Pflanzenfresser, so könnte man denken, rümpfen die Nase über Fleisch. Dem ist nicht ganz so – manche klassische Herbivoren nehmen bei Gelegenheit oder in der Not auch tierische Nahrung zu sich. Oft ist das Aas, aber manchmal müssen auch lebende Beutetiere daran glauben.
Auch Hirsche gehören zu den Teilzeit-Karnivoren. Sie verzehren tote Kaninchen, lebendige Fische (siehe Video unten) und laben sich sogar an den Eingeweiden verstorbener Artgenossen. Sie machen auch vor menschlichen Überresten nicht Halt.
Das merkten amerikanische Forensiker, denen ein Hirsch mit menschlichen Knochen im Maul in die Fotofalle ging. Die Wissenschaftler um Lauren A. Meckel von der Texas State University hatten im Sommer 2014 einen für forensische Zwecke gespendeten menschlichen Leichnam in einem speziell dafür vorgesehenen Waldstück bei San Marcos in Texas deponiert.
Das makaber anmutende Experiment sollte Aufschluss darüber bringen, welche Rolle aasfressende Tiere beim Zerfall von menschlichen Körpern in der Wildnis spielen. Diese Erkenntnisse sind wichtig, wenn es bei aufgefundenen Leichnamen um die Bestimmung des Todeszeitpunkts geht.
Wie zu erwarten taten sich Füchse, Waschbären, Kojoten und Geier an der Leiche gütlich. Im Januar 2015 registrierte die Fotofalle aber auch zweimal einen Weisswedelhirsch, der Knochen des mittlerweile skelettierten Körpers ins Maul nahm. Ob es sich beide Male um das gleiche Tier handelte, konnten die Forscher nicht mit Sicherheit bestimmen.
Mittlerweile haben Meckel und ihr Team ihre Erkenntnisse in einer Studie im Fachmagazin «Journal of Forensic Sciences» publiziert. Bisher sei noch nie ein Fall dokumentiert worden, in dem ein Hirsch menschliche Knochen verzehrt, stellt Meckel fest. Tierische Knochen mit Bissspuren von Hirschen wurden aber schon früher gefunden. Diese zickzack-förmigen Muster unterscheiden sich von den Knabberspuren, die Fleischfresser hinterlassen. Osteophagie, wie der Verzehr von Knochen genannt wird, dient bei Pflanzenfressern der Aufnahme von Mineralien, die in ihrer normalen Nahrung nicht enthalten sind.
(dhr)
Und nun zu etwas ganz anderem:
Magermodels bringen die Modeindustrie regelmässig in Verruf. Frankreich hat magersüchtige Laufstegmädchen Ende 2015 sogar von den Catwalks verbannt. Für bedeutend weniger Empörung sorgen dagegen untergewichtige Schaufensterpuppen – zu Unrecht, wie eine Studie von Eric Robinson und Paul Aveyard vermuten lässt, die im «Journal of Eating Disorders» erschienen ist.
Die Körper von weiblichen Puppen seien zu dünn und vermittelten ein unrealistisches Körperideal, stellten die britischen Wissenschaftler fest. Sie hatten 32 weibliche und 26 männliche Mannequins in Liverpool und Coventry begutachtet. Weil keiner der Läden ihnen die Erlaubnis erteilte, die Puppen wie geplant zu vermessen, mussten Robinson und Aveyard sich damit begnügen, deren Grösse visuell abzuschätzen.
Sämtliche weiblichen Schaufensterpuppen – so der Befund – sahen aus wie eine ernstlich untergewichtige Frau. Echte Menschen mit denselben Massen würden als «medizinisch ungesund eingestuft», sagte Robinson «BBC Newsbeat». Bei den männlichen Puppen waren hingegen nur acht Prozent zu dünn. Allerdings seien einige unnatürlich muskulös gewesen, heisst es in der Studie.
Magerpuppen hätten schlimme Konsequenzen, schreibt das Forscher-Duo. Zwar könne man nicht behaupten, dass eine Veränderung der Puppenkörper Probleme mit dem eigenen Körperbild verschwinden lasse. Aber es gebe «klare Beweise, die belegen, dass das ultradünne Ideal zur Entwicklung von mentalen Gesundheitsproblemen und Essstörungen beiträgt.»
Zu dünne Schaufensterpuppen sind allerdings keine ausschliesslich aktuelle Erscheinung. Untersuchungen an Puppen, die zwischen den 20er- und 60er-Jahren in Italien, Japan und Malaysia in den Schaufenstern standen, zeigten vergleichbare Ergebnisse. Hätten Frauen denselben Körperumfang wie diese Puppen, stellten die Forscher fest, hätten sie zu wenig Körperfett, um überhaupt noch menstruieren zu können.
(dhr)