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Das junge, demokratische Amerika findet also, Hillary Clinton sei mit 69 Jahren zu alt. Und portiert lieber einen, der noch älter ist, Bernie Sanders, 74. Natürlich hat diese paradoxe Verschiebung nichts mit dem numerischen Alter der beiden Präsidentschaftskandidaten zu tun, sondern mit dem geistigen. Und auch nicht wirklich mit dem geistigen Alter von Sanders und Clinton selbst, sondern mit dem ihrer Kampagnen.
Sanders ist nämlich nicht einfach der gerechte Sozialist, der die Gemeinschaft über alles stellt, Sanders ist auch der Star, der in GIFs auf Katzen und Einhörnern durchs Weltall reitet und dessen Kern-Support-Gruppe «The People For Bernie Sanders» dutzende lustiger Valentinstags-Posts verfasst hat.
Roses are redViolets are blueWhat American needs nowIs a socialist Jew!.[thanks you wonderful people at Jews for Bernie!]
Posted by The People For Bernie Sanders 2016 on Sonntag, 14. Februar 2016
Und da kommt nun Winnie Wong ins Spiel. Sie hat Sanders innerhalb weniger Monate zu einer Jugendbewegung und einer Internet-Sensation gemacht. Winnie Wong ist die Social-Media-Strategin hinter Sanders. Über sie selbst ist fast nichts bekannt, bloss, dass sie in New York lebt, wo sie für Occupy Wall Street gearbeitet hat.
Davor, sagt sie unbestimmt, habe sie «verschiedene Kampagnen für soziale Gerechtigkeit organisiert». Sie nennt sich eine «radikale Medienmacherin» und einen «professionellen Konzern-Troll». Interviews gibt sie fast nie, über sich sprechen will sie nicht, bloss über das grosse, soziale, authentische, moralische, transparente, aufrichtige, ehrliche «wir», für das Sanders stehe.
Wong war bereits Mitbegründerin von «The People For Bernie Sanders» als sie im letzten Sommer den Hashtag #FeelTheBern kreierte und damit einen Superbowl der Emotionen in den sozialen Netzwerken veranstaltete. Denn #FeelTheBern umfasst alles, was man als junger Mensch toll findet: den Community-Gedanken, die Leidenschaft, die Superkräfte von Gefühlen überhaupt, den Sexappeal einer popkulturellen Bewegung, die im besten Fall auch eine revolutionäre ist.
#FeelTheBern ist ein Hashtag mit hohem Pathos. Und wenn sich die spröde Winnie Wong auf ihrer eigenen, mit einem Faultier im Weltall hinterlegten Facebook-Seite einmal so richtig gehen lässt, wird sie durchaus auch pathetisch.
Dedicated to all you LOVERS in the struggle. Real grateful I get do all these things and so much more. Lets win for each other.
Posted by Winnie Wong on Sonntag, 14. Februar 2016
#FeelTheBern hat einige Gesichter: Die GIFs, die lustigen Montagen, aber auch Video-Interviews, die Wong mit Sanders-Wählern macht, mit Krankenschwestern, Farmern, Studenten, allesamt sehr kurz, sehr persönlich, mitten aus dem amerikanischem Alltag derer, die noch nie sonderlich privilegiert waren. Dazwischen: Statistiken, Zeitungsartikel, alles über Bernie, Bernie mit Babys, Bernie-T-Shirts und – ein Hit – Bernie als Tattoo-Vorlage.
@SenSanders @BernieSanders Bernie's got my back & I've got his! Portrait tattoo to come #BernieSanders #FeelTheBern pic.twitter.com/YQ2hYVyldK
— Fox Vivien Grey (@Random_Jelly) 1. Februar 2016
Manches haben Wong oder die «People» selbst designt, anderes haben sie zusammengetragen von Unterstützern. Denn die ganze Sanders-Online-Kampagne ist ein rührendes Gemeinschaftswerk, eine soziale (Medien-)Skulptur für wenig Geld. Sie wächst mit jedem Tag. Die Google-Suche nach Hillary Clinton, die seit Jahrzehnten präsent ist, ergibt 140 Millionen Einträge. Die Suche nach Bernie Sanders, dessen Bewegung eben erst eingesetzt hat, bereits 106 Millionen. Viele dieser Millionen verdankt er Winnie Wong.