Katzen sind vieles: Sie sind frech, niedlich, liebenswert und die besten Lehrer, die es gibt. Denn auch wenn sie uns nichts über Geschichte oder Chemie beibringen können – dank ihnen verstehen wir nicht nur die Welt, sondern auch uns selbst ein bisschen besser.
Auch wenn wir anfangs noch davon überzeugt waren, dass wir problemlos «Nein» sagen können – die bittenden Augen unserer Katze haben uns schnell vom Gegenteil überzeugt. Und irgendwann mussten wir es trotzdem lernen: Ein niedlicher Blick ist noch lange kein Grund für die vierte Portion Futter. Und auch wenn sie gerade so friedlich auf deinem Bauch schläft: Es ist okay, sich umzudrehen. Auch wenn dein Herz dabei schmerzt.
Denn sobald du eine Katze adoptiert hast, scheint plötzlich jeder ein Katzenexperte zu sein. Und selbstverständlich wissen sie alle tausendmal besser als du, was du tun und was du lassen sollst. Auch wenn sie noch nie in ihrem Leben eine Katze hatten. Und auch da lernen wir mit der Zeit dazu: Es spielt keine Rolle, was deine Mutter, deine Nachbarin oder selbsternannte Tierexperten von dir und deiner Katze halten. Oder deinem Leben. Deinem Geschmack. Deiner Meinung. Denn deiner Katze ist das ohnehin egal – sie hat dich so lieb, wie du bist.
Wenn wir vor dem Leben mit einer Katze noch bis in die frühen Morgenstunden wach waren und am nächsten Morgen bis zum ersten dritten Kaffee wie Zombies dahinvegetierten, haben wir inzwischen gelernt, dass es kein besseres Gefühl gibt, als nach einem aufregenden Tag ins Land der Träume abzudriften – selbst wenn es «noch viel zu früh» ist und bei manchen von unseren Freunden um diese Uhrzeit der Abend «erst so richtig anfängt». Schlaf ist toll!
Wir leben in einer Welt, wo selbst das Warten an der Bushaltestelle ohne Smartphone zu einem Albtraum wird. Einfach mal nichts tun? Unvorstellbar! Unsere Katze hat uns jedoch gelehrt, dass wir nicht immer eine Beschäftigung brauchen. Im Gegenteil: Wenn unsere Samtpfote stumm aus dem Fenster starrt, starren wir mit ihr mit. Und wenn wir an der besagten Bushaltestelle warten, brauchen wir nicht jedes mal auf einen leuchtenden Bildschirm zu starren. Weil auch Nichtstun wundervoll sein kann.
«Es braucht nicht viel, um glücklich zu sein!»: Eigentlich haben wir das bereits die ganze Zeit gewusst. Aber erst unsere Katze hat dieser alten Lebensweisheit einen Sinn gegeben und sie in Tat umgesetzt. Es muss nicht immer das teuerste Katzenbett sein. Eine Kartonkiste ist genauso toll. Und kann sie nach ihrem Mittagsschläfchen einem zerknüllten Papier oder unsichtbaren Monstern hinterherjagen, ist das Leben vollständig. Manchmal muss man es halt einfach seiner Katze nachmachen und neugierig genug sein, um die Magie in den unscheinbaren Dingen des Alltags zu entdecken.
Katzen sind nicht nur niedlich. Manchmal können sie auch ganz schön kratzbürstig kratzwütig werden. Oder sie strafen uns mit kaltherziger Ignoranz wegen eines Verbrechens, dessen wir uns nicht mal bewusst sind. Aber so spielt nun mal das Leben – und einige Stunden später schleicht der Stubentiger trotzdem wieder um unsere Beine und veranstaltet ein Schnurrkonzert. Alles wie immer.
Hand aufs Herz: Wer hat noch nie unter der Dusche gesungen? Selbstgespräche geführt? Alleine mit sich selbst gelacht, ohne genau den Grund dafür zu kennen? Wir alle tun hin und wieder Dinge, die vor den Augen anderer Menschen verborgen bleiben sollen. Aber eine Katze ist kein Mensch – und wenn wir unter der Dusche den neusten Song von Just Bieber trällern, kann es durchaus mal sein, dass wir uns mit ihrem skeptisch-vorwurfsvollen Blick auseinandersetzen müssen. Gleichzeitig wissen wir aber: Es ist okay, manchmal etwas verrückt zu sein. Das sind wir alle – auch unsere Samtpfoten.