Wo Hillary Clinton ist, ist auch Huma Abedin. Die Frau mit dem wallenden schwarzen Haar gilt als engste Vertraute der demokratischen Präsidentschaftskandidatin. Fortgesetzte Sex-Verfehlungen ihres Mannes bringen sie nun dorthin, wo sie keinesfalls hin will: in die Schlagzeilen.
Abedins Ehemann Anthony Weiner kann es nicht lassen, Fotos seiner Unterhose samt Inhalt an weibliche Fans zu schicken. Der frühere Kongressabgeordnete Weiner hatte 2011 mit dem Twittern erotischer Selfies seine hoffnungsvolle politische Karriere zerstört.
Am Wochenende wurden neue Vorwürfe laut, Weiner solle abermals über Monate anzügliche Bilder von sich an eine andere Frau geschickt haben. Auch eines, während er mit seinem Sohn im Bett lag.
Nun hat die Frau die Reissleine in einer ungewöhnlichen Beziehung eines New Yorker Juden zu einer Muslima gezogen, um nicht auch noch ihren eigenen Berufsweg abzuschneiden. Lange hatte sie zumindest nach aussen Loyalität gezeigt, ganz so wie ihre Ziehmutter Clinton einst bei den Affären ihres Mannes Bill.
Doch diesmal hatte Weiner auch noch den schlafenden Sohn mit auf dem Selfie, das er an eine seiner Gespielinnen verschickte. Die Ehe, für die einst Präsident Bill Clinton Pate stand, ist zu Ende, die Scheidung nur noch eine Frage der Zeit.
Das Weisse Haus hat diverse Praktikantinnen kommen und gehen sehen. Abedin ist vielleicht nicht die prominenteste, mit Sicherheit aber die einflussreichste von ihnen. Die 41-Jährige ist die wohl engste Vertraute von Clinton. Ihr Wahlkampf steht und fällt mit den Ideen, der Wachsamkeit und inzwischen auch der Erfahrung Abedins.
Dass die in Michigan geborene und in Saudi-Arabien aufgewachsene Tochter eines indisch-pakistanischen Ehepaares nun wegen fortgesetzter Sex-Affären ihres Ehemannes in die Schlagzeilen gerät, ist ein Bruch in ihrer Karriere. Der politische Gegner weiss genau, wie wichtig die hochdisziplinierte Abedin für Clinton ist – und schiesst entsprechend scharf.
Trump rührt in dieser Geschichte. Er weiss nur zu gut, was es bedeutet, wenn ein Wahlkampfmanager zu lange zu negative Schlagzeilen macht.
Er selbst hat mit Cory Lewandowski und Paul Manafort in den vergangenen Monaten bereits zwei in die Wüste geschickt. Der Kandidat kann machen, was er will – die Schlagzeilen bleiben wegen seiner Getreuen schlecht: Einen solchen Mühlstein wollen nur wenige Polit-Grössen in Wahlkampfzeiten mit sich herumtragen.
Neben den Sex-Gepflogenheiten ihres Mannes hinterfragen die Medien auch die Doppelrolle der Power-Frau – in Clintons Amtszeit als Aussenministerin war Abedin gleichzeitig im Aussenministerium und in der Stiftung Clinton Foundation aktiv. Die E-Mail-Affäre Clintons trägt auch den Namen Abedin. Die Republikaner, von denen einige Abedin bereits in Verbindung mit der Muslim-Bruderschaft bringen wollten, haben einen Angriffspunkt.
Dass Hillary Clinton ihre seit 20 Jahren treu dienende Vertraute Abedin fallen lässt, gilt derzeit dennoch als eher unwahrscheinlich. Als sie 1996 zum Praktikum ins Weisse Haus kam, wurde sie der damaligen First Lady Clinton zugeteilt.
Seitdem sind die beiden Frauen unzertrennlich. Abedin wurde Clintons Beraterin beim erfolgreichen Wahlkampf für den Senat im Jahr 2000. Der Aussenministerin Clinton diente Abedin als stellvertretende Stabschefin.
Nun ist sie Stellvertreterin der Wahlkampagne für das Präsidentenamt – und immer schön im Hintergrund. Interviews gibt sie kaum, öffentlich redet sie nur im Notfall. Ihre Karriere als Strippenzieherin ist einem grossen Ziel untergeordnet – die Präsidentschaft ihrer Chefin.
Im Falle eines Sieges Clintons am 8. November darf die 41-Jährige mit einer satten Belohnung in Form eines Regierungspostens rechnen. Die Rolle als Stabschefin wird in US-Medien diskutiert. (whr/sda/dpa)