Für den Fall, dass das die erste Emma-Kolumne ist, die du liest, hier eine kurze Zusammenfassung: Es gibt Suff-SMS-Sandro. Und mich. Uns beide gibt es schon sehr lange. Wir reden hier von ca. einem Jahrzehnt. Fast so lange haben Suff-SMS-Sandro und ich immer wieder mal mehr, mal weniger Sex. Wenn wir ihn aber haben, dann ist er Feuerwerk, Konfetti-Regen und Glückshormon-Booster in einem.
Was Suff-SMS-Sandro und ich nicht haben, ist eine feste Beziehung. Ein Fakt, den viele in unserem Umfeld nicht verstehen. Manchmal verstehe ich es auch nicht. Und dann wieder sehr. So oder so: Ich bin ein sehr grosser Suff-SMS-Sandro-Groupie. Und Suff-SMS-Sandro ist, wie er selber schreibt, Emma-Fan.
Und du, lieber watson-User, bist irgendwie auch angefixt. So, dass du nun schon zwei Mal ein Prequel gefordert hast und wissen willst, wie sich denn Sandro und ich kennengelernt haben.
Ich bin ganz schlecht mit Zahlen. Aber wir schreiben ungefähr das Jahr 2007, als sich Sandros und meine Wege kreuzen. Bei einem Studentenjob. Wir müssen Zigis, Kaugummi, Kondome und anderen Schrott an Parties, Openairs und auf der Strasse verteilen. Wobei, Kondome sind kein Schrott. Schon klar.
Sandro und ich werden oft zusammen eingesetzt. Wir verstehen uns gut. Nicht mehr, nicht weniger. Dass er mich gut findet, lässt mich der Gute kein bisschen spüren. Es ist ein Kollege, der Sandro verrät. Noch bevor ich mir konkret überlegen kann, was das mit mir macht, erreicht mich - und 40 andere - eine Mail von Suff-SMS-Sandro. Es ist ein «Tschüss zusammen»-Mail. Mit seiner privaten E-mail-Adresse, falls denn jemand gerne in Kontakt bleiben will.
Ich will. Er lässt die obligaten zwei Tage verstreichen, bevor er mir offenbart, dass er die Abschiedsmail in der Hoffnung auf eine Reaktion meinerseits verfasst hat.
Drei Tage später sitzen wir in einer Bar. Und haben uns fast nichts zu sagen. Nicht weil es nicht matcht. Unsere Nervosität spielt uns einen üblen Streich. Das erste Date endet mit einer weiteren Verabredung am kommenden Samstag. Bei Sandro. Er will kochen.
Sein Filet im Teig überzeugt. Und auch in seiner Wohnung fühle ich mich wohl. Dass wir uns gegenseitig gut finden, ist klar. Nur in die Gänge kommen wir nicht. Am nächsten kommen wir uns, als er mich auf der Stossstange seines Velos mitten in der Nacht nach Hause fährt. Und mir einen Abschiedskuss auf die Stirn drückt.
Zu dieser Zeit buhlte auch ein anderer Typ um meine Gunst. Der war lauter und forscher als Suff-SMS-Sandro. Und ich war damals zu jung, um nicht auf das Gebrüll reinzufallen. Ich haderte kurz - und entschied mich dann für den (Shit!) Falschen.
Zwei Jahre und viel zu viele Auseinandersetzungen später stehe ich vor den Scherben meiner Beziehung. Hier kommst Suff-SMS-Sandro ins Spiel: Ein Suff-SMS meinerseits in einer Donnerstagnacht reichte, um in den Genuss des besten Trost-Sex’ meines Lebens zu kommen.
Suff-SMS-Sandro tröstete mich ab diesem Augenblick sehr regelmässig über meinen Trennungsschmerz hinweg. Und als dieser gegessen war, schenkte er mir einfach so bedingungslos fabelhafte Orgasmen.
Das tut er bis heute. Sofern wir beide Single sind. Was wir - Merci, Universum - mal wieder zeitgleich sind.
Logisch könnten wir aus dieser Bilderbuch-Affäre eine Beziehung entstehen lassen. Dann wäre es eine Frage der Zeit bis wir uns über Alltagskleinigkeiten streiten würden. Das würde dann auf Kosten unserer Sex-Vibes gehen. Und wir würden uns «Kannst du bitte WC-Papier und Abfallsäcke kaufen?»- statt «Meine Haustüre ist offen. Komm rein und reiss mir die Kleider vom Leib»-SMS schicken.
Das will ich nicht. Das will Suff-SMS-Sandro nicht.
Vielleicht aber haben wir auch einfach den Zeitpunkt verpasst.
Was weiss ich.
Vielleicht weiss es der Geier. Oder er weiss es nicht.
Da ist aber etwas, das ich zu wissen glaube: Sollten Suff-SMS-Sandro und ich füreinander bestimmt sein, werden wir iiiiiiirgendwann zueinander finden. Vielleicht so in 30 Jahren.
Das wäre eigentlich noch toll. Ich kann mir nämlich keinen besseren Saufkumpanen auf der Altersheim-Veranda vorstellen als Suff-SMS-Sandro. Auch bin ich mir bei unserer Chemie sicher, dass wir bis zur Demenz und darüber hinaus grandiosen Sex haben werden.
Mehr kann man sich nicht wünschen.
Noch einmal: Merci, Universum. Du bist ein guter und sehr netter Ort.
Adieu,
Dann schick sie per Mail an Emma: emma.amour@watson.ch