Sie hat es geschafft: Hillary Clinton wird als erste Frau der US-Geschichte zur Präsidentschaftskandidatin einer der beiden grossen Parteien nominiert. Bild: Julie Jacobson/AP/KEYSTONE
US-Demokraten schreiben Geschichte: Hier kürt Sanders eine Frau zur Präsidentschaftskandidatin
Hillary Clinton ist von den US-Demokraten offiziell als Präsidentschaftskandidatin nominiert worden. Bei einem Parteitag in Philadelphia stimmte am Dienstagabend eine absolute Mehrheit der Delegierten für die Kandidatur der ehemaligen Aussenministerin.
Die 68-Jährige ist die erste Frau in der US-Geschichte, die von einer der grossen Parteien in das Rennen um das Weisse Haus geschickt wird. Ihre erste Reaktion auf ihre Nominierung bestand aus nur einem Wort: «Geschichte», schrieb sie in einem Tweet.
An der Kür Clintons hatte kein Zweifel bestanden. Sie hatte sich in den Vorwahlen der Demokraten gegen den linksgerichteten Senator Bernie Sanders durchgesetzt. Zudem hatte sie die grosse Mehrheit der sogenannten Superdelegierten hinter sich. Dies sind aktuelle oder frühere Amtsträger der Partei, die in ihrem Votum über die Kandidaten frei, also nicht an die Vorwahlergebnisse, gebunden waren.
Die Stimmen für die Nominierung wurden nacheinander in der alphabetischen Reihenfolge der Bundesstaaten und US-Territorien abgerufen. Dabei fiel dem bevölkerungsarmen Staat South Dakota die Rolle zu, jene Stimmen abzugeben, die Clinton schliesslich über die Schwelle der absoluten Mehrheit hoben.
In einer symbolischen Demonstration der Geschlossenheit stellte wenig später Clintons Ex-Rivale Sanders den Antrag, die Nominierung Clintons per Akklamation zu bestätigen. Ein lautes «Aye!»(«Ja!») schallte daraufhin durch den Saal. In einem ähnlichen Akt hatte vor acht Jahren die unterlegene Clinton den Parteitag aufgerufen, die Nominierung Obamas zu bestätigen.
Der Moment: Bernie Sanders erklärt Hillary Clinton offiziell zur Präsidentschaftskandidatin der Demokraten #DNCinPHLpic.twitter.com/ifIlrq0RWV
Clinton bedankt sich per Videobotschaft bei Anhängern
Hillary Clinton hat sich nach ihrer Nominierung als Präsidentschaftskandidatin per Videobotschaft beim Parteitag der US-Demokraten in Philadelphia bedankt. «Das ist Euer Sieg», rief sie ihren Anhängern zu. Clinton war in der Nacht zum Mittwoch (Ortszeit) aus New York zugeschaltet.
«Ich mag die erste Präsidentin der Vereinigten Staaten werden», sagte sie an junge Mädchen gerichtet, die zu später Stunde noch zusahen. «Aber eine von Euch ist die nächste.» (sda/dpa)
Wieder «Bernie»-Rufe
Gleichwohl zeigt der bisherige Verlauf des Parteitags, dass Clintons Kandidatur in der Partei nicht auf ungeteilte Begeisterung stützt. Auch am zweiten Tag der Versammlung brachen Sanders-Anhänger immer wieder in stürmische «Bernie, Bernie»-Sprechchöre aus.
Zudem versuchten Sanders-Anhänger das Pressezentrum beim Nominierungsparteitag zu besetzen. Als die Polizei die Gruppe abdrängte, protestierten mehrere Dutzend friedlich vor den Medien-Arbeitsräumen. Einige brachten ihren Protest zum Ausdruck, in dem sie sich den Mund mit Klebeband zuklebten.
Die Anhänger des 74-Jährigen nehmen unter anderem daran Anstoss, dass sich die meisten Superdelegierten schon für Clinton entschieden hatte, als Sanders noch gar nicht im Rennen war. Diese Superdelegierten sorgten schliesslich für einen sicheren Sieg Clintons.
Sanders-Anhänger demonstrieren vor den Medien-Arbeitsräumen. Bild: CHARLES MOSTOLLER/REUTERS
Sanders selbst hatte sich am Vortag in einer Parteitagsrede hinter Clinton gestellt und zum gemeinsamen Kampf gegen Trump aufgerufen. Sanders war beim Parteitag wie zuvor angekündigt als offizieller Gegenkandidat Clintons angetreten. Jedoch hatten Parteistrategen noch bis zuletzt versucht, eine Kampfabstimmung zu verhindern.
An die Adresse seiner Anhänger sagte er: «Es ist jetzt einfach, Buhrufe auszustossen. Aber es ist schwierig, unseren Kindern in die Augen zu sehen, die in einem Land leben, das von Donald Trump regiert wird.»
Bill Clinton als Hauptredner
Bill Clinton, Ex-Präsident und Ehemann der Kandidatin, würdigte als Hauptredner des zweiten Tages seine Frau als eine Politikern, die die Fähigkeit habe, Dinge zu verändern. «Hillary ist in einzigartiger Weise dazu geeignet, die Möglichkeiten, die sich uns bieten, zu ergreifen, und den Risiken, denen wir gegenüberstehen, zu begegnen», sagte der Ex-Präsident.
Bill Clinton auf Stimmenfang für seine Frau. Bild: JIM YOUNG/REUTERS
Am Mittwoch sollen Präsident Barack Obama, Vizepräsident Joe Biden und Clintons Vizepräsidentschaftskandidat Tim Kaine sprechen. Der Parteitag soll am Donnerstag mit einer Grundsatzrede von Hillary Clinton enden, in der sie die Nominierung feierlich annimmt.
Clinton wird bei der Wahl im November gegen den rechtspopulistischen Immobilienmilliardär Donald Trump antreten. Dieser war in der vergangenen Woche von einem Parteitag der Republikaner nominiert worden. (cma/sda/afp/dpa)
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Die beliebtesten Kommentare
Nicizen
27.07.2016 07:19registriert Juli 2016
Ich sehe Sanders als einen der wenigen verblieben Denokraten, die wirklich für Demokratische Werte kämpfen. Ganz im Gegensatz zu Clinton, die für mich nur eine weitere Marionette der Lobbyisten darstellt.
Was muss das für eine Demütigung sein, wenn man seine Parteikollegin vor der gesamten Partei, die seinen Wahlkampf vernachlässigte und manipulierte zur Präsidentschaftskandidatin kühren muss?
Warum reagierte Sanders nicht wie Ted Cruz? Was wir momentan erleben ist meiner Meinung nach eine Bankrotterklärung amerikanischer Politik.
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