Die Vorwahlen der Demokraten und Republikaner in den USA gehen am Dienstag mit Abstimmungen in fünf Ostküstenstaaten in die nächste Runde. Die Spitzenreiter Hillary Clinton und Donald Trump hoffen, der Präsidentschaftskandidatur einen weiteren grossen Schritt näher zu kommen.
Während bei den Demokraten die Ex-Aussenministerin praktisch uneinholbar vorn liegt, bleibt es bei den Republikanern hochspannend. Um schon vor dem Nominierungsparteitag im Juli alles klar zu machen, muss Trump 1237 Delegiertenstimmen sammeln, 846 hat er nach Schätzung des TV-Senders CNN zusammen.
Seine Rivalen Ted Cruz und John Kasich liegen zwar mit 563 beziehungsweise 147 Delegierten so weit zurück, dass sie den Immobilienmilliardär in den Vorwahlen nicht mehr einholen können. Doch sie können verhindern, dass er die zur absoluten Mehrheit fehlenden 391 Delegierten holt. In diesem Fall könnte es beim Parteitag zu einer Kampfabstimmung kommen.
Bei den Demokraten liegt die Schwelle bei 2383 Delegierten. Clinton hat laut CNN 1941 Delegierte beisammen, ihr Rivale Bernie Sanders nur 1240. Eingerechnet sind die «Superdelegierten». Dies sind bei den Demokraten aktuelle oder frühere Amtsträger, die beim Parteitag in ihrem Stimmverhalten frei sind. Clinton hat laut CNN 489 «Superdelegierte» hinter sich – mehr als zehn Mal so viele wie Sanders.
Bei den Wahlen am Dienstag ist Pennsylvania der bevölkerungsreichste Staat und stellt deshalb die meisten Delegierten. Allerdings gilt dort bei den Republikanern eine Besonderheit: 54 der 71 Delegierten sind nicht an das Votum der Basis gebunden, sondern können frei entscheiden. Selbst wenn Trump also in Pennsylvania mit satter Mehrheit gewinnt, hat er nur 17 Delegierte gewonnen.
Die Umfragen sehen Clinton wie Trump bei den Wahlen an der Ostküste deutlich vorn. Bei den Republikanern konzentriert sich der ultrakonservative Senator Cruz deshalb bereits auf den Mittelweststaat Indiana. Seine Hoffnungen, Trump dort am übernächsten Dienstag schlagen zu können, stützen sich auf seine vorherigen Erfolge in den Mittelweststaaten Iowa und Wisconsin.
Sollte nach Indiana immer noch unklar sein, ob Trump die 1237 Delegierten holt oder nicht, wird dies am 7. Juni entschieden: In ihrer letzten Vorwahlrunde stimmen die Republikaner in fünf Staaten ab, darunter Kalifornien, dem bevölkerungsreichsten US-Staat.
Holt Trump in den Vorwahlen nicht die absolute Delegiertenmehrheit, könnte der Parteitag vom 18. bis 21. Juli in Cincinnati zum grossen Politdrama werden. Eine Kampfabstimmung mit mehreren Runden ist möglich. Eine einfache Mehrheit reicht nach den Parteiregeln nämlich weder in der ersten Wahlrunde noch in nachfolgenden für die Nominierung.
Gegen Trump könnten beim Parteitag nicht nur etwa Cruz oder Kasich, sondern auch ein anderer Konkurrent antreten, der sich in den Vorwahlen gar nicht beworben hatte. Spekuliert wurde über den Vorsitzenden des Repräsentantenhauses, Paul Ryan, der allerdings abgewunken hat.
Eine Kampfabstimmung wäre voller Unwägbarkeiten. Denn während die meisten Delegierten in der ersten Runde noch an das Vorwahlergebnis gebunden sind, wären sie ab der zweiten Runde überwiegend in ihrer Entscheidung frei.
Hinzu kommt eine Zahl von etwa 200 Delegierten, die von vornherein nicht an das Votum in ihrem Staat gebunden sind. Auch die mehr als 170 Delegierten des bereits ausgeschiedenen Bewerbers Marco Rubio sind ein schwer kalkulierbarer Faktor.
Schon jetzt findet deshalb hinter dem Vorwahlkampf eine zweite, weniger öffentliche Kampagne statt: das Umwerben von Delegierten, die als noch beeinflussbar gelten. Besonders Cruz betreibt diese Kampagne massiv. Trump wirft ihm deshalb vor, die Kandidatur «stehlen» zu wollen. (sda/afp)