Anders als der Baulöwe Donald Trump versucht sich Ted Cruz in der Stunde seines Triumphs in Demut. «Die Ehre gebührt Gott», erklärte der erzkonservative Senator aus Texas, nachdem er in der Nacht auf Dienstag die erste Vorwahl der US-Republikaner im Bundesstaat Iowa für sich entschieden hatte.
Cruz umgarnt vor allem evangelikal-christliche Wähler und inszeniert sich als Kämpfer gegen das politische Establishment in Washington – allerdings war er zu Beginn seiner Karriere enger im Machtzirkel der Hauptstadt vernetzt, als er zugibt.
Auf seiner Wahlkampftour durch Iowa machte der Senator am Wochenende in Ida Grove halt, einem 2000-Einwohner-Ort im Nordwesten des ländlich geprägten Bundesstaates. In Jeans und schlichtem Hemd stellte er sich in das Gemeindezentrum und warnte seine Zuhörer: «Wenn ihr einen Kandidaten seht, der von Washington umarmt wird, dann lauft weg und geht in Deckung.»
Die Gesundheitsreform von Präsident Barack Obama bezeichnete er als «Jobkiller», den Atomdeal mit dem Iran als Gefahr für die US-Sicherheit. Gegen illegale Einwanderer will er hart vorgehen.
Dabei hat der Senator selbst eine Einwandererbiografie: Cruz kam im kanadischen Calgary zur Welt. Sein Vater stammt aus Kuba, die Mutter aus den USA. Trump versuchte in den vergangenen Wochen, Cruz wegen seines Geburtsorts ausserhalb der USA die Befähigung zum Präsidentenamt abzusprechen. «Über Deinem Kopf schwebt ein grosses Fragezeichen», sagte der Milliardär in einer Fernsehdebatte.
Cruz wuchs im Bundesstaat Texas auf, besuchte dort evangelikal geprägte Schulen und begeisterte sich schon als Jugendlicher für die marktradikalen Ideen von Ökonomen wie Milton Friedman.
Nach Abschlüssen an den Eliteuniversitäten Princeton und Harvard arbeitete der Jurist zunächst als Assistent am Obersten Gerichtshof der USA und in einer Kanzlei. Später gehörte er dem Anwaltsteam an, das George W. Bush nach dem umstrittenen Ausgang der Präsidentschaftswahl 2000 vor dem Supreme Court zum Sieg verhalf.
Bush gab Cruz anschliessend Posten im Justizministerium und in der Handelsbehörde FTC. Von 2003 bis 2008 amtierte der verheiratete Vater von zwei Kindern als Generalstaatsanwalt in Texas, ehe er wieder in eine Kanzlei wechselte und seinen Gang in die Politik vorbereitete.
Getragen von der erzkonservativen Tea-Party-Bewegung zog er 2012 für Texas in den Senat ein, nachdem er zuvor im parteiinternen Vorentscheid überraschend einen Vertreter des republikanischen Establishments ausgeschaltet hatte. Bei seiner Rückkehr nach Washington positionierte sich Cruz als knallharter Aussenseiter – trotz seiner früheren Aufgaben in der Bush-Regierung.
Sein Eifer etwa beim Kampf gegen Obamas Gesundheitsreform, der im Herbst 2013 in einem mehr als zwei Wochen dauernden Haushaltsnotstand gipfelte, ging auch vielen Parteikollegen im Senat auf die Nerven. Doch Cruz konnte zeigen, dass er Prinzipien über politische Kompromisse stellt.
Die Stärke des Senators ist sein rhetorisches Talent, das er gegen Obama ebenso scharf einsetzt wie gegen moderate Politiker aus dem eigenen Lager.
Und um die Wähler von seinem unverrückbaren Bekenntnis zum Recht auf Waffenbesitz zu überzeugen, wählt Cruz bisweilen ungewöhnliche Methoden: Vergangenes Jahr veröffentlichte er ein Video, in dem er den Lauf eines Sturmgewehrs mit Frühstücksspeck einwickelte, losballerte, den brutzelnden Fleischlappen kostete und am Ende befand: «Mmmh, Maschinengewehr-Speck.»
Den Erfolg am Montagabend feierte Cruz als «Sieg für mutige Konservative überall in Iowa und überall in dieser grossartigen Nation». Selbst wenn die Delegierten aus Iowa beim Nominierungsparteitag der Republikaner im Sommer nur wenig Gewicht haben – Cruz ist nun in der Favoritenrolle.
(sda/afp)