geniest und geschnieft, was das Zeug hält. Und wer in der Umgebung herumniest oder hustet, gefährdet seine Mitmenschen: Man ist oft schon ansteckend, bevor eine Krankheit sich überhaupt durch Symptome bemerkbar macht.
Beim Niesreiz handelt es sich um einen Schutzreflex des Körpers. Er dient dazu, Fremdkörper durch einen starken, explosionsartigen Luftausstoss aus der Nase zu befördern – neben Schmutz und Pollen auch Bakterien und Viren, die sich auf dem Schleim abgesetzt haben. Dies ist wegen der Ansteckungsgefahr problematisch.
Neben diesen Reizen gibt es noch andere Ursachen für den Niesreflex. Dazu gehören seltsamerweise sexuelle Erregung sowie der sogenannte «photische Niesreflex», von dem bis zu 35 Prozent der Leute betroffen sind. Hier ist es das Licht, das den Reflex auslöst. Warum das so ist, ist noch nicht abschliessend geklärt.
Der Trigeminusnerv leitet den Niesreiz von der Nasenschleimhaut zum Atemzentrum und Rückenmark weiter. Diese veranlassen, dass wir stark einatmen und die Luft kurz anhalten, dann verschliessen die Stimmlippen den Kehlkopf und die Atemmuskulatur zieht sich unwillkürlich zusammen – die Luft wird explosionsartig durch Nase und Mund ausgestossen.
Mit dabei: rund 40'000 Tröpfchen aus Nasensekret, die mit einer Geschwindigkeit von bis zu 160 km/h aus der Nase geschleudert werden. Die grösseren Tröpfchen, auf denen sich der Löwenanteil der Virenfracht befindet, kommen nicht sehr weit, doch die kleinsten können bis zu zwölf Meter zurücklegen.
Auch wenn es in manchen Fällen unangenehm ist: Einen herannahenden Nieser sollte man besser nicht unterdrücken, indem man die Nase oder den Mund zuhält. In seltenen Fällen können sonst durch den erhöhten Druck Blutgefässe in der Nase platzen oder das Trommelfell kann reissen. Auch Gefässschädigungen im Auge oder Hirn können auftreten, wenn auch sehr selten.
Zwar kann es beim unterdrückten Niesen nicht passieren, dass ein Augapfel platzt oder herausfällt, wie manche Leute vielleicht befürchten. Jedoch können dadurch Erreger in die Nasennebenhöhlen oder in das Ohr gelangen.
Dies vorweg: Wer ins Einwegtaschentuch niest, versprüht am wenigsten Tröpfchen und setzt die Mitmenschen so am wenigsten der Gefahr aus, dass sie sich anstecken. Die Hand als Schild ist keine gute Wahl, da so Erreger auf die Haut gelangen, die danach überall verteilt werden. Hände sind noch vor der Tröpfcheninfektion der häufigste Übertragungsweg für Keime.
Am besten hält man sich beim Niesen und Husten nach Möglichkeit an diese Regeln:
Auch wenn man sich beim Niesen nicht die Hand vor den Mund hält, ist man gut beraten, sich oft und gründlich die Hände zu waschen – besonders in der kalten Jahreszeit, wenn mehr Viren zirkulieren. Sie finden sich auf Haltestangen im Bus, Türklinken und zahllosen anderen Dinge, die oft von verschiedenen Menschen berührt werden.
In Ostasien kennt man die Bilder: In der Grippezeit sind zahlreiche Personen mit Hygienemasken unterwegs, auch im öffentlichen Raum. Diese Masken der Schutzstufe 1 – die Schutzstufen 2 und 3 sind nur für medizinisches Personal sinnvoll – schützen zwar gegen eine Tröpfcheninfektion, solange sie nicht feucht geworden sind. Gegen Erreger, die sich auf Gegenständen befinden oder durch direkten Kontakt mit Infizierten übertragen werden, nützen sie jedoch nichts.
Ohnehin sind sie vor allem dazu gedacht, dass Kranke sie tragen, um so die Ansteckungsgefahr für ihre Umgebung zu reduzieren. Hygienemasken allein gewährleisten keinen vollständigen Schutz. Sie sollten deshalb immer zusammen mit anderen Hygienemassnahmen eingesetzt werden.
Ausspucken ist in China noch gang und gäbe, obwohl die Behörden dort mit Verboten dagegen ankämpfen. Hierzulande galt es in Antike und Mittelalter als gesund und reinigend. Man spuckte sogar in den Innenräumen auf den Boden. Später, als im Lauf der Industriellen Revolution in den Städten immer mehr Menschen auf engem Raum zusammenlebten, wurde es immer mehr verpönt, auf den Boden zu spucken. Mit der Entdeckung des Tuberkulose-Erregers verstärkte sich der schlechte Ruf dieses Verhaltens.
Durch Speichel können in der Tat Krankheiten übertragen werden – die in letzter Zeit wieder aufkommende Tuberkulose ist ein Beispiel dafür. Aber auch Viren, die Erkältungen verursachen, sind in dieser Körperflüssigkeit enthalten. Insgesamt gilt aber, dass es eher unwahrscheinlich ist, dass sich jemand durch auf den Boden gespuckten Speichel ansteckt. Der Speichel müsste dafür mit den Schleimhäuten oder einer Wunde in Kontakt kommen. Es sind also eher soziale als medizinische Gründe, die gegen das Spucken sprechen.