In Deutschland sorgt das
Erdogan-Schmähgedicht des Satirikers Jan Böhmermann für Aufsehen.
Zu einem ähnlichen Kniff hat die US-Zeitung «Boston Globe»
gegriffen. Sie hat in ihrer Sonntagsausgabe eine fiktive Frontseite
vom 9. April 2017 veröffentlicht. Diese zeigt, was geschehen könnte,
wenn Donald Trump die US-Wahlen gewinnt und der nächste Präsident
wird.
Die Zeitung nahm den
rechtspopulistischen Milliardär beim Wort: «Deportationen
beginnen», lautet die Schlagzeile der Aufmacher-Geschichte. Trump
hat im Wahlkampf die Abschiebung von mehr als elf Millionen
unregistrierten Einwanderern angekündigt. Ausschreitungen und
Ausgangssperren sind die Folge. Eine weitere Headline besagt,
dass «US-Soldaten die Tötung von ISIS-Familien verweigern». Auch
dies hat der Kandidat im Wahlkampf gefordert.
Weiter thematisiert das Blatt Krisen an
den Märkten wegen drohender Handelskriege oder diplomatische Eklats.
So habe «Präsident» Trump seinen Hund, einen chinesischen
Shar-Pei, nach der Pekinger First Lady Peng Liyuan benannt. Seine
fiktive Antwort auf den Faux-Pas lautet: «Ich weiss nicht, warum sie
so beleidigt ist, ich liebe süsse Welpen und ich liebe Frauen. Ich
habe doch kein Bild eines Rottweilers namens Angela Merkel
getwittert.»
In den humoristischen Bereich gehören «News», wonach der Yellowstone-Nationalpark in
Trump-Nationalpark umbenannt werden soll – ein Seitenhieb auf das Ego des Immobilientycoons. Dazu gehört auch die «Meldung», dass Trump für den Friedensnobelpreis nominiert
wurde. Oder dass Fox-News-Moderatorin Megyn Kelly, die Trump mit
frauenfeindlichen Sprüchen beleidigt hat, auf eine «schwarze Liste
des Weissen Hauses» gesetzt wurde.
Mit der satirischen Aktion will der «Boston Globe» nach eigenen Angaben zeigen, dass es eine
«aktive und engagierte Opposition» braucht. «Donald J. Trumps
Vision der Zukunft für unsere Nation ist nicht nur zutiefst
verstörend, sondern zutiefst unamerikanisch». Die Republikaner
sollten alle legitimen Mittel einsetzen, um Trump von der
Präsidentschaftskandidatur fernzuhalten.
«Wir nehmen Trump beim Wort»,
begründete die zuständige Ressortleiterin Katie Kingsbury die
Satireseite gegenüber CNN. Auf Twitter sprach die Zeitung zusätzlich
Klartext: Es handle sich um «die Frontseite, von der wir hoffen,
dass wir sie nie drucken müssen». Trump selbst nannte die Satire
bei einem Wahlkampfauftritt in Rochester im US-Bundesstaat New York
«wertlos».
Der Immobilienmilliardär liegt derzeit
im Präsidentschaftsrennen der Republikaner in Führung. Sollte er
bis zum Nominierungsparteitag im Juli in Cleveland nicht die
notwendige Mindestzahl an Delegiertenstimmen zusammenhaben, hofft die
Parteiführung, ihn bei einer Kampfabstimmung verhindern zu können.
(pbl/sda/afp)
Ausschreitungen bei Trumps Auftritten
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Ausschreitungen bei Trumps Auftritten landauf landab
Trump-Gegner und Trump-Anhänger geraten sich bei einer Wahlveranstaltung in Cleveland, Ohio in die Haare.
quelle: ap/pittsburgh post-gazette / michael henninger
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