
Donald Trump erscheint auf der Bühne in Cleveland.
Bild: MIKE SEGAR/REUTERS
Ein Aufstand der Trump-Gegner, eine «abgekupferte» Rede und bizarre Auftritte: So haben sich die US-Republikaner den Auftakt zu ihrem Parteitag kaum vorgestellt.
19.07.2016, 15:4520.07.2016, 17:25

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Mit Aufrufen zur Einigkeit und
Siegeszuversicht hat am Montag der Parteitag der US-Republikaner in
Cleveland begonnen. Bereits am ersten Tag aber wurde die «Krönungsmesse» für Donald Trump von Misstönen begleitet.
Dessen innerparteiliche Gegner unternahmen einen letzten und ziemlich
hoffnungslosen Versuch, die Nominierung des Immobilienmoguls zu
verhindern.
Bei dem Streit ging es konkret um die
Regel, die die grosse Mehrheit der 2472 Delegierten beim Votum über
den Kandidaten an die Ergebnisse der Vorwahlen bindet. Diese hatte
der New Yorker Quereinsteiger aus der Geschäftswelt mit klarer
Mehrheit gewonnen. Die Trump-Gegner wollten erreichen, dass alle
Delegierten frei über den Kandidaten abstimmen dürfen.

Wütende Trump-Gegner protestierten gegen das Abstimmungsprozedere.
Bild: BRIAN SNYDER/REUTERS
Ihre Aussichten waren von vornherein
wenig realistisch. Sie reklamierten allerdings, sie hätten genügend
Unterschriften, um eine Abstimmung über die Nominierungsregularien
mit Durchzählung aller Delegierten zu erreichen. Dennoch liess die
Parteitagsleitung nur per Akklamation darüber abstimmen und
verkündete dann, die Regeln seien in der bestehenden Form gebilligt
worden.
Daraufhin brachen hunderte Trump-Gegner
in lautstarken Protest aus. «Schande, Schande»-Rufe ertönten,
einige Delegierte verliessen die Halle. Anhänger des
Milliardärs konterten mit den Rufen «Trump, Trump». Der
frühere Senator Gordon Humphrey, einer der Initiatoren des
Vorstosses, sagte, er sei über den fehlenden Rückhalt «nicht
überrascht, aber empört».
Die Versammlung verlief danach ohne
grössere Zwischenfälle. Höhepunkt war der Auftritt von Trumps
Gattin Melania. In ihrer Ansprache versuchte die gebürtige Slowenin,
das Hardliner-Image ihres Angetrauten weichzuspülen und seine
grossherzige Seite zu betonen. Am Ende aber sprach kaum jemand über
den Inhalt von Melania Trumps Rede, sondern vorab über die Tatsache,
dass sie anscheinend ganze Passagen von First Lady Michelle Obama
abgekupfert hatte.
Eine weitere Peinlichkeit ereignete sich
am Rande des Parteitags. In einer Fernsehdebatte liess sich der
Kongressabgeordnete Steve King aus Iowa zur Aussage hinreissen,
Weisse hätten mehr für den Fortschritt der menschlichen
Zivilisation geleistet als andere «Untergruppen» von Menschen. Er
reagierte mit diesem Votum auf die Kritik an der Tatsache, dass die
Führung der republikanischen Partei ausschliesslich aus Weissen
besteht.
Allerdings ist Steve King einschlägig
vorbelastet. Er reichte im Repräsentantenhaus einen – erfolglosen
– Vorstoss ein, mit dem er verhindern wollte, dass die
Anti-Sklaverei-Aktivistin Harriet Tubman auf der 20-Dollar-Note
verewigt wird. Und auf seinem Schreibtisch steht eine Flagge der
Konföderierten – obwohl Iowa im Sezessionskrieg zu den
Nordstaaten gehört hatte. Auftritte wie jener von King festigen das
Image der Republikaner als Partei wütender (männlicher) Weisser.

Stephen Colbert als Caesar Flickerman.Bild: J. Scott Applewhite/AP/KEYSTONE
Bereits am Tag vor der Eröffnung war es
in der Quicken Loans Arena zu einem kleineren Eklat gekommen. Der
Comedian und Talkshow-Moderator Steven Colbert schlich sich auf die
Bühne, verkleidet als Caesar Flickerman, der schrille Zeremonienmeister aus «The Hunger Games». Als solcher erklärte
er die «Republikanischen Machthunger-Spiele 2016» für eröffnet.
Als ein Sicherheitsmann ihn wegführen
wollte, sagte Colbert: «Ich sollte nicht hier sein, aber
Donald Trump auch nicht.» US-Medien spotteten, der Nachfolger von
Lateshow-Legende David Letterman sei der grösste Star, der auf der
Bühne in Cleveland auftreten werde. Tatsächlich fehlt es der
Trump-Show an Starpower, ausser B- und C-Promis ist niemand
angesagt. Der fromme Footballer Tim Tebow wurde als Redner gehandelt,
bezeichnete dies jedoch als «Gerücht».
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