Ich fluche gerne über meine Geschlechtsgenossinnen. Seien so kompliziert. Wissen nie, was sie wollen. Kommunizieren nicht, erwarten aber von Männern, dass diese im Urin spüren, was Frauen wollen.
Ich bin natürlich nicht so. Ich bin sehr easy going, unkompliziert, cool, locker, fühle mich nie zu dick, bin 24/7 selbstbewusst und kann Sex immer von Liebe trennen. Haha.
Nun, schauen wir dem Shit ins Gesicht: Vor rund zwei Wochen habe ich Suff-SMS-Sandro verlassen. Ohne je mit ihm zusammen gewesen zu sein. Das, obwohl wir seit über zehn Jahren vögeln. Was den Guten zu der längsten Nicht-Beziehung-Beziehung meines Lebens macht.
Und was dazu führte, dass unser Umfeld und auch du, lieber User, werte Userin, der Meinung war, dass wir entweder füreinander geschaffen sind oder uns gegenseitig im Weg stehen.
Seit dem Abschiedssex und unserem Post-it-Vertrag habe ich also tatsächlich nichts mehr von Sandro gehört. Was super ist. Weil wir das ja so abgemacht haben. Man darf sich nur melden, wenn in der Herzgegend etwas passieren sollte. Juckt's nur im Höschen, halten wir die Füsse still.
So gesehen ist es natürlich nur konsequent und richtig, dass ich in den vergangenen 14 Tagen und Nächten nichts von Sandro gehört habe. Kein Suff-SMS, kein Insider-Joke, kein lustiges Selfie von irgendeiner Hundsverlochete, wo er sich gerade rumtreibt.
Er liebt mich also nicht. Weiss ich ja. Haben wir ja schon mehrmals besprochen. Ich liebe ihn ja auch nicht. Glaubs. Das «glaubs» steht da, weil ich nicht weiss, woher die Gefühls-Chilbi kommt, die ich derzeit erlebe.
Fakt aber ist: Ich vermisse Sandro. Vermisse seine Suff-SMS. Vermisse unsere nächtlichen Treffen. Das Kichern bevor wir übereinander herfallen. Mir fehlt sogar seine stetige Klugscheisserei. Seine Küsse. Seine Komplimente. Seine Zerstreutheit und seine fehlende Feinmotorik.
Also bin ich möglicherweise doch in ihn verliebt. So einfach ist es jedoch nicht. Weil, wenn ich daran denke, dass wir ja so hochoffiziell miteinander gehen könnten, zieht sich alles in mir zusammen: Nein, seine Freundin will ich nicht sein. Ich will aber auch nicht, dass eine andere diese Rolle bekommt.
(Yo, Ego, bist du das? Geh weg!)
Da sind wir also wieder beim Anfang dieses Textes: Ich bin jetzt eine dieser Frauen, die keine Ahnung haben, was sie wollen. Schlimmer. Eigentlich will ich nämlich, dass Sandro jetzt an meiner Haustüre klingelt und mit einem Plastikring von der Tanke um meine Hand anhält. Das, obwohl ich ihn nicht heiraten will.
Fragt nicht, ich weiss es doch auch nicht.
(Du musst es sein, Ego! Du nervst!)
Es gibt natürlich auch andere Momente. Gestern Abend zum Beispiel war ich mir sicher, dass mir die Welt alleine gehört, mir alle Türen offen stehen, jeder Mann auf meiner Stirn stehen sieht, dass ich total frei für alles bin: Abenteuer, Affäre, Liebe! Von 0 auf 100 in Nullkommanix.
(Nimm das, Ego!)
Summa summarum ist alles gut. Also mal sehr viel mehr, mal sehr viel weniger. Zumindest gelingt es mir gut, mich auch angetrunken nicht bei Suff-SMS-Sandro zu melden.
Wohlwissend aber, dass er diesen Text liest, muss ich eine klitzekleine Nachricht für ihn hinterlassen (ist ja kein SMS, gilt also, Punkt):
Hör mal, Sandro, es geht mir wunderbar. Ich vermisse dich nicht. Ich vermisse uns nicht. Okay. Ein bisschen vielleicht doch. Manchmal auch etwas mehr (nicht nur deinen Penis). Eventuell war da vielleicht ein Moment, wo mein Herz ein ganz kleines bisschen wehmütig war. Dann fiel mir ein, wie stur und besserwisserisch du bist. Dann habe ich sehr gelächelt. Oder, ganz kurz zusammengefasst: Du nervst. Du Holzkopf.
Adieu,