«Es war noch nie so schlimm wie in diesem Sommer, so scheint es uns», sagt Esther Geisser. Geisser ist Präsidentin des Vereins Network for Animal Protection und kämpft gegen ein Problem an, das in der Schweiz niemand zu interessieren scheint: hunderttausende junge Kätzchen, die kein Mensch will.
«Wir kriegen täglich neue Notfallmeldungen und wissen oft nicht, wohin mit den Tieren – und wie wir das alles überhaupt bewältigen können.» Doch bei weitem nicht allen Katzen ist dieses Schicksal vergönnt, denn viele Besitzer entledigen sich des unerwünschten Nachwuchses auf für sie weitaus bequemere Art und Weise.
Die Kätzchen werden ersäuft, erschlagen, vergast oder erstickt –gnadenlos. Bereits 2014 schätzte die Tierschutzorganisation NetAP in einer vorsichtigen Hochrechnung, dass pro Jahr rund 100'000 Kätzchen so «entsorgt» werden. Wer es nicht übers Herz bringt, die Tiere zu töten, setzt diese einfach aus. So stieg die Anzahl streunender Katzen bis 2014 auf geschätzte 300'000 Tiere.
Obwohl NetAP seit Jahren Kastrationen bei verwilderten Katzen durchführt, steigt die Zahl weiterhin. Geisser vermutet, dass dies vor allem an der heutigen Wegwerfmentalität liegt, denn auch wer ein Kätzchen behält, tut dies immer seltener für immer: «Viele Katzenhalter setzen ihre Tiere lieber aus, geben sie ab oder schläfern sie ein, wenn ein Problem auftaucht.»
Es sind dann auch oft die privaten Katzenhalter, welche es versäumen, ihre Stubentiger zu kastrieren und so dafür sorgen, dass immer mehr Nachwuchs zur Welt kommt. Vielen ist eine Kastration zu umständlich, oder schlicht zu teuer. Vor allem auf Bauernhöfen vermehren sich Katzen oft unkontrolliert. Zwar bietet die Organisation den Bauern ihre Unterstützung in Form von vergünstigten oder gar kostenlosen Kastrationen an, doch wird diese Hilfe meist nicht gewollt.
«Nach wie vor geistert das Vorurteil herum, dass kastrierte Katzen nicht mausen», sagt Geisser gegenüber dem «Beobachter». «Das ist natürlich Unsinn.»
Nun soll eine Petition endlich etwas an der Situation ändern. Konkret geht es um folgenden Gesetzeswortlaut:
Dieser soll um folgenden Zusatz erweitert werden:
Die Gesetzesänderung soll dabei nicht nur die unkontrollierte Vermehrung vermindern, sondern auch deren Nebeneffekte. Konkret gibt NetAP die Ziele folgendermassen an:
Zwar hat die Petition seit März dieses Jahres bereits 55'000 Unterschriften eingebracht, doch der Weg ist steinig. «Die Politiker, die Behörden und die breite Masse scheinen sich nicht für das immense Katzenleid zu interessieren», sagt Geisser. «Die wenigen Organisationen, die sich nachhaltig und ständig des Elends annehmen, sind total überlastet.»
Im Ausland ist man da schon weiter. So haben in Deutschland und Österreich bereits viele Städte und Gemeinden ihre Kommunalverordnung angepasst und, basierend auf dem Tierschutzgesetz, eine entsprechende Kastrationspflicht eingeführt.
Wer die Petition unterstützen will, kann dies hier online tun. Der Wohnsitz muss dabei nicht in der Schweiz sein.