Sag das doch deinen Freunden!
Donald Trump konnte
es nicht lassen. In einer Radio-Talkshow äusserte sich der
Präsidentschaftskandidat der Republikaner am Montag zu den Spekulationen über
die Ursache des Todes von US-Bundesrichter Antonin Scalia. Und begab sich in den Verschwörungs-Sumpf: «Es heisst, man habe
ein Kissen auf seinem Gesicht gefunden. Das ist ziemlich
ungewöhnlich», sagte Trump und deutete an, Scalia sei nicht im Schlaf verstorben, sondern ermordet worden.
Trump bezog sich auf
die Aussage des Besitzers jener Ranch in Texas, auf der Scalia am
letzten Samstag nach einem Jagdausflug gestorben war. Im Gespräch
mit CNN stellte John Poindexter jedoch klar, dass der Richter «ein
Kissen über seinem Kopf hatte, nicht auf seinem Gesicht». Der
79-jährige Scalia war tot in seinem Bett aufgefunden worden. «Er
sah aus, als hätte er einen erholsamen Schlaf gehabt. Das war nichts
Ungewöhnliches», sagte der Rancher.
Es sagt einiges aus
über das politische Klima in den USA, dass der Tod des ebenso
brillanten wie erzkonservativen Juristen zum Anlass für
Verschwörungstheorien wird. Mit der Ernennung eines Nachfolgers
durch Präsident Barack Obama könnten die Mehrheitsverhältnisse im
neunköpfigen Obersten Gerichtshof nach links kippen. Die
Republikaner wollen die Bestätigung eines Nachfolgers durch den
Senat erst vornehmen, wenn Obama in einem Jahr das Weisse Haus
verlässt.
Am rechten Rand sind
viele überzeugt, Scalia sei einem Mordkomplott zum Opfer gefallen,
um den «Machtwechsel» am höchsten US-Gericht herbeizuführen.
Auf diversen Websites wird laut CNN über eine «Herzanfall-Waffe» spekuliert, eine Geheimwaffe der CIA, mit der Antonin Scalia getötet worden
sei. Befeuert werden solche Ideen durch die Tatsache, dass an seiner
Leiche keine Obduktion vorgenommen wurde. William Ritchie, ehemaliger
Leiter der Kriminalpolizei von Washington, zeigte sich in einem viel zitierten Facebook-Eintrag darüber «erstaunt».
Moniert wird auch,
dass die zuständige Bezirksrichterin in Texas eine natürliche
Todesursache festgestellt hatte, ohne den Leichnam zu sehen. Nach
texanischem Recht ist dies allerdings möglich. Sie habe sich auf die
Informationen der Ermittler verlassen, wonach es «keine Anzeichen
für Ungereimtheiten» gab, sagte Richterin Cinderela Guevara der Washington Post. Scalia habe Herzprobleme gehabt und unter Bluthochdruck gelitten.
Für die fehlende
Autopsie gibt es ebenfalls eine Erklärung. Scalias Familie habe eine
solche verweigert, sagte der Leiter des Bestattungsunternehmens, das
sich um seinen Leichnam kümmerte. Der Richter soll am Freitag im
Obersten Gerichtshof aufgebahrt und am Samstag beigesetzt werden. Der
Streit um seine Nachfolge dürfte sich noch monatelang hinziehen. Und
den Verschwörungs-Fans weiteren Stoff liefern. (pbl)