Der ehemalige Aduno-Verwaltungsratspräsident und ehemalige Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz hat ein Strafverfahren am Hals: Die Zürcher Oberstaatsanwaltschaft eröffnet ein Verfahren wegen ungetreuer Geschäftsbesorgung. Raiffeisen doppelt mit einer Anzeige nach.
Am Dienstag wurden in den Wohnungen und Büros der fünf Beschuldigten bereits Hausdurchsuchungen durchgeführt. Die St.Galler Staatsanwaltschaft unterstützte die Zürcher Justiz dabei. Es sei umfangreiches Beweismaterial sichergestellt worden. Die Einvernahmen der fünf Beschuldigten sind nach wie vor im Gang.
Im Juni 2017 war Vincenz von seinem Posten bei Aduno zurückgetreten. Im Herbst gab die Kreditkartengesellschaft dann bekannt, dass sie die Geschäfte von Vincenz unter die Lupe nehmen will, vor allem was gewisse Akquisitionen betrifft.
Gefeierter Banken-Chef
Nun wird gegen den einst gefeierten Banken-Chef auch noch ein offizielles Strafverfahren geführt: Die Zürcher Oberstaatsanwaltschaft hat ein Verfahren wegen ungetreuer Geschäftsbesorgung eröffnet. Auslöser war eine Strafanzeige von Aduno vom Dezember 2017.
«Ich bestreite die gegen mich erhobenen Vorwürfe vehement und werde mich mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln dagegen wehren.»
Pierin Vincenz
Bild: KEYSTONE
Ermittelt wird aber nicht nur gegen Vincenz selber, sondern auch gegen vier weitere Personen aus seinem beruflichen Umfeld, darunter ein weiteres ehemaliges Mitglied des Aduno-Verwaltungsrates, wie die Oberstaatsanwaltschaft des Kantons Zürich am Mittwoch mitteilte.
Medienmitteilung von Raiffeisen
«Raiffeisen nimmt den Verdacht auf ungetreue Geschäftsbesorgung und die für uns neuen Indizien der Staatsanwaltschaft zum Anlass, auf eine juristische Aufklärung aller Vorgänge in der Vergangenheit zu drängen. Darum hat der Verwaltungsrat auf Antrag der Geschäftsleitung beschlossen, Strafanzeige gegen Pierin Vincenz und gegen weitere möglicherweise involvierten Personen einzureichen.»
Vincenz bestreitet Vorwürfe
Vincenz bestreitet die Vorwürfe vehement. «Ich werde mich mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln dagegen wehren», teilte Vincenz mit. «Als gestern Morgen früh die Polizei vor der Tür stand, war das für mich ein Schock», so der frühere Raiffeisen-Chef weiter. «Ich habe die Interessen der Firmen, für die ich gearbeitet habe, stets gewahrt und bin nach wie vor überzeugt, dass ich mir nichts habe zuschulden kommen lassen.»
Am gleichen Tag, an dem die Razzien stattfanden, wurde die Raiffeisen-Bank durch die Zürcher Justiz über das Strafverfahren informiert. Sie selber reichte daraufhin ebenfalls Strafanzeige gegen ihren ehemaligen Chef ein, wie die Raiffeisen am Mittwoch mitteilte. Die Bank will zudem in dem Verfahren als Privatklägerin auftreten.
Finma-Verfahren eingestellt
Auch die Finanzmarktaufsicht Finma führte bereits eine Untersuchung gegen Vincenz - stellte diese aber Ende Dezember 2017 ein. Das Verfahren sei gegenstandslos geworden, weil Vincenz sich entschieden habe, von seinen Führungsfunktionen bei der Versicherungsgruppe Helvetia zurückzutreten.
Damit zog sich Vincenz aus der von der Finma beaufsichtigten Branche ganz zurück. Andere Ämter hatte er zuvor schon aufgegeben. In der Folge wurde das Verfahren gegen ihn gegenstandslos. Auslöser für die Finma-Untersuchung waren Interessenkonflikte im Zusammenhang mit bedeutenden Beteiligungen. Diese warfen Fragen zur einwandfreien Geschäftsführung auf. Ein Finma-Verfahren gegen Raiffeisen läuft noch. (whr/sda)