Pflanzenfresser, so könnte man denken, rümpfen die Nase über Fleisch. Dem ist nicht ganz so – manche klassische Herbivoren nehmen bei Gelegenheit oder in der Not auch tierische Nahrung zu sich. Oft ist das Aas, aber manchmal müssen auch lebende Beutetiere daran glauben.
Auch Hirsche gehören zu den Teilzeit-Karnivoren. Sie verzehren tote Kaninchen, lebendige Fische (siehe Video unten) und laben sich sogar an den Eingeweiden verstorbener Artgenossen. Sie machen auch vor menschlichen Überresten nicht Halt.
Das merkten amerikanische Forensiker, denen ein Hirsch mit menschlichen Knochen im Maul in die Fotofalle ging. Die Wissenschaftler um Lauren A. Meckel von der Texas State University hatten im Sommer 2014 einen für forensische Zwecke gespendeten menschlichen Leichnam in einem speziell dafür vorgesehenen Waldstück bei San Marcos in Texas deponiert.
Das makaber anmutende Experiment sollte Aufschluss darüber bringen, welche Rolle aasfressende Tiere beim Zerfall von menschlichen Körpern in der Wildnis spielen. Diese Erkenntnisse sind wichtig, wenn es bei aufgefundenen Leichnamen um die Bestimmung des Todeszeitpunkts geht.
Wie zu erwarten taten sich Füchse, Waschbären, Kojoten und Geier an der Leiche gütlich. Im Januar 2015 registrierte die Fotofalle aber auch zweimal einen Weisswedelhirsch, der Knochen des mittlerweile skelettierten Körpers ins Maul nahm. Ob es sich beide Male um das gleiche Tier handelte, konnten die Forscher nicht mit Sicherheit bestimmen.
Mittlerweile haben Meckel und ihr Team ihre Erkenntnisse in einer Studie im Fachmagazin «Journal of Forensic Sciences» publiziert. Bisher sei noch nie ein Fall dokumentiert worden, in dem ein Hirsch menschliche Knochen verzehrt, stellt Meckel fest. Tierische Knochen mit Bissspuren von Hirschen wurden aber schon früher gefunden. Diese zickzack-förmigen Muster unterscheiden sich von den Knabberspuren, die Fleischfresser hinterlassen. Osteophagie, wie der Verzehr von Knochen genannt wird, dient bei Pflanzenfressern der Aufnahme von Mineralien, die in ihrer normalen Nahrung nicht enthalten sind.
(dhr)
Und nun zu etwas ganz anderem:
Magermodels bringen die Modeindustrie regelmässig in Verruf. Frankreich hat magersüchtige Laufstegmädchen Ende 2015 sogar von den Catwalks verbannt. Für bedeutend weniger Empörung sorgen dagegen untergewichtige Schaufensterpuppen – zu Unrecht, wie eine Studie von Eric Robinson und Paul Aveyard vermuten lässt, die im «Journal of Eating Disorders» erschienen ist.
Die Körper von weiblichen Puppen seien zu dünn und vermittelten ein unrealistisches Körperideal, stellten die britischen Wissenschaftler fest. Sie hatten 32 weibliche und 26 männliche Mannequins in Liverpool und Coventry begutachtet. Weil keiner der Läden ihnen die Erlaubnis erteilte, die Puppen wie geplant zu vermessen, mussten Robinson und Aveyard sich damit begnügen, deren Grösse visuell abzuschätzen.
Sämtliche weiblichen Schaufensterpuppen – so der Befund – sahen aus wie eine ernstlich untergewichtige Frau. Echte Menschen mit denselben Massen würden als «medizinisch ungesund eingestuft», sagte Robinson «BBC Newsbeat». Bei den männlichen Puppen waren hingegen nur acht Prozent zu dünn. Allerdings seien einige unnatürlich muskulös gewesen, heisst es in der Studie.
Magerpuppen hätten schlimme Konsequenzen, schreibt das Forscher-Duo. Zwar könne man nicht behaupten, dass eine Veränderung der Puppenkörper Probleme mit dem eigenen Körperbild verschwinden lasse. Aber es gebe «klare Beweise, die belegen, dass das ultradünne Ideal zur Entwicklung von mentalen Gesundheitsproblemen und Essstörungen beiträgt.»
Zu dünne Schaufensterpuppen sind allerdings keine ausschliesslich aktuelle Erscheinung. Untersuchungen an Puppen, die zwischen den 20er- und 60er-Jahren in Italien, Japan und Malaysia in den Schaufenstern standen, zeigten vergleichbare Ergebnisse. Hätten Frauen denselben Körperumfang wie diese Puppen, stellten die Forscher fest, hätten sie zu wenig Körperfett, um überhaupt noch menstruieren zu können.
(dhr)
Und nun zu etwas ganz anderem:
Zeitreisen sind ein beliebter Topos in der Science Fiction. Aber auch die Wissenschaft gibt sich mit der Frage ab, ob Reisen durch die Zeit möglich sind. Der Mathematiker Ben Tippett von der University of British Columbia und der Astrophysiker David Tsang von der University of Maryland sagen Ja – zumindest in der Mathematik.
Die drei räumlichen Dimensionen – Länge, Breite und Höhe – und die Dimension Zeit sind miteinander verwoben und bilden die Raumzeit, die man sich als aufgespanntes Tuch vorstellen kann. Sobald grosse Objekte hinzukommen, verursachen sie gewissermassen Dellen in diesem Tuch; sie krümmen aufgrund ihrer enormen Gravitation die Raumzeit um sich herum, wie Albert Einstein in seiner Relativitätstheorie postuliert. Planeten kreisen daher um ihren Stern, statt sich einfach geradeaus zu bewegen.
Nun sagen Tippett und Tsang, nicht nur der physische Raum könne gekrümmt und verändert werden. Dies gelte auch für die Dimension Zeit: «Es ist nachgewiesen, dass die Zeit in der Nähe eines Schwarzen Lochs langsamer abläuft», stellt Tippett fest. Sein Modell einer Zeitmaschine («Traversable Acausal Retrograde Domain in Space-time», kurz TARDIS) bediene sich der Krümmung der Raumzeit, um die Zeit für Passagiere in einen Kreis zu biegen. Auf diese Weise könnten sie in die Vergangenheit reisen.
Tippett und Tsang zeigen in ihrer Studie, dass eine Art Blase in der Raumzeit gebildet werden könnte. Wenn diese Blase sich schneller bewegt als das Licht (knapp 300'000 km/s), reisen Passagiere innerhalb der Blase in der Zeit zurück. «Obwohl dies mathematisch völlig machbar ist, können wir eine solche Raumzeit-Maschine noch nicht konstruieren», räumt Tippett ein.
Um dies möglich zu machen, würde man nämlich «exotische Materie» benötigen, mit der sich die Raumzeit extrem verkrümmen liesse, fährt Tippett fort, «und diese exotische Materie ist noch nicht entdeckt».
Exotisch erscheint auch das Gedankenexperiment der Wissenschaftler: Eine Person A innerhalb dieser Blase würde für eine Person B, die sich ausserhalb davon befindet, als zwei Versionen an einem Ort erscheinen; eine, die in der Zeit vorwärts, und eine, die rückwärts geht. A wiederum würde die Ereignisse von B periodisch sich entwickeln und wieder zurückentwickeln sehen.
(dhr)
Und nun zu etwas ganz anderem:
Schlechtes bis nicht vorhandenes Müll-Management in vielen Schwellenländern ist der Hauptgrund, dass immer mehr Plastik in den Gewässern landet. Zudem setzt der dort verunreinigte Boden gefährliche Stoffe frei, die dann in die Nahrungskette der ansässigen Bevölkerung gelangen, berichteten Forscher am Dienstag in Wien.
Wissenschaftler um Christian Schmidt vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig haben untersucht, woher der Plastikmüll kommt, der über die Flusseinzugsgebiete in die Meere gelangt. Demnach stammen 90 Prozent aus zehn Flüssen, von denen die meisten durch Schwellenländer Asiens fliessen.
Diese Länder zeichnen sich wiederum durch eine grosse Bevölkerungsdichte, schnelles Wirtschaftswachstum und unzureichendes Müll-Management aus, erklärte Schmidt bei einer Pressekonferenz.
In Mexiko zum Beispiel führt die schlechte Entsorgungslage beinahe direkt zu einer Gesundheitsgefährdung der Bevölkerung, so Esperanza Huerta vom El Colegio de la Frontera Sur in Campeche (Mexiko). Weil der Plastikmüll nicht regelmässig abgeholt wird, wird er von vielen Menschen verbrannt und vergraben.
Das Mikroplastik reichert sich zunächst in Bodenorganismen, später in Hühnern an, die zu einer der Hauptnahrungsmittel der Mexikaner zählen. Dies stelle ein hohes Gesundheitsrisiko dar, so die Forscherin.
(sda/apa)
Und nun zu etwas ganz anderem:
Eine kleine Raupe kann handelsübliche Plastiksäcke relativ zügig zersetzen. Entdeckt hat eine Forscherin den Plastikhunger per Zufall.
Die Larven der Grossen Wachsmotte (Galleria mellonella) fressen den wohl am häufigsten verwendeten und biologisch kaum abbaubaren Kunststoff Polyethylen (PE), wie spanische Forschende im Fachmagazin «Current Biology» schreiben. Wegen der hohen Zersetzungsgeschwindigkeit habe der Fund «Potenzial für bedeutende biotechnologische Anwendungen».
Die Entdeckung gelang durch einen Zufall. «Ich beschäftige mich beruflich mit Hühnerembryos, bin aber Hobby-Bienenzüchterin», sagte Federica Bertocchini, die an der Studie beteiligt war. Bei der Säuberung eines Bienenstocks habe sie zu Hause im nordspanischen Santander, wo sie an der Universidad de Cantabria arbeitet, plötzlich «diese Würmchen» entdeckt. Die Italienerin warf die Larven in einen Plastiksack. Und siehe da: «Nach einer Weile war der Beutel voller Löcher und die Larven draussen!»
Diese Beobachtung setzte die Forschungsarbeit der Wissenschaftlerin und ihrer Kollegen in Gange. Dabei fanden sie heraus, dass rund 100 Wachsmotten-Larven in 12 Stunden etwa 92 Milligramm einer normalen Einkaufstüte fressen können. «Das ist ein sehr schneller Abbau, schneller als alles, was zu diesem Thema bisher wissenschaftlich veröffentlicht wurde», sagte Bertocchini.
«Wir vermuten, dass für diese schnelle Zersetzung ein Molekül oder Enzym verantwortlich ist, das wir zu isolieren versuchen werden.» Dieses Enzym könne man dann in grossen Umfang produzieren und es nutzen, um Plastikmüll abzubauen, hofft die junge Wissenschaftlerin.
Polyethylen (PE), ein aus Erdöl hergestelltes synthetisches Polymer, werde vor allem zur Herstellung von weltweit rund einer Billion Säcken pro Jahr benutzt, erklärt Bertocchini. Das entspreche insgesamt rund 60 Millionen Tonnen Plastik.
Plastik ist biologisch kaum abbaubar. Die Zersetzung kann mehrere Jahrhunderte dauern. Der Plastikmüll landet häufig in der Umwelt. Im Meer wird der Abfall von Fischen oder von Vögeln gefressen, die oft qualvoll an dem unverdaulichen Stoff verenden.
(sda/dpa)
Und nun zu etwas ganz anderem:
Wieso machten zwei menschenfressende Löwen vor knapp 120 Jahren in Kenia Jagd auf Dutzende Bahnarbeiter? Statt einem Mangel an alternativer Beute haben Forscher aus den USA einen anderen Grund ausgemacht.
Das Grauen ging um vor knapp 120 Jahren in den Lagern der Gleisarbeiter für die Uganda-Bahn im Südosten des heutigen Kenias: Mehrere Dutzend Menschen wurden dort 1898 binnen weniger Monate von zwei menschenfressenden Löwenmännchen getötet. Erst der britische Oberstleutnant John Patterson konnte die «Löwen von Tsavo» erlegen.
28 bis 135 Menschen sollen dem Duo nach unterschiedlichen Quellen zum Opfer gefallen sein. Doch was trieb die Tiere dazu, sich auf die ungewöhnliche Beute Mensch zu konzentrieren? Sogar Hollywood nahm sich der Geschichte vor einigen Jahren an – im Actionfilm «Der Geist und die Dunkelheit» mit Val Kilmer und Michael Douglas in den Hauptrollen.
US-Forscher sind sich nun, mehr als ein Jahrhundert nach den Vorfällen am Fluss Tsavo, sicher: Statt wie bisher weitläufig angenommen waren die Attacken nicht der letzte Ausweg aus der Nahrungsmittelknappheit in der Region, sondern die einfachste Lösung für ein Problem, mit dem zumindest einer der Löwen zu kämpfen hatte: Zahnschmerzen.
Analysen der Gebisse der beiden Tiere, die heute ausgestopft im Field Museum of Natural History in Chicago zu sehen sind, wiesen darauf hin, berichten Larisa DeSantis von der Vanderbilt University in Nashville und Bruce Patterson vom Field Museum in den «Scientific Reports».
Zusätzlich wurde ein dritter Löwe, der 1991 mindestens sechs Menschen in Sambia gefressen haben soll, untersucht. Auch bei ihm wurden Probleme im Gebiss festgestellt, so wie auch bei mehreren ähnlichen Fällen mit getöteten Menschen, die es mit Tigern und Leoparden in Indien gab.
Bei einem der Tsavo-Löwen, der deutlich mehr Angriffe auf Menschen als sein Jagdgefährte verübt haben soll, wurde eine Wurzelentzündung entdeckt, die normales Jagen unmöglich gemacht habe, erklärten die Forscher. Attacken auf weitgehend wehrlose und weich zu beissende Menschen seien für ihn deutlich angenehmer gewesen.
Mit speziellen Methoden fanden die Forscher zudem heraus, wovon sich die Tiere in den Tagen und Wochen vor ihrem Tod noch ernährten. Der zweite Tsavo-Löwe habe gesündere Zähne gehabt und auch Zebras sowie Büffel und dafür weniger Menschen gejagt und gefressen, erklären die Forscher. Dies spreche gegen Nahrungsknappheit als Grund für die Attacken auf die Gleisarbeiter.
(sda/dpa)
Und nun zu etwas ganz anderem:
Elefanten verstehen, dass sie einen Gegenstand nicht wegziehen können, wenn sie selbst auf diesem stehen. Der Test, der ursprünglich für Kleinkinder entwickelt wurde, zeigt einen Aspekt der Selbstwahrnehmung. Die Studie wurde im Fachmagazin «Scientific Reports» veröffentlicht.
Die Forscher von der University of Cambridge testeten insgesamt zwölf asiatische Elefanten auf ihr Körperbewusstsein. Die Experimente fanden im thailändischen Chiang Rai mit Tieren der Golden Triangle Asian Elephant Foundation statt. Die Elefanten mussten auf einer Matte stehen, an der mit einem kurzen Seil ein Stock befestigt war. Den Stock sollten sie einem Menschen überreichen, der etwas weiter weg stand.
Laut der Studie von Rachel Dale und Joshua Plotnik erkannten alle Elefanten zumindest bei wiederholten Versuchen, dass sie die Matte verlassen müssen, um die Aufgabe zu erfüllen. Sechs Elefanten merkten das bereits beim ersten Versuch.
Die Forscher überprüften, ob die Tiere möglicherweise aus banaleren Gründen die Matte verliessen. So könnte ein Positionswechsel die Übergabe erleichtern. Deshalb sollten die Elefanten in Kontrollexperimenten auch einen Stock weitergeben, der nicht an der Matte befestigt war. In diesen Fällen verliessen auch bei wiederholten Versuchen nur wenige Tiere die Matte.
Frühere Studien hatten bereits gezeigt, dass Elefanten über genug Selbstwahrnehmung verfügen, um sich im Spiegel zu erkennen. Nur wenige Tiere – zum Beispiel Menschenaffen, Delfine und Elstern – können das. Menschen bestehen den «Spiegel-Test» etwa im Alter zwischen 18 und 24 Monaten.
Allerdings kann so nur die optische Selbstwahrnehmung untersucht werden. Wissenschaftler entwickelten deshalb für Kleinkinder eine weitere Variante. Die Kinder sollen dabei einen kleinen Einkaufswagen schieben, der mit einer Matte verbunden ist, auf der sie selbst stehen. Der Wagen lässt sich nur schieben, wenn die Kinder sich selbst als Hindernis begreifen und von der Matte gehen.
Die Elefanten, die den leicht abgeänderten Test mitmachten, waren alle älter als vier Jahre, weshalb die Studie noch nichts darüber aussagt, ab welchem Alter die Tiere das notwendige Körperbewusstsein erwerben. Alle Elefanten waren bereits auf den Umgang mit Menschen trainiert. Die Tiere dienen Touristen zum Beispiel als Reitelefanten.
Die Wissenschaftler sehen durch die Ergebnisse die besondere Stellung der Elefanten bestätigt: «Die Ergebnisse zeigen, dass Elefanten sich von anderen Objekten der Umwelt abgrenzen können und sich als eigenständige Wesen wahrnehmen. Zusammen mit der Fähigkeit, den Spiegel-Test zu bestehen, lässt das auf einen Grad der Selbstwahrnehmung schliessen, der im Tierreich äusserst selten ist», sagte Plotnik laut einer Mitteilung der University of Cambridge.
Die Fähigkeit der Selbstwahrnehmung ist wahrscheinlich mit einer insgesamt höheren sozialen Kompetenz verknüpft. So können Tiere, die den Spiegel-Test bestehen, zum Beispiel auch eher gemeinschaftlich Probleme lösen und empathisch handeln. Elefanten haben ein vergleichsweise grosses Gehirn und gelten grundsätzlich als intelligent und sozial.
(sda/dpa)
Und nun zu etwas ganz anderem:
Schon immer schaute man von Grossbritannien aus argwöhnisch über den Kanal aufs Festland. Und mit dem Brexit entschieden sich die Briten unlängst, die «Splendid isolation» von ehedem wieder aufzunehmen und sich von der EU abzuschotten.
Politisch vollziehen die Briten damit etwas nach, das geologisch schon seit Jahrtausenden eine Tatsache ist. Spätestens seit dem Ende der Eiszeit trennt die Strasse von Dover das Festland von der Insel Grossbritannien. Das war jedoch nicht immer so. Vor 450'000 Jahren erstreckte sich zwischen Dover und Calais ein breiter Kalkrücken. Dessen Überreste, die weissen Klippen von Dover und das Cap Blanc-Nez bei Calais, sind Schicht für Schicht aus dem gleichen Material aufgebaut.
Wann und wie aber kam es zur geologischen Trennung zwischen dem Kontinent und Grossbritannien? Sanjeev Gupta vom Imperial College London und ein internationales Forscherteam haben diese Frage untersucht – und den Vorgang in einer Studie beschrieben, die im Fachblatt «Nature Communications» erschienen ist. Gupta – er bezeichnet den geologischen Prozess als «Brexit 1.0, für den niemand gestimmt hat» – nimmt an, dass die Trennung in zwei Phasen erfolgte.
Die erste Phase begann etwa vor 450'000 Jahren. Damals waren grosse Teile der nördlichen Hemisphäre von Eis bedeckt und der Meeresspiegel lag rund 100 Meter tiefer. Zu dieser Zeit begann sich dort, wo sich heute die südliche Nordsee erstreckt, ein eiszeitlicher See zu bilden, der durch den dammartigen Kalkrücken zwischen Dover und Calais vom tiefergelegenen Gebiet des späteren Ärmelkanals getrennt wurde.
Das Wasser aus dem eiszeitlichen See stürzte über die Klippen des Kalkrückens bis zu 100 Meter in die Tiefe und erodierte diesen allmählich. Doch vor etwa 160'000 Jahren – dies ist die zweite Phase – kam es zu einer katastrophalen Flut, die den Damm durchbrach. Das wurde zwar schon länger vermutet, doch die von Gupta und seinem Team analysierten Strukturen am Boden des Kanals bestätigen diese Hypothese.
Noch nicht geklärt ist, was genau diese grosse Flut auslöste. Möglicherweise war es ein Erdbeben, vielleicht brachen aber auch Teile der Eisschicht ab und brachten den See zum Überlaufen. Jedenfalls verlor Grossbritannien mit dem Ende der Eiszeit endgültig den Landkontakt mit dem Kontinent, als der Meeresspiegel anstieg und das Wasser den Talboden des Kanals flutete.
(dhr)
Und nun zu etwas ganz anderem:
Nach seiner Entdeckung durch den Basler Chemiker Albert Hofmann stand LSD für therapeutische Zwecke im Interesse der Psychiatrie. Erst in jüngerer Zeit wird es dahingehend weiter erforscht. Basler Forscher berichten nun, wie die Substanz Angstgefühle reduziert.
In den 1960er Jahren wurde LSD für illegal erklärt, und die Forschung an der Substanz für therapeutische Zwecke kam grösstenteils zum Erliegen. Seit einigen Jahren ist das Interesse an Halluzinogenen als mögliche Ergänzung zur Therapie psychischer Erkrankung aber wieder erwacht.
Forschende der Universitären Psychiatrischen Kliniken und des Unispitals Basel haben die Hirnaktivität von 20 Probanden untersucht, nachdem diese 100 Mikrogramm LSD eingenommen hatten. Im funktionellen Magnetresonanztomografen zeigten sie den Studienteilnehmenden Bilder von Gesichtern, die verschiedene Gefühle wie Wut, Freude oder Angst ausdrückten.
Das Team um Stefan Borgwardt stellte dabei fest, dass die angsterfüllten Gesichter nach Einnahme von LSD eine niedrigere Aktivität im Mandelkern des Gehirns auslösten als im Regelfall. Diese Hirnregion steht im Zusammenhang mit der Verarbeitung von Emotionen, wie die Uni Basel in einer Mitteilung schrieb.
Die Wissenschaftler stellten weiterhin fest, dass sich mit der reduzierten Aktivität in diesem Hirnareal zumindest ein Teil der LSD-verursachten Veränderung des emotionalen Erlebens erklären lässt: Je stärker die Probanden den Effekt der Droge werteten, desto geringer war auch die Aktivität ihres Mandelkerns unter LSD im Vergleich zu normal.
«Diese ‹entängstigende› Wirkung könnte ein wichtiger Faktor für positive therapeutische Effekte darstellen», sagte Studienautor Felix Müller gemäss der Mitteilung. Weitere Studien sollten diesen und weitere Effekte aufs Gehirn und ihr Potenzial für die Psychotherapie genauer entschlüsseln.
LSD bindet an eine Andockstelle des Neurotransmitters Serotonin. Wie genau das Halluzinogen die Hirnaktivität und das Bewusstsein verändert, ist Gegenstand der Forschung. Die aktuelle Studie ist im Fachblatt «Translational Psychiatry» erschienen.
(sda)
Und nun zu etwas ganz anderem:
Lange sah es nicht so gut aus für die Rundschwanzseekühe: Die auch Manati genannte Familie von Meeressäugern hatte mit schwindenden Beständen zu kämpfen. Vor allem eine der drei Arten, der Karibik-Manati, war stark gefährdet. In den 70er Jahren gab es in Florida nur noch ein paar hundert Exemplare.
Zuchtprogramme und Schutzmassnahmen haben dazu geführt, dass es wieder mehr Manatis gibt: In Florida sind es wieder über 6600. Deshalb hat der U.S. Fish and Wildlife Service (USFWS) die Art von der Liste der stark gefährdeten Arten gestrichen.
Nicht jedermann ist allerdings über den Entscheid der Behörde erfreut. Umweltverbände sind nach wie vor besorgt. Der Präsident des «Save the Manatee Club» sagte: «Dies ist ein verheerender Schlag gegen die Manatis». Es gefährde das langfristige Überleben dieser Tiere, wenn sie nun von der Liste genommen würden.
Der USFWS konterte die Vorwürfe mit dem Hinweis, dass die Spezies nach wie vor durch den «Marine Mammal Protection Act» geschützt werde und sich die Population aufgrund der Schutzmassnahmen weiterhin erholen werde, besonders in der Karibik.
(dhr)
Und nun zu etwas ganz anderem:
Drei Monate hat Jan Fröjdman an diesem Video gearbeitet – und das Ergebnis kann sich sehen lassen: ein gut vierminütiger Drohnenflug über die bizarre Oberfläche unseres Nachbarplaneten Mars.
Der Finne verwendete für sein Projekt 3D-Bilder der NASA, die öffentlich zugänglich sind. Die US-Weltraumbehörde hat im Rahmen des High Resolution Imaging Science Experiment (HiRISE) bereits über 50'000 dieser hochaufgelösten Fotos der Marsoberfläche gesammelt. Geschossen hat sie die HiRISE-Kamera an Bord der NASA-Sonde MRO, die in rund 300 Kilometer Höhe den Roten Planeten umkreist.
Fröjdman brachte Bewegung in die Sache. Dazu ordnete er den Bildern in mühsamer Handarbeit insgesamt 33'000 Referenzpunkte zu, anhand derer er die Aufnahmen zusammensetzen konnte. So entstand das dreidimensional wirkende Bewegtbild der Marsoberfläche – wobei die errechneten Übergänge mitunter verräterische Verzerrungen aufweisen.
Es handelt sich somit tatsächlich, wie Fröjdman auf seinem Blog erklärt, um einen «fiktiven Flug über einen realen Mars». Das Projekt erhebt keinen Anspruch auf wissenschaftliche Exaktheit – aber bietet uns Gelegenheit zu einer faszinierenden Reise über eine ungewöhnlich plastische Marslandschaft.
(dhr)